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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1967/0016
Bader

scheint) und weil wir uns hier an sichtbare und funktionierende äußere Formen,
etwa an die Staatsorganisation, halten können. Auch in diesem Rahmen bleibt aber
die Geschichtswissenschaft begrenzt; in Tiefen, in die die einzelnen Wurzeln hinab-
reichen, dringt sie nicht vor und sie braucht dies auch nicht zu versuchen, weil es
nicht ihre Aufgabe ist. Besser vermag dies die seit einigen Jahrzehnten an Raum und
Ansehen im Kreise der historischen Disziplinen gewaltig gewinnende Landesgeschichte
, was ihr von Seiten der Allgemeinen Geschichte häufig und noch immer
den Vorwurf einträgt, sie vernachlässige die größeren Probleme des geschichtlichen
Geschehens. Kaum nötig zu sagen, daß dieser Vorwurf völlig unbegründet ist! Landesgeschichte
kann genau so „allgemein", sie kann ebenso großzügig sein wie die
Allgemeine Geschichte, wenn sie nur die in ihrem Bereich sich stellenden Aufgaben
in einen großen, sicheren Zusammenhang hineinstellt.

Es wird nach dieser Trennung der Forschungsobjekte und Forschungsziele, mit
denen sich die Geschichtswissenschaft in ihren verschiedenen Stufen zu beschäftigen
hat, leicht zu erkennen sein, daß sich unsere Geschichtsvereine der landesgeschichtlich
tätigen Geschichtswissenschaft am meisten nähern. Hier taucht denn auch die durchaus
ernstzunehmende Frage auf, ob - wissenschaftlich gesehen - neben der Landesgeschichte
die Landschaftsgeschichte, wie wir sie betreiben, noch einen selbständigen
Platz beanspruchen kann. Lassen Sie mich die Frage gleich und mit aller Eindeutigkeit
beantworten: dieser Platz ist, heute wie vor Jahrzehnten, durchaus und unbestreitbar
gesichert. Wenn es die moderne Landesgeschichte zu Ansehen im Rahmen
der Geschichtswissenschaft gebracht hat, so verdankt sie dies nicht zuletzt der vielseitigen
und gediegenen Arbeit, die von unseren Geschichtsvereinen längst erbracht
ist und Jahr für Jahr weiter erbracht wird. Machen wir uns dies etwa an zwei Beispielen
klar, die unser Land mit seinen noch im Namen festgehaltenen Hälften liefert
(genau genommen müßten es, hierzulande muß das hinzugefügt werden, nicht
Hälften, sondern Drittel sein: nehmen wir an, Hohenzollern sei nur um des leichteren
Sprachgebrauchs wegen aus Baden-Württemberg verschwunden). Was wüßten
wir über württembergische Geschichte, wenn wir uns einzig an die Zeitschrift für
württembergische Landesgeschichte, was von badischer Geschichte, wenn wir uns nur
an die Zeitschrift für Geschichte des Oberrheins halten könnten? Sicherlich, wir wüßten
vielerlei, aber bei weitem, in riesigem Abstand, nicht das, was wir von Baden-
Württemberg wissen, weil wir in diesem landschaftlich reich gegliederten Gebiet
mehr als ein Dutzend rühriger Geschichtsvereine mit eigenen Publikationsorganen
haben. Dabei ist gerade unser Jubilar, Ihr zollerischer Verein, ein überzeugendes
Exempel: was wüßten wir, um die Frage zu wiederholen und auszuweiten, von der
Geschichte Hohenzollerns und seiner Orte, Städte und Dörfer, wenn es hier zwischen
1848 und 1945 nur „preußische" Landesgeschichte gegeben hätte! Hier in
Hohenzollern ergibt sich aus der räumlichen Kleinheit und aus der Übersichtlichkeit
des Landes, daß Landes- und Landschaftsgeschichte so eng zusammenrücken
können, daß ihre Grenzen weithin verschwinden. Sollte nun etwa, nachdem dieses
kleine Land dem Namen nach aus der Staatengeschichte verschwunden ist, alles bisher
Getane und Erreichte zu den Akten gelegt, das Weitere der badisch-württembergischen
Landesgeschichte überlassen werden? Kein vernünftiger Mensch, der die
Verhältnisse kennt, wird sich zu einer derartigen Verstümmelung bekennen wollen.

Ihr Verein hat seit kurzen Jahren den Titel seiner Zeitschrift umgestaltet. Aus
den „Mitteilungen des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern
" waren schon 1934 „Hohenzollerische Jahreshefte" geworden, die Ihr Verein

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