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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0050
Uwe Ziegler

bürg. Nächster Schwerpunkt war (trotz einschränkender Kritik s. u.) die Darstellung
des Martyriums des Kapuziners und Missionars Fidelis am 24. April 1622
in Seewis. Schließlich die Objekte, welche die Verehrung des hl. Fidelis veranschaulichten
: sicherlich Höhepunkt der ganzen Ausstellung.

Daß einzelne Themen unterschiedlich stark repräsentiert waren, hatte sicher
seine Ursache auch in fehlendem Quellenmaterial - z. B. in dem Abschnitt „Briefe
und Schriften"; dennoch wäre an einigen Stellen das Ziel der Ausstellung besser zu
erreichen gewesen.

In der ersten Abteilung wurde die besondere politische und soziale Stellung der
Familie Raye durch ausgewählte Quellen unterschiedlicher Art (Rechnungen, Steuerrodel
, Verhörsprotokolle u. a.) gut dokumentiert. Hier wären anschauliche Relationen
erwünscht gewesen, welche den im Vergleich zu ihren Mitbürgern exorbitanten
Reichtum der Familie Raye verdeutlicht hätten, auch auf die Gefahr hin, daß der
Fachgelehrte vielleicht Bedenken geäußert hätte.

Die beiden nächsten Abteilungen waren dem Leben des Kapuziners Fidelis
gewidmet. Durch Testament und Profeßurkunde, aber auch durch persönliche Utensilien
wie Trinkschale oder Kelch und zusammen mit den den Katalog einleitenden
Bemerkungen wurde ein anschauliches Bild seiner Tätigkeit als Missionar und Prediger
vermittelt. Erhaltene handschriftliche Predigttexte wiesen auf das wichtigste
Apostolat des Kapuzinerordens hin.

Gemessen an seiner zentralen Bedeutung war der vierte Abschnitt, das Martyrium
des Paters Fidelis, unzureichend zusammengestellt. Hier kam überwiegend der
emotionale Gehalt der Exponate zu Geltung: der Mantel des Fidelis, das Schwert,
mit dem er erschlagen worden sein soll. Diese Gegenstände überlagerten den zudem
nur nebenbei stattfindenden Bezug auf die tatsächlichen Vorgänge im Prättigau 1622
(„Graubündtische Handlung"). Hier wäre notwendig auf die strategische Funktion
Graubündens und des Prättigaus für Österreich - Verbindung mit Mailand - hinzuweisen
gewesen; hier hätten die Unruhen selbst, die Wechsel weisen Plünderungen
und Metzeleien angesprochen werden können und sollen: die konkrete Situation,
in der sich Fidelis als Märtyrer verwirklichte, war nicht deutlich genug sichtbar. So
fand hier eine Verengung der dem Historiker durchaus zugänglichen, erkennbaren
Realität statt, die zudem gleichzeitig die tatsächliche Leistung des Fidelis in ihrer
ganzen Bedeutung nicht scharf genug erkennen ließ. Trotz der Weigerung Grau-
bündner Archive, sich an dieser Ausstellung zu beteiligen, wäre eine anders geartete
Realisation möglich gewesen.

Im fünften Abschnitt wurden alle wesentlichen Materialien zur Veranschaulichung
der Selig- und Heiligsprechung zusammengetragen: Einleitung und Durchführung
des Informativprozesses, Breve über die Seligsprechung, Einleitung des
Heiligsprechungsprozesses und die Bulle über die Heiligsprechung in einer schönen
Kurialschrift des 18. Jahrhunderts (vgl. Abb. 4 des Katalogs).

Die Darstellung über das heute noch bestehende Roy'sche Stipendium diente der
Vervollständigung und Abrundung des bisherigen Eindrucks, war aber bereits überlagert
durch die ausführliche Verdeutlichung der Verehrung des hl. Fidelis. Anhand
einer Karte konnte man die Verbreitung der Fidelis-Patrozinien im deutschen
Sprachgebiet mit Schwerpunkt Südwestdeutschland, aber auch mit Ausstrahlungen
bis nach Aachen, Scheibbs in Niederösterreich und in den Prättigau, verfolgen.
Volkskundliche und künstlerische Objektivationen der Verehrung waren zusammen-

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