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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0040
Maren Kuhn-Rchfus

Nicht alle Familienangehörigen hatten den gleichen finanziellen Erfolg. Als
reich können neben Matthäus Roy, dessen Wohlhabenheit zwar wahrscheinlich,
aber nicht gesichert ist, seine beiden Söhne Hans und Karl und von der dritten
Generation an die Linie von Hans dem Älteren, nämlich sein Sohn Hans sowie
dessen Sohn Markus, bezeichnet werden. Daß die Töchter ein entsprechend großes
Erbe erhielten, wird besonders bei den Schwestern des Fidelis, den Töchtern des
älteren Hans, deutlich, die auch vorteilhafte Ehen schlössen. Erstaunlich ist, daß die
wirtschaftlichen Verhältnisse der beiden sicher von Karl d. Ä. abstammenden Kinder
, die in Sigmaringen blieben, sich sehr viel ungünstiger gestalteten und ihre Ehepartner
sowohl aus weniger wohlhabenden Familien kamen als auch selbst in ihrem
nicht einträglichen Handwerk verblieben.

Eindrucksvoll ist die sofortige Verbindung des neuzugezogenen Matthäus Roy
mit der städtischen Oberschicht. Diese Tatsache in Verbindung mit seiner Verwendung
als herrschaftlicher Beamter und seiner offenbaren Wohlhabenheit lassen die
Vermutung zu, daß er einer Familie mindestens der Antwerpener Mittelschicht angehört
haben könnte. Die Verschmelzung mit der Oberschicht Sigmaringens - sofern
in einer Stadt mit einem solch ausgeglichenen Sozialgefüge, geringen Standesunterschieden
und einer völligen Durchlässigkeit der Schichten von einer Oberschicht im
strengen Sinne überhaupt gesprochen werden kann - setzte sich in den auf Matthäus
Roy folgenden Generationen fort. In aller Regel gehörten die Royschen Ehepartner
gleichfalls der vermögenden Einwohnerschaft Sigmaringens oder der umliegenden
Orte an. Doch nicht allein die wirtschaftliche Potenz bestimmte die Stellung der
Familien im gesellschaftlichen Gefüge der Stadt, sondern ebensosehr ihre Beteiligung
am städtischen Regiment. Die Betrauung mit Ämtern der kommunalen Selbstverwaltung
und ihre Übernahme war eine Folge der gesicherten ökonomischen Lage,
so daß fast ausschließlich nur wohlhabende Bürger im Rat und in städtischen Amtsfunktionen
vertreten waren. Die Folge war, daß die wirtschaftlich und kommunalpolitisch
führende Schicht verwandtschaftlich eng miteinander verbunden war. Das
galt auch in Sigmaringen, obwohl hier eine Abschließung der ratsfähigen Geschlechter
von der übrigen Einwohnerschaft nicht beobachtet werden kann: einem solchen
Absonderungsprozeß stand die weitgehende soziologische Homogenität der Bürger
und die kleine Bevölkerungszahl entgegen. Dennoch waren auch hier Rat und Ämter
zu einem recht hohen Maße von den Roys und ihren Verwandten besetzt.

Die Familie Roy konnte ihre einflußreiche Rolle in der Stadt über drei Generationen
hinweg wahren. In der vierten Generation verlor sie plötzlich und überraschend
ihre Bedeutung, und sogar der Familienname verschwand im Laufe der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zwei Faktoren bewirkten dieses Ende: Das
nachhaltigsten Ereignis war eine Seuche, die 1610/1611 Sigmaringen heimsuchte
und an deren Folgen einige Angehörige der Roys starben. Darunter befanden sich
vermutlich neben den nachweisbaren Erwachsenen auch mehrere Kinder, während
die übrigen der allgemeinen Kindersterblichkeit zum Opfer gefallen zu sein scheinen
. Daneben verließen drei Männer der vierten Generation die Stadt, und zwei
von ihnen hinterließen als Mönche keine Nachkommen. Fortgesetzt haben sich die
Roys dagegen über ihre Töchter in zahlreichen Sigmaringer Familien.

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