Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0061
Gräfin Rosamunde zu Ottenburg

Vom Kartäuser habe er nichts gehört, jedoch vor acht Tagen von Dr. Sachs in
Konstanz vernommen, daß von demselben ein Schreiben an die Gräfin eingegangen
sei. Als er aber vor seiner Rückkehr dieses Schreiben habe mitnehmen wollen, da
konnte es Dr. Sachs nicht mehr finden. Von der Ankunft des Kartäusers werde er
die Gräfin selbstverständlich sofort benachrichtigen.

Dr. Sachs gehörte als Dienst- und Obervogt zu den engsten Vertrauten des Grafen
Karl zu Hohenzollern-Haigerloch und hatte, wie Epplin, den Grafen nach
Überlingen begleitet. Aber nach dessen Tod verschwand er, ohne sich um die Gräfin
zu kümmern, nach Konstanz. Die Gräfin hatte ihm besonders wertvolles Silbergeschirr
vom Zoller nach Überlingen mitgegeben, über dessen Verwendung unter den
Amtleuten ein sehr heftiger Streit ausbrach. Fürst Johann zu Hohenzollern bezeichnete
in einem Schreiben vom 30. Juni 1634, in welchem er der Gräfin Rosamunde
seine aufrichtige Teilnahme zum Tode ihres Gemahls übermittelte, den Dr. Sachs
als „Ursacher" der Zwistigkeiten. Er verstehe es wirklich nicht, wieso die Gräfin
ausgerechnet dem Dr. Sachs alle Gewalt geben und ein so großes Vertrauen schenken
könne. Dieser habe von dem Silbergeschirr „nit allein", was ihm gefallen, weggenommen
, sondern auch noch den verbliebenen Rest unter Ausstoßung böser Reden
nach seinem Belieben verkauft und teilweise mit dessen Erlös die Schulden des
Vetters, des Fürsten Eitel Friedrich zu Hohenzollern, bezahlt. Dabei habe Graf Karl
zu Hohenzollern die gesamten Kosten der Verteidigung des Zollern aus „seinem
Sack spendiert", zwar nur „interimsweise aus lauter guter affection", was „ex parte
Hechingen" wieder zu „restituieren" sei. Uber die Verwendung des nach Überlingen
gesandten Geldes habe ihm Christoph Epplin eine genaue Rechnung vorgelegt.

Der Gräfin „Leibschwachheit" bedaure er sehr und wünsche ihr gute und baldige
Genesung an einem „besseren und sichereren" Ort. Leider könne er den Kartäuser
, wenn ihn dieser besuchen wolle, nicht „gebührend accomodieren". Außerdem
vermöge er mit demselben als Geistlichen keine Abmachungen zu treffen, weil dies
„nit der Brauch". Er verhandle nur mit weltlichen Leuten über die Dettenseeische
Versicherung und den Heiratsbrief. Andernfalls werde er nicht „resolvieren". Auch
wisse er wirklich nicht, wie er den Kartäuser in Braunau überhaupt unterbringen
solle.

Er werde schon alles zur Zufriedenheit der Gräfin regeln, nur mit dem Herzog
von Württemberg wolle er nichts zu tun haben. Die durch den Tod des Grafen Karl
zu Hohenzollern „apert" gewordenen Lehen sollte Dr. Sachs requirieren, nämlich
die hohenzollerischen Lehen (die Herrschaft Wehrstein, die drei Teile des großen
Zehnten zu Renfrizhausen und den vierten Teil des Laienzehnten zu Hart) und
die bischöflich konstanzischen Lehen (den Zehnten und den Kirchensatz zu Empfingen
, womit Junker Marquard Spreter als Lehensträger belehnt war). Ob dies geschehen
sei, bezweifelte Notar Hiemer in einem Schreiben an Fürst Johann zu Hohenzollern
vom 16. Juni 1634. Den halben Zehnten zu Trillfingen, den Meierhof
daselbst, den Hof zu Nordstetten und auch andere vom Thumbischen Kauf herrührende
Güter würden die Herren von Pappenheim zu Engen verlangen. Die betreffenden
Lehenbriefe und -akten seien alle in der Sakristei der Schloßkapelle zu
Haigerloch aufbewahrt.

Von Gräfin Rosamunde habe er „mit Schmerzen" erfahren, daß sie ihn trotz
seiner 16 Jahre geleisteten treuen Dienste und „ausgestandenen Leibs- und Lebensgefahr
" entlassen wolle. Wer ihn diffamiere, wisse er leider nicht.

59


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0061