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Kaufhold
Eisenmanns, diese im Museum zerstreut aufgehängten und mit verschiedenen Zu-
schreibungen versehenen Werke als zusammengehörig erkannt und als das Werk
eines Meisters bestimmt zu haben. Der Name des noch unbekannten Meisters wurde
nach dem Ort bestimmt, an dem sich die größte Anzahl der sehr verwandten Gemälde
befand. Scheibler stellte im Sigmaringer Museum 18 Werke gleichen Stils
zusammen. Treffend und in prophetischer Weise schlug Eisenmann den Namen
„Meister von Sigmaringen" vor. Dieser Name versuchte eine lokale Zuweisung. Sie
sollte sich 40 Jahre später als richtig erweisen **. Die Beachtung, die der Meister von
Sigmaringen in der kunstgeschichtlichen Forschung der Gegenwart erfährt, ist Anlaß
, auf die erste lokale Zuweisung näher einzugehen. Scheibler war 1876 zum Besuch
des Museums in Sigmaringen und hatte anschließend in Tiefenbronn den als
Werk Schüleins beglaubigten Altar kennengelernt. Scheibler hatte aus Sigmaringen
Photographien des Marienlebens mitgenommen und konnte an Ort und Stelle Vergleiche
durchführen. Er stellte fest, daß der Stil Schüleins viel altertümlicher, dem
frühen Stil Wohlgemuts sehr verwandt war und bei den Sigmaringer Bildern „von
Schülein keine Rede sein könne". Über diese Erkenntnis für die Folge Schüleins unterhielt
sich Scheibler bei einem Besuch in Kassel mit Eisenmann, der diese Ansicht
bestätigte. Eisenmann schrieb damals den 8. Band von Schnaases Geschichte der bildenden
Kunst und hatte vor, die Gemälde unter dem Namen Meister von Sigmaringen
aufzuführen. Er hat dies später unterlassen, „weil der Meister schon dem
16. Jahrhundert angehört". Scheibler hat in seinen Notizen das Werk des Meisters
von Sigmaringen durch die Zuschreibung weiterer Gemälde in Stuttgart
Nr. 366, 375, 380 und 396, in Karlsruhe Nr. 55, 56 und 57 und in Donaueschingen
Nr. 22-37 und 40 fast vollständig zusammengetragen. Scheibler hat sehr genau das
Werk abgegrenzt und die Tafeln Nr. 38 und 39, die Woltmann als dem Meister verwandt
erklärt hatte, ausgeschlossen m. Das von Scheibler und Eisenmann dem Meister
von Sigmaringen zugewiesene Oeuvre umfaßte 42 Gemälde. Die genaue Unterscheidung
des Werkes, ob es von einem Meister oder aus einer Werkstatt stamme,
überließ Scheibler, wie er am Schluß seines Berichtes schreibt, „den Spezialisten der
schwäbischen Schule".
Diese Forschungen wurden zum ersten Mal in der kunstgeschichtlichen Literatur
von A. Woltmann und K. Wörmann in „Geschichte der Malerei" 2 (1881) S. 454
erwähnt. Lehner hat die neuen Zuschreibungen und Notizen Scheiblers und Eisenmanns
in seiner 2. Auflage (1883) des Verzeichnisses der Gemälde bei den Nummern
158-164 als Anhang wiedergegeben. Hier sind die nach dem Urteil Eisenmanns
und Scheiblers zum Werk des Meisters von Sigmaringen gehörenden Bilder des
Fürstlichen Museums unter den Nummern 24, 43, 47, 52, 122-124, 148, 149, 155
und 156 zusammengestellt. Trotzdem führt Lehner den Namen des Meisters von
Sigmaringen nur am Schluß im Register mit den oben genannten Nummern auf.
Im Verzeichnis selbst behält er die alten Zuschreibungen „Schwäbisch", „Ulmer
Schule" und „Hans Schülein" bei. Vermutlich konnte Lehner sich nicht dazu entschließen
, die unterschiedlichen Gemälde einem Meister zuzuschreiben.
181 Gustav Hebeisen, Die Künstlerfamilie Strub in Veringenstadt im 15./16. Jahrhundert, Mitteilungen
des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern, 47/49 (1913—1916)
S. 115—129. — Katalog des Fürstlich Hohenzollernschen Museums in Sigmaringen, um 1932,
S. 33 ff. und 39.
192 Alfred Woltmann, Fürstlich Fürstenbergische Sammlungen zu Donaueschingen, Verzeichnis der
Gemälde, Karlsruhe 1870, S. 33.
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