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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0044
Wolfgang Müller

deren Patres immer wieder und überall bei Missionen, Predigtwochen, Beichttagen,
Wallfahrten in Erscheinung treten und ihres schlichten Wesens und ihrer Anspruchslosigkeit
wegen überall beliebt sind - nicht nur bei Katholiken, sondern auch bei
Eidgenossen der reformierten Konfession. 1596 gründete diese schweizerische Kapuzinerprovinz
zum erstenmal auf damals österreichischem Boden in dem zur Herrschaft
Fricktal gehörenden Rheinfelden ein Klösterlein, 1599 in Freiburg im Breisgau
, 1603 in Ensisheim (Oberelsaß) und in der Bischofsstadt Konstanz. Inzwischen
war aber auch unabhängig davon 1593 in Innsbruck ein Kapuzinerkloster gegründet
worden, von da aus 1596 in Salzburg, 1597 in Prag, 1600 in München und
weiter in Franken usw.

Mitten in diesen aufblühenden Frühling einer neuen franziskanischen Ordensbewegung
fällt das junge Leben des Markus Roj£ aus Sigmaringen. Um 1577 geboren
^ Sohjj-d£s_<d<ojtigen_tBürgermeisters JoTiann Roy, der aus einem auTaem
Flandrischen stammenden GesäilechTTiervorgmg, und der Genoveva Rosenberger
aus einer ursprünglich lübinger Familie, war er als junger Student in Freiburg
inskribiert, als man dort gerade ein Kapuzinerkloster gründete. Er hatte 1598 sein
Studium der Philosophie an dieser einzigen noch katholischen Universität des
deutscneh' 'Südwestenstiegonnen (Basel, Tübingen und Heidelberg lagen in Herrschaftsbereichen
, die sich der Reformation zugewandt hatten), die aber gerade damals
auch aus angesehenen Kreisen der unter spanischer Herrschaft stehenden Freigrafschaft
Burgund besucht wurde. Es war damals jedem Studenten aufgegeben,
zuerst, bevor er eines der „höheren" Studien der Theologie, der Rechte oder der
Medizin begann, sich im Studium der Philosophie die nötigen Grundlagen zu verschaffen
. Viele kamen über dieses vorbereitende Studium nicht hinaus, und nicht
wenige schlössen dieses nicht einmal mit den nötigen Prüfungen ab. Markus Roy
aber machte 1603 seinen Mggjfflex artinm mitj^oj^r^u^szeichnung - ein Zeugnis
darüber können Sie in der Ausstellung, die das Staatsarchiv Sigmaringen zum heutigen
Tag in mustergültiger Form vorbereitet hat, einsehen - und wandte sich dann
dem Studium der Jurisprudenz zu. Nun hat er sicher schon in diesen Jahren zum
Kapuzinerorden ein inneres Verhältnis gewonnen. Denn sein jüngerer Bruder
Geor^ an dem er sehr hing, trat in. Freiburg als Pater Apollinaris ein. Bevor
Nlarkus Roy sein juristisches Studium abgeschlossen hatte, ging er mit jungen Leuten
, die zum Teil dem Adel angehörten, für Jahre auf Reisen durch die benachbarten
europäischen Länder, durch Frankjsidv-Ltalien und die spanischen Nigdet-
lande. Diese „Bildungsreisen", so möchte man sagen, erweiterten jungen Renschen
sehr den Horizont, machten sie gewandt und in fremden Sprachen geübt. Wie trotz
all den vielen Eindrücken Markus von einer beachtlichen inneren Sammlung erfüllt
blieb und ein intensives religiöses Leben führte, ist uns durch das unmittelbare
Zeugnis eines seiner Begleiter überliefert. NachJkeihurg. zuräckgekehrt, vollzog er
nun den nötigen Abschluß seines juristischen Studiums und wurde zum Doktor beider
Rechte promoviert. Weil damals gerade einer drohenden Pest wegen die
Universität nach Villingen geflüchtet war, wurde der feierliche PromotionsaktJ §]\ , ^.
in dieser Stadt vollzogen. Inzwischen war der neupromovierte Doktor der Rechte
immerhin ein Mann von 34 Jahren. Er begann seine berufliche Tätigkeit in der
Regierungsstadt Vorderösterreichs, dem oberelsässischen Ensisheim, als Beisitzer
am obersten Gerichtshof des Landes. Doch je mehr er mit den neuen Aufgaben vertraut
wurde, um so mehr Enttäuschung erfüllte ihn: er sah soviel Unredlichkeit, die

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