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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0031
Der schwäbische Adel

Wollasch37 hat in einer Freiburger Dissertation die Anfänge des Klosters St. Georgen
im Schwarzwald untersucht; die in diesem Zusammenhang besonders interessierenden
Ergebnisse der Arbeit betreffen den Kreis der Schenker und Stifter, die
das Kloster ins Leben gerufen und ausgestattet haben. Diese sind uns aus den zwischen
1092 und 1094 in St. Georgen niedergeschriebenen Notitiae fundationis des
Klosters bekannt. Als deren Verfasser sieht Wollasch den St. Georgener Abt Theoger
, späteren Bischof von Metz, eine der stärksten Persönlichkeiten im Umkreis und
in der Nachfolge Abt Wilhelms von Hirsau. Theoger ist im vorliegenden Buch ein
eigenes Kapitel gewidmet, in dem die Eigenart der von St. Georgen weitergetragenen
klösterlichen Reformidee herausgestellt wird. Diese Frage kann im Folgenden
unerörtert bleiben, obgleich gerade dieser Abschnitt die Ausweitung eines landesgeschichtlichen
Ansatzes in den Bereich mittelalterlicher Geistesgeschichte hinein erkennen
läßt.

Ausgangspunkt der Abtei St. Georgen ist Wald bei Altshausen (Königseggwald),
wo eine Georgskirche den Vorfahren des Adligen Hezelo als Grablege gedient habe;
in der Burg in Egg sieht Wollasch ein reichenauisches Amtslehen der Familie Heze-
los. Sein Sohn Hermann, Vogt der Reichenau, nennt sich gelegentlich nach ihr. 1083
beschließt Hezelo auf einem Rechtstag in Heratskirch die Gründung eines Klosters
in Königseggwald. Man erinnere sich an das oben Gesagte: Ein Adliger, Vogt des
berühmten Reichsklosters auf der Reichenau, beschließt, nahe bei seiner Burg die
Grablege seiner Vorfahren zu einem Familienkloster auszubauen. Die Umgestaltung
eines reichenauischen Lehens zu einem Herrschaftsmittelpunkt mit Burg und Eigenkloster
bahnt sich an. Andere Mitstifter, so der anscheinend reich begüterte Adlige
Hesso und ein vielleicht weniger bedeutender Adliger Konrad schließen sich dem
Unternehmen an, dem auf diese Weise eine kräftige wirtschaftliche Basis zugesichert
wird. Da gelingt es dem als geistlichen Berater zugezogenen Abt Wilhelm von
Hirsau, die Gründer zur Wahl eines neuen Ortes zu bewegen. Das Kloster wird,
nach wie vor mit dem Georgspatrozinium, an den Schwarzwaldrand verlegt, wo die
erste Kapelle 1085 geweiht wird. Im darauffolgenden Jahr wird aus dem hirsauischen
Priorat eine selbständige Abtei, die über eine nicht unbeträchtliche Erstausstattung
verfügte. Ähnliche Fälle einer Klosterverlegung sind uns auch für Zwiefalten
(aus Altenburg a. N.), St. Peter im Schwarzwald (aus Weilheim/Teck) und,
von Wollasch nicht aufgeführt, Mehrerau (aus Andelsbuch) sowie, wenn auch nur
aus unsicherer Uberlieferung bekannt, Blaubeuren (aus Egelsee) berichtet. St. Georgen
wie Zwiefalten haben ihre Verlegung der Absicht zu verdanken, das Kloster
dem unmittelbaren Zugriff der Gründer zu entziehen, mit anderen Worten, ihm
seine Funktion als Herrschaftszentrum zu nehmen. Der Besitz St. Georgens um
Königseggwald bleibt Fernbesitz: der Gründer Hezelo übte die Vogtei über ein für
die damalige Zeit weites Gebiet hinweg aus.

Die Bindung der Abtei an die Reichenau, über die Hezelo und sein Sohn die
Vogtei behielten, erlosch mit ihrem Tode (Hermann starb im Jahre 1094). Während
dort die Weifen ihre Machtposition bis zum Erwerb der Hochvogtei ausbauen
konnten, sind in St. Georgen die Zähringer seit 1114 als Vögte nachweisbar, nachdem
sie die Erben der Gründer, insbesondere Ulrich v. Hurningen als zweiten Ge-

" Hans-Josef WollasS, Die Anfänge des Klosters St. Georgen im Schwarzwald. Zur Ausbildung der
geschichtlichen Eigenart eines Klosters innerhalb der Hirsauer Reform, 1964 (Forschungen zur
oberrh. Landesgesch. 14)

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