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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0045
Fidelis von Sigmaringen

abzuschütteln nicht in seiner Macht stand, daß es ihn anwiderte. Er begriff, daß er
auf diesem Weg nicht zu seinem Ziele gelangen konnte, den Menschen wirklich dort
zu helfen, wo sie Hilfe am nötigsten hatten.

So trat er kurzentschlossen schon nach einem Jahr ,161? in Frff'hlir£ bei den
Kapuzinern ein, um sich ganz ihrem Armutsideal und ihrem Dienst der Sorge um
die Seelen zu verpflichten. Den neuen Mitbruder, der einen so ausführlichen Studiengang
schon hinter sich gebracht hatte, ließ man gleich zum Prjester jKejhen und
nach Vollendung des Noviziatsjahres am * Oktober iH«n Taf> des hl. Franz,

Profeß ablegen, nunmehr als Frater Fidelis mit dem Beinamen ,von Sigmaringen".
(Die Kapuziner nannten sich bis In unsere Tage einfachhin schlicht nach ihrem
Geburtsort; so blieb auch durch Wegfall des Familiennamens verborgen, wenn ein
Angehöriger einer besonders angesehenen oder adligen Familie den Weg in diesen
Bettelorden fand.) Um das ihm noch fehlende theologische Studium nachzuholen,
sandte man Fidelis dann innerhalb der Ordensprovinz in alle jene Klöster, wo
gerade junger Ordensnachwuchs in Theologie unterrichtet wurde. So finden wir ihn
in den nächsten Jahren in Freiburg, Konstanz und Frauenfeld. Daß er gelegentlich
nebenher für diese oder jene dringende Aufgabe verwendet wurde, ist naheliegend.
1618 hatte er auch diese Studien abgeschlossen und wurde nun ganz in der Predigttätigkeit
und der Seelsorge eingesetzt. Doch vertraute man ihm auch rasch jeweils
die Verantwortung für eine Klostergemeinschaft an und ernannte ihn zum Hausvorsteher
, zum Guardian, zuerst in Rheinfelden, nach einem Jahr - diese Posten
wurden damals alle Jahre neu besetzt - in Feldkirch in Vorarlberg, im nächsten
Jahr in Freiburg^ injjejjSj&SEeiz und dann wieder in Feldkirch, da die Bürgerschaft
dieser Stadt dringend um die Rückkehr des Pater Fidelis gebeten hatte.

Inzwischen war der Dreißigjährige Krieg ausgebrochen, der zuerst das Gesicht
eines Konfessionskriegs zwischen katholischen und protestantischen Fürsten in
Deutschland hatte, aber sehr bald zu einem politischen Ringen der europäischen
Mächte wurde. Zwar begannen die großen Kampfhandlungen des Krieges zunächst
in Böhmen, wo 1620 die Kaiserlichen in der Sdilacht am Weißen Berg siegten und
den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz vertrieben, der sich als König von Böhmen
hatte einsetzen lassen - man nennt ihn wegen seiner kurzen Regierungsdauer
den „Winterkönig" -, und fanden dann im Jahre 1622 in der Pfalz ihre Fortsetzung
. Es war jedoch gerade das Feldkirch benachbarte graubündische Land mit
seinen strategisch wichtigen Alpenpässen für die.GroßmäcateYonhöcnstein Inter-
esse. EIe~Vefblhdung zwischen dem spanischen^ Mailand und Österreich war auf
diese Wege dringend angewiesen, die Frankreich im Verein mit dem ihm verbündeten
Venedig möglichst zu blockieren trachtete. Die Handhabe dazu bot die
religiöse und zugleich auch politische Zerrissenheit Graubündens, wo sich auf kleinstem
Raum die unversöhnlichsten Gegensätze einander gegenüberstanden, die von
den Mächten für ihre Zwecke ausgenutzt wurden. Österreich war es gelungen,
zusätzlich Herrschaftsrechte in Graubünden zu gewinnen und 1621 im Vertrag von
Mailand zu festigen, so auch über den Prätigau nordöstlich der Bischofsstadt Chur
nach Davos zu. In einer Zeit, in welcher der uns nicht mehr verständliche Grundsatz
galt „Cuius regio, eius religio": „Wer die Herrschaft hat, bestimmt die Religion
" - dieser Grundsatz war das Ergebnis des Religionsfriedens von Augsburg
1555 -, war es naheliegend, daß die österreichische Herrschaft den Katholizismus
überall begünstigte und den ihren Uöfdaten als Feldpredigern beigegebenen Kapu-

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