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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0039
Stadtwüstungen

dem Tal der Glatt liegt. „Die abgegangene Siedlung besteht aus einer größeren Anzahl
Häuser und Keller, zum Teil auch aus Untergeschossen, die von einer Steinmauer
eingeschlossen sind, von der jedoch die Südseite und ein Teil der anschließenden
Südostseite fehlen." Die Mauer ist aus Buntsandsteinplatten ohne Verwendung
von Mörtel aufeinandergeschichtet. Diese und andere Beobachtungen führen Goess-
ler zu dem Schluß, daß die Anlage nicht fertig geworden ist. „Etwa 2/s des Innenraums
der Stadt (!) scheint von Häusern bedeckt gewesen zu sein." Goessler zählt
etwa 20-30 Spuren von Häusern mit verschiedenen Maßen von etwa 12:3 bis
25:7 m. „Ein sehr großes Rechteckhaus am Mittelweg, da, wo er zum Südtor gegen Südwesten
umbiegt, sollte vielleicht einen Kirchenraum bilden." 7 Das Nordtor mit
einem Bodenquader, der eine Pfanne für das Holz des Torpfostens aufweist, ist noch
gut erhalten; seitlich davor liegt ein Vorwerk, neben dem Tor anscheinend ein kleiner
Turm. Spätgotische Scherben und Reste zylindrischer tönerner Ofenkacheln fanden
sich in geringer Zahl. Erkundigungen beim Volk hatten folgendes Ergebnis:
„Eines haftet zähe am Platze, daß es eine längst untergegangene Stadt, genannt die
Altstadt, ist, und daß diese einen Markt hat... ,Uf den Märkt' geht heute noch,
wer zur Altstadt geht. Paulus der Ältere will diesen in einer am Mittelweg gelegenen
gepflasterten Platte von etwa 75:15 m gefunden haben." Trotzdem bestreitet
Goessler die Deutung auf eine Stadt: „Selbstverständlich ist die Anlage niemals eine
Stadt im eigentlichen Sinne gewesen, auch nicht betreffs der Gründung, die weder
aus einem Dorf hervorgegangen ist noch auf einen Grundherrn zurückgeht, sondern
immer nur ein Dorf, das rein aus Gründen der Sicherheit - die sich auch auf das
mitgenommene oder mitzunehmende Vieh erstreckte - mit einer bescheidenen Mauer
an Stelle eines Etterzauns umgeben worden war. Man braucht sich Unteriflingen,
den Ausgangspunkt, deshalb nicht ummauert zu denken. Rein vorübergehende, militärisch
unruhige Zeiten haben zur Ummauerung der Abseitssiedlung geführt.
Ebensowenig kann von einer Marktsiedlung im technischen Sinne die Rede sein, wie
solche z. B. im Donaugebiet gern Mauern um sich haben. Es fehlt dieser absichtlich
gewählten Abgelegenheit jede Verkehrslage. Vielmehr gleicht die Wahl einer Spornlage
einer Burg auf schmalem Grat, abseits vom Hauptverkehr angelegt. Wo eine
städtische Siedlung ähnlich gelagert ist, ist sie meist in nächster Nähe einer so gelegenen
Burg entstanden. Die Ringmauer erklärt sich so rein aus den Umständen
und Nöten, die zur Anlage geführt haben." Goessler kommt schließlich „zum Ergebnis
einer spätmittelalterlichen, provisorisch gebauten und nur vorübergehend benützten
zufluchtartigen Aussiedlung aus dem Nachbardorf Unteriflingen." *

Goessler hat zweifellos recht, wenn er eine Datierung ins Frühmittelalter oder
gar in die römische Zeit ablehnt. Aber muß die Anlage erst 400-500 Jahre alt sein? *
Dann wäre das Fehlen (oder beinahe gänzliche Fehlen) schriftlicher Nachrichten fast
unbegreiflich. Daß sie spätestens ins 14. Jahrhundert zu datieren ist, wird nachher
gezeigt werden. Bei einer Besichtigung des Rockesbergs nach dem letzten Weltkrieg
durch Peter Goessler und Kurt Bittel wurde (nach freundlicher Mitteilung von
G. Wein, Tübingen) doch Mörtel in der Mauer gefunden, auch ergab sich die Wahrscheinlichkeit
, daß die Anlage ringsum befestigt, also nicht unfertig war. Die keramischen
Reste, die Goessler S. 91 abbildet, passen auch schon ins 13. Jahrhundert.

7 Zitate bei Goessler a. a. O. S. 87 und S. 91 (zweimal).

8 Goessler a. a. O. S. 88, 94 und 95. Goessler selbst spridit S. 89 zweimal von Stadt mauer.
• Goessler a. a. O. S. 88.

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