http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0031
Edilbert Menne
2. Noviziat zu St. Litzen in Hechingen
„Und obwohl so große Hindernisse sich ihm entgegenstemmten, daß er nicht
sollte in den Orden aufgenommen werden", blieb Menne beharrlich 10°. „Er überließ
es Gottes Vorsicht und that, was er thun konnte, seinen Zweck zu erreichen,
und man kann es nur als eine besondere Wirkung der wachenden Vorsehung Gottes
ansehen, daß er endlich... im Jahre 1769, da er eben die Logik gehöret hatte, in
den Franziskanerorden aufgenommen wurde." 101
Das Noviziat der Augsburger Franziskaner befand sich im Kloster St. Luzen
zu Hechingen. Darum wurde Menne zunächst in jenes traditionsreiche Kloster entsandt
, das auf eine Stiftung des Grafen Eitelfriedrich II. von Zollern-Hechingen im
Jahre 1512 zurückgeht102 und das im November 1585 unter Eitelfriedrich III.
(1576-1605) bezogen wurde.
Ursprünglich hatten die Patres von St. Luzen nach dem Willen ihrer Stifter eine
besondere Aufgabe übernommen. Sie sollten den Einfluß der Reformation in diesem
Gebiet aufhalten und die Gegenreformation durchführen, daß „dadurch die
algemeine allein säligmachende catholische Religion gepflantzett und vonnzogen,
auch die verführten wider herzue gereitzet werden mochen" 103. Tatsächlich haben
die Franziskaner durch ihre Predigt- und Seelsorgetätigkeit in der Grafschaft rasch
eine bedeutende Stellung erlangt104. Und der Chronist Fortunatus Huber schreibt
ihnen die Erhaltung des katholischen Glaubens in Hohenzollern in erster Linie
zu 105.
Das Verhältnis zwischen dem Konvent und dem Fürstlichen Hause war in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unter anderem durch die etwas extravagante
Art des regierenden Fürsten Joseph Wilhelm (1750-1798) beschattet. „Das ganze
18. Jahrhundert beherrschen im Fürstentume unerquickliche Zustände. Trotz Sparsamkeit
blieben die Finanzen der Fürsten zerrüttet. Die Untertanen lagen mit der
Herrschaft fortgesetzt in Streit und Prozeß." lm
Unter diesen Umständen nimmt es nicht wunder, daß die vom Fürstenhaus teilweise
zu betreuenden Franziskaner keine gute Zeit hatten. Ein Beispiel ist ihre
wiederholte Klage um den ihnen von Rechts wegen zustehenden Meß- und Tischwein
. 1740, 1741 107, 1748 108 und 1774 müssen die darum bitten. Sie berichten in
100 Ebenda 470.
101 Ebenda.
108 P. Manns, Die Gründung des Franziskanerklosters St. Luzen zu Hechingen, in: Freiburger Diö-
zesanarchiv 26 (1898) 317-326; hier 320.
103 Fürstl. Archiv Sigmaringen (FAS), DH 78, 210.
104 Manfred Huber, Die Durchführung der tridentinischen Reform in Hohenzollern (1567—1648), in:
Hohenzollerische Jahreshefte 23 (1963) XV-XXIV, 1-130; hier: 105.
105 Manns, Gründung 326.
106 j Setzei, Geschichte der katholischen Kirche in Schwaben-Hohenzollern, Bühl 1928, II 291. Vgl.
dazu Fritz Kallenberg, Die Fürstentümer Hohenzollerns am Ausgang des Alten Reiches. Ein Beitrag
zur politischen und sozialen Formation des deutschen Südwestens, Diss. phil. (Masch.) Tübingen
1961, 19 f. — Ludwig Eglers Chronik der Stadt Hechingen, 2. Aufl. (bearb. von Maximilian
Rudolf von Ehrenberg), Hechingen 1906, 197.
107 Vgl. Gustav Hebeisen, Zur Geschichte des Klosters St. Luzen bei Hechingen, in: Mitt. d. Vereins
f. Gesch. u. Altertumskunde in Hohenzollern 53 (1918/19) 1-61; hier: 50.
108 FAS, DH 78, 209, Eingabe vom 17. 5. 1748, unterzeichnet von Conradinus Riederer, p. t. Guar-
dianus.
29
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0031