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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0228
Neues Schrifttum

hängt das wohl damit zusammen, daß es ihm durch schlüssige Interpretation neuer, von
ihm selbst aufgefundener Quellen gelungen ist, den ersten echten Landtag auf das Jahr 1536
in Altdorf (Weingarten) zu datieren. Bisher hatte man den Landtag von 1541 in Mengen
dafür gehalten, der sich aber jetzt als die dritte gesonderte Zusammenkunft der Schwäbischösterreichischen
Stände, genaugenommen als die Fortsetzung eines Landtags vom selben
Jahr in Riedlingen erweist. Vor 1536 gab es einerseits lokale Ständeversammlungen (wohl
1482 für Hohenberg und 1504 für die 5 Donaustädte; nachgewiesen 1523 für die Land-
vogtei Schwaben; weitere Nachweise fehlen leider), andererseits einen Ausschußlandtag
(1518 in Innsbruck mit 12 Deputierten aus Schwäbisch-Österreich, darunter Hieronymus
Schaidt für Veringen) und einen Generallandtag (1525/26 in Augsburg mit 11 schwäbischösterreichischen
Vertretern) aller österreichischen Stände sowie einen gemeinsamen Ausschußlandtag
von Tirol, Vorarlberg und Schwäbisch-Österreich (1529 in Innsbruck mit 14
schwäbisch-österreichischen Deputierten) und einen gemeinsamen Landtag von Vorarlberg
und Schwäbisch-Österreich (1532 in Weingarten, bei dem 19 schwäbisch-österreichische
Stände vertreten waren), wobei zu beachten ist, daß die aus dem späteren Schwäbisch-
Österreich stammenden Stände immer einzeln beschrieben und erstmals 1536 als „schwäbisch
-österreichische Stände" ausdrücklich bezeichnet werden.

Für das 16. Jahrhundert weist Sapper noch weitere 17 eigene Landtage nach, die nun
vorzugsweise nach Ehingen einberufen wurden. Zur Ausbildung einer besonderen ständischen
Organisation kam es aber erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert stieg
die Zahl der Schwäbisch-österreichischen Stände auf über 60. Die unterschiedliche Stellung
der einzelnen Herrschaftsteile - Kameralherrschaften (z. B. Hohenberg, Nellenburg), Städte
(z. B. Rottenburg, Riedlingen), Klosterherrschaften (z. B. Heiligkreuztal, Urspring, seit
1766 auch Klosterwald) und Dominien (vom Erzhaus unter Vorbehalt des Besteuerungsrechts
zu Lehen gegebene Herrschaftsgebiete, z. B. Grafschaft Veringen an die Grafen von
Zollern) - und die unterschiedliche Bestellung der Deputierten (neben den gewählten städtischen
und bäuerlichen Vertretern die von den Patrimonialherrschaften instruierten Beamten
, die eher Gesandte als Landesvertreter waren) verhinderten die Ausbildung einer
aus der Gemeinsamkeit der Interessen zu eigener Initiative vordringenden landständischen
Körperschaft.

Von Anfang an lag die Aufgabe der Schwäbisch-österreichischen Stände, wie ja der
Landstände überhaupt, in der Beschaffung und Gewährung von Geld für die Landesherrschaft
, das in den entscheidenden Phasen der hier skizzierten Entwicklung fast ausschließlich
für die Abwehr der Türken, die ja auch auf die gleichzeitigen Reichsreformbestrebungen
im Sinne der Reichsstände belebend wirkten, gefordert wurde. Ihre Geldbewilligungen
wurden, darauf achteten die Stände scharf, immer als freiwillige Leistungen bezeichnet,
wobei die Gegenleistung darin bestand, daß der Landesherr den Ständen ihre hergebrachten
Rechte bestätigte. Auf die sonstige Tätigkeit, mag sie auch von recht geringer Bedeutung
gewesen sein, fällt in Sappers Arbeit wenig Licht. Auch über den Schlüssel, nach dem die
aufzubringenden Gelder umgelegt wurden, erfahren wird nichts, obwohl in Anmerkungen
auf vorhandene Matrikeln hingewiesen wird.

Oberhaupt ist der Aufbau der Arbeit nicht in jeder Hinsicht glücklich; sie ist im
Grunde zu formal gegliedert, bringt zu viele Wiederholungen und bläht durch zu häufige
und geschäftige Querverweise den Anmerkungsapparat ganz unnötig auf. Das Vokabular
greift oft in Höhen, die der Inhalt der Aussage nicht erreicht. Damit soll weder die Leistung
des Verfassers noch der wissenschaftliche Ertrag seiner Untersuchung eingeschränkt
werden. Er ist mit großem Fleiß den spärlichen Quellen in zahlreichen Archiven, vor allem
auch im Landesregierungsarchiv in Innsbruck, nachgegangen und hat mit seinen sorgfältigen
Analysen einen wichtigen Beitrag zu der noch ausstehenden Geschichte der österreichischen
Vorlande und zur künftigen Erforschung ständisch-korporativer Einrichtungen im deutschen
Südwesten geliefert.

Mainz Fritz Kallenberg

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