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Fürstenhaus und Kunstbesitz
überlassen. Diese neuen kritischen Zuschreibungen ergänzte Eisenmann. Die fachkundige
und gründliche Arbeit der beiden Kunstgelehrten verdient hier herausgestellt
zu werden; der Originaltext Scheiblers und Eisenmanns ist im Quellenanhang
wiedergegeben I89. Die interessanten Notizen zeigen die Schwierigkeiten und
Probleme einer Zuschreibung für die Gemälde des Fürstlich Hohenzollernschen
Museumslso. Scheiblers Bemerkungen zum Lehnerschen Verzeichnis der Gemälde
von 1871 betreffen eine Auswahl der wichtigsten Werke. Er hält sich an die Nummern
des vorliegenden Verzeichnisses.
Zu Nr. 1, Diptychon, das Lehner auf Grundlagen der Wey ersehen Gemäldesammlung
Hans Memling zugeschrieben hatte, bemerkt Scheibler: „ein demselben
paralleler, aber schwächerer Schüler Weydens". Eisenmann fügt hinzu: „Ja!"
Zu Nr. 3, Altdorfer, Anbetung der Könige, Scheibler: „echt trotz den Zweifeln
W. Schmidts", Eisenmann: „Ich glaube auch!"
Zu Nr. 5, Heemskerk, Anbetung der Könige, einer Zuschreibung nach dem
Weyerschen Verzeichnis, setzt Scheibler den Namen Heemskerk in Anführungszeichen
und bemerkt dazu: „Vom nämlichen Meister ist eine auch so benannte Anbetung
der Könige in Köln Nr. 578 und ein Altar desselben Gegenstandes bei Oscar
Hainauer, Berlin. Der Meister dieser drei Bilder hat selbst mit den frühesten Bildern
„H .. . s" keinen Zusammenhang, sondern steht der Frühzeit des Bles näher, von
dem er sich aber schon durch die bräunliche Färbung unterscheidet." Eisenmann fügt
zu dieser Bestimmung hinzu: „Ich hatte an Bles selbst gedacht, abgesehen davon,
daß rechts nach hinten auf einer Mauer die Eule sitzt." In dieser ausführlichen und
kunstkritischen Weise haben Scheibler und Eisenmann die Zuschreibungen Lehners
bearbeitet.
Im Vorwort der 2. Auflage (1883) seines Gemäldeverzeichnisses, das eine erweiterte
Literaturangabe und die Neuerwerbungen enthält, würdigt Lehner dankbar
diese kunstgeschichtlichen Forschungen: „Bei der Bestimmung ließ ich der Tradition
ihren gebührenden Platz. Hin und wieder setzte ich ein Fragezeichen oder ein
„angeblich" bei, besonders da, wo eine neue Entscheidung noch nicht definitiv eingetreten
war. Ich verdanke viel dem Herrn A. Müller ..., ferner den Herren Lübke,
Woltmann und Morelli, insbesondere den Herren Eisenmann und Scheibler, welcher
letztere die große Freundlichkeit hatte, die Aufzeichnungen, die er sich bei zweimaligen
Besuchen des hiesigen Museums gemacht hatte, mit den Bemerkungen Eisenmanns
, der auch einige Male die Sammlungen besucht hat, versehen, mir zur Verfügung
zu stellen. Hierdurch bekam manches Bild einen anderen Namen als in der
ersten Ausgabe des Katalogs. Die Herren, denen ich eine neue Bestimmung verdanke
, sind bei den einzelnen Nummern genannt. E. bedeutet Eisenmann, Sch.
Scheibler."
Einige Tafeln aus dem alten Hausbesitz, die nun im Museum waren, wiesen
gleiche charakteristische schwäbische Gesichtszüge und ein gleiches kräftiges Kolorit
auf. Sie waren im Verzeichnis der Gemälde von Lehner teils unter „Ulmer Schule",
teils unter „Schwäbisch" aufgeführt. Ein verwandter Zyklus mit sieben Tafeln des
Marienlebens war Hans Schülein zugeschrieben. Es ist das Verdienst Scheiblers und
180 Vgl. Quellenanhang Nr. 14.
lm Walter Kaufhold, Die Genesis der Zuschreibung zu den altdeutschen Tafelbildern im Fürstlich
Hohenzollernschen Museum Sigmaringen, Nachrichtenblatt der Denkmalpflege in Baden-Württemberg
10, 1967, 4, S. 91-93.
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