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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0107
Fürstenhaus und Kunstbesitz

Groebbels ließ diese bestehen, doch lockerte er die Aufstellung, um auserlesene Stücke
besser zur Geltung zu bringen.

In der Vitrine des Erkerkabinetts standen Elfenbeinschnitzwerke des 10. bis
18. Jahrhunderts. Die ungebrochene naturhafte Gestalt des siegreichen David über
Goliath und sein bukolisches Leben als Hirte, auf dem deutschen Täfelchen um
1000, verrät germanisches Erbe. In den französischen und deutschen Reliefs aus dem
Leben Jesu spricht der Stil der Kathedralplastik oft in etwas erstarrten Formen.
Die Innerlichkeit der französischen Madonnen aus dem 13. Jahrhundert kommt in
dem Faltenwurf des Kleides und dem sich anschmiegenden Kind zum Ausdruck,
während die Madonna mit Kind von Simon Troger um 1740 durch das bewegte
Gewand und das schwebende Kind das Barock verkörpert 288. Unter den Teppicharbeiten
waren fünf ganz auserlesene Stücke der deutschen Bildwirkerei. Den 6,50 m
langen Bildteppich mit vielen Szenen aus der Geschichte des Wilhelm von Orlens
nach der Dichtung Rudolf von Ems wies die Spezialistin Betty Kurth als mittelrheinisch
aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts nach28". Zwei Wildemannteppiche,
einer 5 m lang, mit Kämpfen von Waldleuten, Mohren und Riesen waren ebenfalls
deutsche Arbeiten aus dem 15. Jahrhundert. Aus dem Elsaß stammte der Teppich
mit der hl. Sippe. Das Antependium mit zwölf typologischen Szenen aus dem Alten
und dem Neuen Testament aus Hildesheim, das zeitlich etwas früher lag, gab mit
den oben genannten Teppichen einen vollendeten Einblick in die hohe Kunstfertigkeit
dieser Technik in Deutschland.

Mit frühen und einzigartigen Werken waren auch die Schmelzarbeiten vertreten.
Zwei emaillierte Rundplatten mit Fides und Operatio erwarb Fürst Karl Anton
selbst in Stavelot. Es waren die einzigen erhaltenen Stücke des Remaclus-Altars,
den Godefroid de Ciaire im Auftrag des Abtes Wilhelm von Stavelot und Corvey
(f 1156) geschaffen hatte. Im Jahre 1916 gelang es dem Fürsten Wilhelm, die beiden
romanischen Leuchter aus Kettenacker zu kaufen. Die symbolischen Darstellungen
aus der Geschichte Davids und des hl. Oswald sind in ihrer zierlichen Ausführung
aus Grubenschmelz wahre Meisterwerke29°. Neben diesen deutschen Schmelzwerken
waren auch französische Arbeiten des 13. Jahrhunderts aus Limoges reich vertreten,
unter ihnen ein Hostienbehältnis in der seltenen Form einer Taube.

Die große Zahl der Metallarbeiten machte einen besonders starken Eindruck.
Vier romanische Leuchter aus dem 12. Jahrhundert zeigten ornamentale Strenge
und symbolische Tierplastiken. Die Menge der Aquamanile aus dem 14. Jahrhundert
bildeten in ihrer Gesamtwirkung und durch vielfältige Formen, Reiter, Löwen u. a.
den Hauptakzent dieser Abteilung.

Die reichhaltige keramische Sammlung umfaßte die europäische Töpferkunst
der Renaissance in den erlesensten Stücken. Die spanisch-maurischen Schüsseln des
15. Jahrhunderts leuchteten rotgold in geometrischen Ornamenten. Zahlreiche italienische
Fayencen repräsentierten die Erzeugnisse der verschiedensten Landschaften:
Urbino, Gubbio und Castel Durante. Aus dem deutschen Steinzeug ragten die beiden
Krüge der Preuningwerkstatt hervor. Die Schale von Bernard Pallissy mit
Perseus und Andromeda stand als Einzelstück für die französische Keramik. Die
reiche Gläserabteilung enthielt zwei frühe, bemerkenswerte Stücke: den emaillierten
Glasbecher aus dem Orient vom 13. Jahrhundert und den venezianischen Glas-

288 Heiner Sprinz und Otto Lossen, a. a. O., S. X ff.

289 /V. Falke und A. L. Mayer], Pantheon, Band I, 1928, 3, S. 116.

290 FHBS, Direktor Dr. Halm, Bayerisches Nationalmuseum, Mappe Kettenacker Leuchter.

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