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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1966/0241
Besprediungen

und ein Schloß auszeichnen. Er beginnt mit Ulm und seiner Sonderstellung. Diese liegt in
seinem Münster, das den Eindruck des „Ungeheuren" macht. Die Schilderung der Grundsteinlegung
zeigt den Bau als Bürgerkirche. Im alten Welfenland ist es Weingarten, dessen
Barockkirche mit ihren mächtigen Triumphbögen als eine via triumphalis der Heiligblutreliquie
aufgefaßt wird.

Die malerischen und historischen Erläuterungen der Kunstwerke und ihrer Bauherren
erfassen das Typologische und Charakteristische z. B. vom Meßkircher Schloß und von
den Grafen von Zimmern. Ein treffend zitierter Satz führt in die Originalität der Zim-
mernsdien Chronik ein. Manche kleineren Objekte werden zugunsten der wesentlichen
und wichtigen weggelassen. Dadurch gewinnt das Werk an Klarheit und Übersichtlichkeit
und wird mit Recht Kunst-„Brevier" genannt.

Die Meisterschaft in der geschichtlichen und kunstgeschichtlichen Charakterisierung
finden wir auch in der Darstellung des „Sonntagskindes", der zollerischen Lande, der
Stadt Sigmaringen und des Residenzschlosses. Mit einigen Akzenten wird die Geschichte
des Fürstlichen Hauses skizziert und seine Residenz, das Schloß, in seinem Bestand und
seiner Geschichte erfaßt.

Auch Kloster Wald, eines der drei Frauenklöster, die Schahl in einem Kapitel behandelt
, erscheint als der spätbarocke „Kindergarten der Einsamen, die keine Kinder haben".

Das Kunstbrevier wird zur genußvollen Lektüre, durch die wir die Kunstwerke mit
neuem Verständnis anschauen lernen.

Sigmaringen Walter Kaufhold

Adolf Schahl: Kunstbrevier Neckarschwaben.

Stuttgart: Adolf Bonz & Co. 1966, 324 S. Ln. DM 22.80.

Die persönliche Darstellungsweise der Kunst und Geschichte Oberschwabens konnten
wir in dem in dieser Zeitschrift besprochenen Band als Charakteristikum der von A. Schahl
herausgebrachten „Kunstbreviere" hervorheben. Sie durchzieht auch seinen dritten Band
„Neckarschwaben". Die vielfältigen Kunstformen dieser Landschaft sind geprägt teils von
keltischen, alamannischen und fränkischen Kräften, teils von den religiösen Sonderformen
des reformierten Württembergers und teils von den kirchlichen Gebundenheiten der katholisch
gebliebenen Randgebiete. In diesen entstand im 17. und 18. Jahrhundert als Folge
der katholischen Reform eine neue Kunstblüte: der Barock. Schahl sieht ihn als „ecclesia
triumphans", in der sich die Epiphanie des Erlösers vollzieht. Die Architektur wird aus
der körperlichen Begrenzung herausgeführt und in ein paradiesähnliches, räumliches Gebilde
verwandelt. Zentren dieser religiösen Bewegung sind Schwäbisch Gmünd und über die Alb
hinweg Haigerloch, Kirchberg und Rottenburg. In diese Stätten wird der Leser durch eine
liebevolle und farbige Schilderung der historischen und kunstgeschichtlichen Gegebenheiten
eingeführt.

Ein besonderes Verdienst A. Schahls ist die Verzeichnung der durch die Denkmalämter
in den letzten Jahren freigelegten, zahlreichen romanischen und gotischen Wandmalereien
der reformierten Dorfkirchen, deren Wände im 16. Jahrhundert übertüncht wurden
. Viele dieser Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen.

Wir wenden uns vor allem den hohenzollerischen Landen zu mit den Tälern der Eyach
und Starzel und der Zollerburg. Der Zoller gleicht einem romantischen Märchenschloß,
einem steingewordenen Dynastentraum von einer Kaiserburg des 19. Jahrhunderts, die
heute zur Grablege des kaiserlichen Geschlechtes geworden ist. Die Zollerstadt Hechingen
wird lebendig in ihren Grafen und Fürsten, deren Gesinnung in ihren Bauwerken Ausdruck
gefunden hat. Für Graf Eitelfriedrich IV., dem Förderer der katholischen Reform, ist es
St. Lützen. Für den Fürsten Josef Wilhelm ist es die noch barock anmutende, doch schon
vom Charakter des Gemessenen erfüllte Stiftskirche, in der heute noch die Fürstin Eugenie

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