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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0063
Gräfin Rosamunde zu Ortenburg

und müsse nun in äußerster Armut leben und „Hunger, Kummer und Mangel"
erleiden. Er bat den Kaiser inständig, seiner Schwester für den zugefügten Schaden
eine „recompens und Ergötzlichkeit" von den Ämtern Balingen, Rosenfeld und
Sulz a. N., die ihr während der Besatzungszeit „mit Rauben und Plündern" den
größten Schaden verursachten, zukommen zu lassen

Am 17. Oktober 1634 schrieb die Gräfin an den Fürsten Johann, daß sie die
zu Dettensee „öd gelassenen Felder" nicht anbauen lassen könne, weil es an Samen
mangele. Der Untervogt zu Sigmaringen habe zwar in „Abschlag ihrer Widdumsgefälle
" aus der Herrschaft Wehrstein 35 Malter Vesen Haigerlocher Meß auf ihre
Gefahr zu liefern versprochen. Als aber der Hausmeister zu Dettensee deswegen bei
Christoph Epplin zu Haigerloch vorsprach, habe dieser erklärt, er frage dem Untervogt
zu Sigmaringen nichts nach und denke nicht daran, der Gräfin etwas zu geben.
Erst als andere Leute zusprachen, habe sich Epplin „mit Ausgießung vieler anderer
trutziger Reden" bereit erklärt, bei den Untertanen zu Empfingen 30 Mälterle Vesen
Horber Meß, „also nicht den halben Teil", anzuweisen. Mit Epplin wolle sie überhaupt
nichts mehr „zu schaffen" haben. Dieser sei ihr von Justingen her „etlich
100 fl" schuldig, die er unerlaubterweise der Haigerlochischen Rentmeisterei auslieh.

Der Fürst versprach, seinen Verpflichtungen nachzukommen, obwohl er in den
letzten drei Jahren von seinem Einkommen „keinen Heller gesehen". Von den
einstigen Untergebenen der Gräfin blieb nur noch der Jägermeister Johann Jakob
von Arzt ihr in Treue verbunden. Dieser sorgte sich bei der Verwaltung der Herrschaft
Haigerloch um die Widdumsgefälle an Wein und Haber.

Wegen des Weins fragte er bei der Gräfin an, ob sie diesen in Haigerloch „versilbern
" oder nach Hechingen haben wolle. Er halte es nicht für ratsam, denselben
in Haigerloch liegen zu lassen, denn wenn die dort einquartierten Soldaten davon
Kenntnis bekämen, „möchte man leichtlich darum kommen". Weil es ihm an Fuhrfässern
und Säcken mangele, möge die Gräfin solche zu erwerben trachten.

Am 3. Januar 1635 beschwerte sich die Gräfin beim Fürsten Johann zu Hohen-
zollern über das unwürdige Verhalten der hohenzollerischen Beamtenschaft, die ihr
das Deputat nie rechtzeitig und nie in gehöriger Weise zukommen ließ. Seit 16 Jahren
habe in Hechingen kein so grimmig kalter Winter geherrscht wie in diesem Jahr.
Sie müsse frieren, und dabei sei in Haigerloch und in Wehrstein ein guter Vorrat an
Holz vorhanden. Ihr Seufzen schreie zum Himmel. Der Fürst möge doch endlich
den Haigerlocher Beamten „ernstlich befehlen, ihr die Schuldigkeit abzustatten".

Der Fürst erwiderte umgehend: Er habe seinen Beamten befohlen, der Gräfin
„das menschenmögliche zu reichen". Ihre Beschwerde sei ihm unbegreiflich. Man
sage, daß er eine „stattliche Erbschaft von seinem Vetter Graf Karl geerbt". In Wirklichkeit
aber bestehe diese „Stattlichkeit" in Armut, in „grundruinierten Unter-
thanen und in einem leeren Haus". Seinem Vetter, dem Grafen Karl zu Hohen-
zollern, wolle er dies keineswegs „imputieren". Er wisse, daß genug vorhanden wäre,
„wanns Freund und Feind gelassen". Er wolle aber jeden Verdacht verhindern, als
ob er viel geerbt und nicht zahlen wolle. Die 300 Klafter Holz müsse er laut Widdumsverschreibung
frei Haus liefern, aber die Fuhrlöhne seien dreimal höher, als
was das Holz koste, und kein Untertan führe auch nur ein „Scheitle" in der Fron.

18 Archiv Weitenburg, Bestand Keller von Sctleitheim, Bd. XII, S. 120-260.

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