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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0044
Stettner

der Lage der einstigen Remigiuskirche, in deren Bezirk vielleicht Alamannengräber
zutage kamen **. Aber wie mir scheint, hat Zeller, zu dessen Zeit man noch wenig
Klarheit über die Vorgänge bei einer Stadtgründung hatte, nicht weit danebengetroffen
: Die Altstadt ist am ehesten als Versuch zu erklären, Ehingen zur Stadt,
zu einem oppidum, zu machen und den Bewohnern und ihren Herren durch die
Wahl eines beherrschenden, nach Norden und Osten vorzüglich geschützten Platzes
ein hohes Maß an Sicherheit zu geben. An einen Vorgänger der Stadt Rottenburg
darf man trotz der erwähnten Inschrift, deren Jahreszahl 1271 recht gut zur Weihe
der Frauenkapelle im Jahre 1268 passen würde, und trotz der Nähe der Weilerburg
nicht denken, weil nach einer Nachricht von 1293 die Rottenburger Altstadt
an der Stelle der Stadt Rottenburg lag 25. Die Altstadt Ehingen ist vermutlich um
die Mitte des 13. Jahrhunderts angelegt worden; schon wenige Jahrzehnte später
aber, jedenfalls vor 1292, kehrte man an die Stätte des ehemaligen Dorfes Ehingen
zurück und baute dort eine neue Stadt. In dieser Ansicht sehe ich mich besonders
durch die Kapelle der Altstadt bestärkt. Städte erhielten nicht sofort nach ihrer
Gründung eine Pfarrkirche, der alte Pfarrverband blieb überall noch lange erhalten
; dagegen baute man gerne Kapellen in den neuen Städten26. Wenn also die Anlage
über dem Neckar eine Stadt war, entspricht die Ausstattung mit einer Kapelle
der Regel.

Der Versuch, am Steilrand der Hochfläche eine Stadt Ehingen zu bauen, läßt
vermuten, daß damals zwischen Rottenburg und Ehingen oder ihren Herren scharfe
Spannungen bestanden, bei denen sicher die Grafen von Hohenberg der eine Partner
waren. Jänichen hebt hervor, „daß es den Stadtgründern (von Rottenburg, also
den Grafen von Hohenberg) nicht gelungen ist, die vom Mauerring umschlossene
Stadt in ihrer Gesamtheit einer Pfarrei zuzuordnen". Ein Teil Rottenburgs war in
die Remigiuskirche von Ehingen eingepfarrt. Gegenspieler der Hohenberger war auf
kirchlichem Gebiet das Kloster Kreuzlingen. Sollte dieses die „Altstadt" als Gegenstück
zur hohenbergischen Stadt Rottenbürg angelegt haben? Klöster haben sich
selten als Stadtgründer betätigt, doch kann als Parallele auf das vom Kl. Weingarten
zur Stadt erhobene Hoßkirch (Kr. Saulgau) verwiesen werden. Gehilfen des
Kl. Kreuzlingen waren die Herren von Ehingen, die vielleicht im Zusammenhang
mit der Anlage der „Altstadt" ihre Burg in Niedernau bauten. „Mit der Terri-
torialisierungspolitik der Grafen von Hohenberg haben sich wohl beide, Kreuzlingen
und die Herren von Ehingen, nur schlecht abfinden können", stellt Jänichen
fest. Da die Herren von Ehingen seit 1279 in hohenbergischen Diensten nachzuweisen
sind, ist das möglicherweise ein terminus ante quem für die Rückverlegung
Ehingens an den Neckar

Althayingen

Ein weiteres Beispiel ist vielleicht Althayingen, 2 km nordöstlich der Stadt
Hayingen (Kr. Münsingen). Im Gegensatz zu Viktor Ernst und K. O. Müller sieht

** Adalbert Baur in Jahresgabe 1965 des Sülchgauer Altertums Vereins S. 19.

25 Mon. Höh. Nr. 137, S. 108: in loco quondam antiqua Civitas dicta, ubi nunc est Civitas dicta

Rotenburch.
«* Vgl. dazu W. Stettner a. a. O.

27 Hans Jänichen, Herrschafts- und Territorialverhältnisse um Tübingen und Rottenburg im 11. und
12. Jh., I. Teil (Stuttgart 1964), bes. S. 68 und 73.

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