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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1968/0210
Vereinsmitteilungen

Neufra (Wolfental) hatten eine Umdisposition bewirkt. Nach sieben weiteren Bohrungen
mit besseren Ergebnissen habe man sich für die 1,7 Kilometer kürzere Streckenführung
Büttnau - Freudenweiler entschieden. Ein Kilometer Stollen weniger bedeute 3 Millionen
DM Einsparung, fügte Dr. Körner noch hinzu. Gegen das ursprünglich vorgesehene, mit
einem Promille gleichbleibende Gefälle, sondern für ein Dachprofil mit Scheitelpunkt Freudenweiler
hätten sich, wie der Referent unterstrich, die Geologen nachdrücklich eingesetzt.
Ein Wassereinbruch, von dem er später berichtete, habe ihnen recht gegeben.

Dr. Ulf Körner machte klar, wie wichtig eingehende Untersuchungen vor allem deshalb
waren, weil modernste Maschinen eingesetzt werden sollten und werden. Er ging auf diese
Methoden ebenso ein und zeigte Bilder vom Verfahren, wie er über die zusätzlichen Vortriebsstollen
bei Harthausen, Freudenweiler und Burladingen berichtete, die nicht nur Zeit
sparen, sondern auch zusätzlichen Untersuchungen und späteren Kontrollen dienen sollen.
Auch die Zusammenhänge zwischen Geologie und Stollenausbau machte er deutlich: Das
aufbereitete Wasser müsse hygienisch einwandfrei transportiert werden. Wasserdicht wird
der Stollen im Südteil mit Hilfe eines Panzerrohrs oder einer Plastikfolie, im Nordteil mit
30 Zentimeter dicker Betonwand. Das Panzerrohr sei Sicherung im bebengefährdeten Abschnitt
, erläuterte der junge Wissenschaftler, der diese Gefahr allerdings nicht hoch einschätzte
. Außerdem sei das Bauwerk in dieser Tiefe in gutem Kontakt mit der Umgebung,
so daß „Aufschaukelungen" abgefangen würden, begründete Dr. Körner.

Gerade die zahlreichen Aufschlußbohrungen waren nach seiner Meinung interessant
für den Geologen, weil sie zeigten, wieweit die aufgrund der Voruntersuchungen getroffenen
Voraussagen in der Praxis eintrafen. Er berichtete von ständigen Messungen des Karstwasserspiegels
, mit deren Hilfe man auch später eventuelle Einwirkungen, zum Beispiel auf
die Schüttung der wichtigen Gallusquelle, leicht feststellen könnte. Mit Regelbohrungen
werde die Einwirkung der Drainage auf das Gebirge beobachtet. Insgesamt seien Untersuchungen
, Ergebnisse und Techniken wichtig für die Zukunft als Beispiel für ähnliche Bauwerke
.

Während der Referent eine große Zahl von Dias zeigte, wobei die Qualität vieler
Untertag-Aufnahmen oft unter schwierigsten Bedingungen erstaunte, gab er weitere Aufschlüsse
über geologische Situationen und unvorhergesehene Ereignisse, wie einen Lehmeinbruch
, nach dem über 1000 Kubikmeter Lehm entfernt werden mußten, um schließlich
auf eine bis zu 50 Metern hohe Karsthöhle zu stoßen. Er demonstrierte, wie gut die Zementinjektionen
bei Karstspalten wirkten, allerdings einen massiven Wassereinbruch auch nicht
verhindern konnten. Die Vorzüge des Maschineneinsatzes wurden deutlich, aber auch die
Notwendigkeit, im Südteil über weite Strecken konventionell mit Sprengen zu arbeiten.

Nach dem Schlußbild von der Stelle, an der in zwei Jahren das erste Wasser vom
Bodensee über einen Einlaufbehälter durch den Albstollen nach Stuttgart auf die Reise
gehen soll, gab es noch viele Fragen. Technische Details wurden erörtert. Ausgesprochen
wertvolle Minerale seien ebensowenig wie Vor- und Frühgeschichtliches aus der Albtiefe
zutage gekommen. Neue Erkenntnisse über die Schichtenfolge habe man allenfalls im Doggerton
-Bereich am Albnordrand gewonnen, antwortete Dr. Ulf Körner. Auf die Frage nach
Ergänzungen zur Gradmannscheri Anschauung über den Karstspiegel meinte der Referent,
ein Vergleich mit einem Seewasserspiegel oder einer Talaue sei nicht möglich. Das Karstgebiet
sei zu unterschiedlich. Man habe Zusammenhänge im Sinn kommunizierender Röhren
ebenso entdeckt, wie völlig isolierte Quellen festgestellt wurden.

Wie sehr der betont landeskundliche Vortrag, für den Dr. Stemmler mit dem Hinweis
auf den Gewinn durch Vorstoß in die Aktualität dankte, allgemein beeindruckt hatte, zeigte
die lebhafte Diskussion. Helmut Fritscb

(Aus: Schwäbische Zeitung, Ausgabe Sigmaringen, vom 30. Okt. 1968 (Nr. 252) und
31. Okt. 1968 (Nr. 253).)

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