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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0068
Siegfried Krezdorn

damit befassen und dann das, was ihr »von Gott und Rechts wegen" gebühre, zukommen
lassen.

Mit dieser Antwort war die Gräfin zufrieden, aber sie werde, so schrieb sie zurück
, weil sich ihre Not von Tag zu Tag vermehre, weiterhin mahnen. Die 19 700 fl
Kapital habe ihr Ehemann sowie die Fürsten Johann und Eitel Friedrich zu Ho-
henzollern ausdrücklich mit Dettensee versichert. Das Haus Zollern möge doch endlich
ihre „erleidende Dürftigkeit" beherzigen und ihr die Schuldsumme begleichen.

Vermählung mit Adam Heinrich Keller von Schieitheim

In Konstanz lernte die Gräfin den Obristen Adam Heinrich Keller von Schieitheim
kennen, den Erzherzogin Claudia zu Österreich zum Stadthauptmann bestellt hatte.
Ihm klagte sie ihre Not. Keller, der ein tapferer Kriegsmann war, bewunderte die
Gräfin ob ihres standhaften Ausharrens in der Festung Hohenzollern während der
Belagerung und ließ ihr alle erdenkliche Hilfe angedeihen. Aus der Bewunderung
wurde Zuneigung, die schließlich zu einer ehelichen Verbindung führte. Als Graf
Georg von Ortenburg davon erfuhr, schrieb er der Gräfin am 12. Juli 1636 von
Schloß Spittal18 in Kärnten einen ermunternden Brief. Er habe vom Tode des Grafen
Karl zu Hohenzollern gehört und übermittle dazu sein aufrichtiges Mitgefühl.

Ihren Entschluß, sich wieder zu verheiraten, begrüße er aufrichtig. Er kenne
Keller zwar nicht persönlich, wisse aber, daß ihr künftiger Ehemann einem Adelsgeschlecht
entstamme, etliche Jahre für den Kaiser und für den Kurfürsten von
Bayern in Kriegsdiensten sein Blut opferte, „seinen valor erzeigt", ritterliche Taten
vollbrachte und sich „dadurch recommendierte". Er zweifle nicht, daß Keller „vermittels
göttlicher Gnaden" noch einen höheren Stand erreichen und zum Freiherrn
oder Grafen „kreiert" werde. Außerdem sei Keller mit zeitlichen Gütern gesegnet
und könne die „Frau Bas" somit standesgemäß unterhalten. In dieser Zeit vergesse
mancher seinen hohen Stand, um die zeitliche Nahrung zu sichern. Daher solle die
Frau Bas diese Heirat nicht ausschlagen. Er werde Keller als Freund (Verwandten)
akzeptieren und habe deshalb bereits seinem Obervogt Balthasar Schönberger in
Oberbaden bei Solothurn befohlen, der Gräfin „all mögliche Assistenz" bei der
Vermählung zu leisten. Zum neuen Ehebund wünsche er ihr viel Glück und Gottes
Segen.

Vorgenannter Schönberger wartete am 19. Juli 1636 noch immer auf Post aus
Kärnten. Wenn diese eintreffe, schrieb er der Gräfin, werde er die Rechte des Hauses
Ortenburg wahrnehmen, damit nichts in fremde Hände komme, was sicherlich
alle diejenigen verdrießen werde, die eine Wiederverheiratung der Gräfin verhindern
möchten. Auch ihr Bruder, der Kartäuser, könne, wenn „alles mit guter
Manier vor sich gehe", als Geistlicher nicht mehr dagegen sein. Auch dieser müsse
schließlich den Obristen Keller als Schwager akzeptieren. Jedenfalls solle sich die
Frau Gräfin deshalb „kein grau Haar wachsen lassen". Er werde den Kartäuser
schon umstimmen und ihm die „Mucken auß (dem) Kopf treiben", so daß er dieselben
, die ihn von Frankreich nach Konstanz „getrieben", sicherlich „fliegen lassen
werde" und dann einen besseren Sinn und Gedanken „schöpfen".

18 Es ist das von Gabriel von Salamanca in Spittal erbaute Schloß — meist nach den späteren Besitzern
, den Fürsten von Porcia, »Schloß Porcia* genannt —, durch seine Gesamtanlage mit dem
bezaubernden Arkadenhof eines der schönsten Renaissancebauwerke Österreichs.

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