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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0033
Der schwäbische Adel

steht eine zumindest scheinbar konservativere entgegen, die sich an einer adligen
Familie orientiert. Doch muß man sich vor Augen halten, daß eine Untersuchung
der eben charakterisierten Art für die Grafen v. Veringen nicht anzustellen war,
deren einzige frühe Klostergründung, Isny, keine Quelle von der Aussagekraft der
notitiae fundationis hervorgebracht hat. Unsere Frage richtet sich wieder nach der
„Ausbildung einer Familie zum Adelsgeschlecht" und dem „Ausbau der Herrschaft",
wie es auch im Untertitel des Buches heißt. Was von Kerkhoff gezeigt wird, ist ein
Paradebeispiel für die eben skizzierte Entwicklung. Der Klostergründung der Grafen
v. Altshausen in Isny 1096 war der Versuch einer Klostergründung in Altshausen
vorausgegangen. Neben dem Herrschaftssitz befand sich die Grablege der
Familie in der dortigen Ulrichskapelle; 1052 wird dort die Gräfin Hiltrud, zwei
Jahre später ihr Sohn, der berühmte Reichenauer Mönch und Geschichtsschreiber
Hermann der Lahme, beigesetzt. Im Patron der Ulrichskapelle manifestiert sich
auch das Selbstbewußtsein der Altshausener Grafen. In Bischof Ulrich von Augsburg
, dem heiligen Ulrich, sahen sie den vornehmsten Ahn ihrer Familie, deren
- auch in Gedenkbucheinträgen faßbare - Vorfahren sich nur in einem Familienstrang
zu erkennen geben. Hermann selbst interessiert gerade dieser Ausschnitt aus
seiner eigenen Genealogie.

Die Klostergründung in Isny, wo schon 1042 eine Eigenkirche der Altshausener
nachzuweisen ist, bedingt eine Schwerpunkts Verlagerung der Familie: Das neue
Kloster wird zur Grablege; Graf Manegold nennt sich nach beiden Sitzen v. Alts-
hausen-Isny. Kerkhoff vermag zu zeigen, daß Ausbau und Klostergründung mit
dem Streit um die Besitznachfolge der sog. Ulriche, deren Aussterben das innere
Gefüge Schwabens völlig verändert hat, zusammenhängen. In die Zeit der Teilung
in die Linien Buchhorn und Bregenz fällt die Kirchweihe in Isny 1042, in das Jahr
der kriegerischen Auseinandersetzung zwischen Weifen und Bregenzern um das
Buchhorner Erbe 1093 die Klostergründung, die so als Versuch gewertet wird, in
den Machtkampf im eigenen Interesse einzugreifen und Herrschaft und Familienkloster
um Isny zu begründen. Vielleicht sei eine klösterliche Gemeinschaft von
Altshausen unter dem 1. Abt Manegold (Leitname der Altshausener) in Isny zusammengetreten
. Nicht ganz einsichtig erscheint freilich der Grund für dieses Engagement
in einer brisanten politischen Situation; in der Tat hat die dynamische Weifenpolitik
schon bald dazu geführt, daß sich die „Grafen v. Isny" ganz aus dem weifischen
Machtbereich zurückziehen mußten. Seit 1116 sind die Grafen in Schwaben
nicht mehr nachzuweisen, die Weifen rücken in ihre Positionen nach. Bis dahin ist
die Parallele zu St. Georgen offensichtlich: das herrenlose Kloster einer in ihren
Versuchen zur Herausbildung eines Familienzentrums gescheiterten Adelsfamilie
geht in den Machtbereich eines Größeren über. Eine Seitenlinie der Grafen v. Altshausen
erkennt Kerkhoff (wie vor ihm schon Locher) in den seit 1121 in Kärnten
nachzuweisenden Grafen v. Treffen 40. Sie seien dort in Zusammenarbeit mit Erz-
bischof Konrad von Salzburg tätig gewesen und hätten ihre dortige Position nicht
durch Erbschaft, sondern auf Grund eines politischen Bündnisses erworben. Der
Wechsel ihres Tätigkeitsfeldes sei aus ihrer Niederlage in Schwaben heraus zu
begreifen.

40 Zur Problematik dieses Beitrags im Bereich des Herzogtums Kärnten vgl. jetzt K. E. Klaar, Die
Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, 1966 (Archiv f. vaterl. Geschichte und Topographie, hg.
vom Geschichtsverein für Kärnten Bd. 61)

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