Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0060
Siegfried Krezdorn

voll Sehnsucht auf Nachricht wartete. Ihm oblag es nämlich, der Gräfin laufend
aus Überlingen zu berichten.

Nachdem Graf Karl die Augen für immer geschlossen hatte, erledigte er alle
Beerdigungsformalitäten und reiste dann sofort nach Braunau zum Fürsten Johann
zu Hohenzollern. Dieser war tief erschüttert, als er das tragische Lebensende des
Grafen Karl erfuhr, und beauftragte Epplin, sich eingehend nach dem Ergehen der
Gräfin Rosamunde zu erkundigen und sich um sie zu kümmern.

Auf den Zoller brachte ein reitender Bote mit einem Schreiben Epplins an die
Gräfin die betrübliche Nachricht vom Tode des Grafen Karl. Die Gräfin konzipierte
sogleich einen Brief an Epplin, den sie dem Boten übergab. Die Schriftzüge dieses
Briefes bezeugen die innere Erregung dieser schwergeprüften Frau. Wegen der
„Kriegsläufe" vermöge sie zu ihrem großen Bedauern am endgültigen Begräbnis
ihres inniggeliebten Gemahls nicht teilzunehmen. Epplin möge ihr aber doch den
Dreißigsten, einen Psalter und das „Halsbehenk", das der Graf bei sich getragen,
zusenden. Außerdem erkundigte sie sich nach dem Verbleib eines Bündels „eigene
Sachen", die sie ihm (Epplin) nach Uberlingen mitgegeben habe. Diese sollten weisungsgemäß
in ein „Stippich" geschlagen und dem Bürgermeister von Überlingen
in Verwahrung gegeben werden. In einem Schreiben vom 6. Juni erinnerte sie Epplin
auch noch an die Schriften, die von Dettensee und Haigerloch auf die Festung
mitgenommen worden waren, und auch an die „Sachen", welche zu Haigerloch
wegen des damaligen „Tumults" hatten „im Stich gelassen werden" müssen. Damit
Dr. Hager mit den Sigmaringenschen Räten wegen ihres „Widdums konferieren"
könne, solle er demselben Einblick in den vereinbarten „ Accord", die Dettenseeische
Versicherung und in ihren Heiratsbrief gewähren, alsdann aber diese Dokumente
dem Fürsten Johann zu Hohenzollern übersenden. Sie hoffe auf eine recht baldige
Ankunft ihres Bruders aus Frankreich in Konstanz. Diesem möge Epplin Anweisung
geben, wie er sicheren Weges mit dem Friedrich, einem Burschen, nach Hechingen
gelangen könne. Auf jeden Fall solle der Kartäuser „weltlichen habit" tragen und
möglichst bei Nacht reisen.

Epplin beantwortete den Brief umgehend. Die Dettenseeische Versicherung und
den Heiratsbrief habe er dem Dr. Sachs schon vor längerer Zeit nach Konstanz
übersandt. Nunmehr werde er aber diese Dokumente anfordern und befehlsgemäß
dem Fürsten Johann zu Hohenzollern übersenden. Die drei Bündel mit Akten, die
er von Burg Hohenzollern mitgenommen habe, wolle er dem Bürgermeister nicht in
Verwahrung geben, weil die Stadt mit Soldaten „überbelegt" sei. Er werde dieselben
in Beisein „ehrlicher Leute verpetschieren" und an sicherem Ort verwahren. Daß die
Gräfin die gefährliche Reise zur Beerdigung ihres Gemahls am 12. Juni nach Überlingen
nicht unternahm, daran habe sie „recht getan". Der „Dreißigste und Psalter"
(Rosenkranz) und das Halsgehänge sollten auf Dr. Sachsens Geheiß der Schwester
des Verstorbenen ins Kloster Inzigkofen übersandt werden, wurden aber mit ins
Grab gelegt. Die Dokumente, welche die Gräfin noch besitze, möge sie doch in sichere
Verwahrung geben.

Zu seinem Befremden habe er erfahren müssen, daß der Secretarius (Hiemer)
von ihm behaupte, die Dettenseeische Rechnung nicht erstattet zu haben. Dabei habe
er dieselbe „dem feindt auß dem rächen gezert", zusammen mit dem Sekretär neu
geschrieben und demselben in der Tafelstube abgelegt.

58


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0060