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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0069
Gräfin Rosamunde zu Ortenburg

Gräfin Rosamunde war ernstlich krank geworden und mußte den Arzt konsultieren
Da traf aus Dettensee eine Hiobsbotschaft von Johann Konrad Hiemer ein.
Der württembergische Obervogt zu Sulz a. N. hatte dort ohne Ursache den angefallenen
Fruchtzehnten verarrestiert!0. In einem weiteren Schreiben klagte Hiemer
der Gräfin sein Leid: Ihm sei es in diesem Krieg übel ergangen. Der Feind habe bei
ihm geplündert, und so besitze er noch höchstens 3 fl. Nun müsse er spüren, daß ihm
die Gräfin nicht mehr traue. Das werde ihn veranlassen, nach Erstellung der vierjährigen
Rechnung Dettensee ein „guet Nacht" zu sagen. Dann würden sich die
Widersacher der Gräfin, zu denen ihr Bruder und ihr Sohn Froben von Freyberg
zählen, in die „Fäust" lachen. Ihrem Sohn Froben habe Graf Karl einst 1000 fl
„spendiert", ferner Dublonen für je 25 fl und Reichstaler für je 10 fl, also insgesamt
über 3000 fl. Der Prior zu Mölsheim habe 300 Reichstaler für den jungen Herrn
Froben bekommen, die aber nach Grenoble in die Kartause zum Bau einer Kapelle
ausbezahlt wurden. Dem Meersburger Boten habe er 400 fl an spanischen Dublonen
für je 5 fl nach Frankreich mitgegeben, die ihm die Gräfin heute noch schulde. In
Straßburg habe er einmal ihrem Sohn Eroben im Beisein des Kartäusers im Gasthof
„Schwarzer Rappen" 400 fl gegeben, wofür ihm eine Obligation ausgestellt worden
sei. Auch in Lyon habe er dem Froben 1000 Kronen ausbezahlt, die ihm die Gräfin
trotz mehrmaligem Anfordern nicht erstattet habe. Jetzt wolle ihn die Gräfin entlassen
, obwohl er dem Grafen Karl stets „redlich gehauset habe". So würden seine
treuen Dienste „mit Undank belohnt". Obrist Keller sei ein reicher Mann und könne
der Gräfin doch sicherlich Geld vorschießen. Er wundere sich, daß die Gräfin trotz
seinem Warnen immer noch ihrem Bruder vertraue, demselben Geld schenke und
sogar das Stuttgarter Halsband überlassen habe. Die Gräfin solle doch an ihre
Mutter denken, die all ihr Vermögen den Geistlichen schenkte und, als sie noch länger
lebte, Not leiden mußte. Ihm käme niemals in den Sinn, etwas Unrechtes zu
empfehlen. Sie möge sich doch erinnern, wie treu er ihr auf der Festung diente.
Er würde auch niemals „leichtfertige Reden" gegen die Frau Gräfin führen, dann
schon lieber seine „Zunge heraußen wissen". Bei einem Besuch in Haigerloch habe
ihm Junker von Arzt anvertraut, daß der Fürst ihre Wiederverheiratung nicht verstehe
und darüber sehr verärgert sei. Der Junker von Arzt müsse deshalb die Kleinodien
, die Graf Karl hinterlassen, von ihr fordern, wisse aber nicht, wie er ihr das

" Bei Apotheker Carolus Freydhoff hatte die Gräfin schon am 15. Mai einen «sonderlichen" Laxiersaft
für 1 fl 36 kr holen lassen, ebenso einen Muskatsalbei für den Magen (1 fl 36 kr), am 27. Sept.
ein »köstlich" Kraftwasser und andere Spezialitäten für 4 fl 40 kr, ein Laxierpülverle für 12 kr,
vermischte „confectiones Alkermes" (Alkermes — Elixier aus Zimtrinde, Muskatnuß, Nelken,
zerkleinert, mit 90°/oigem Alkohol destilliert und mit weißem Syrup und Rosenwasser vermischt)
für 56 kr, 2 Gläslein mit Zimt- und Rosenwasser für 48 kr und dasselbe nochmals am 29. Sept.
für 2 fl 20 kr, am 6. Okt. 1 Gläslein mit Violensaft für 38 kr sowie Hirschunschlitt, Kampfer und
Rosenöl für 30 kr, etwas für den „Oberschlag" (2 fl 12 kr), am 8. Okt. ein destilliertes „Capaun"-
wasser (3 fl 24 kr), einen Violensaft und Ysopwasser für 36 kr sowie Laxiermannatränklein für
1 fl 12 kr. Der Rechnung des Apothekers Johann Jakob Kupfersdimid im Roten Turm ist zu entnehmen
, daß Gräfin Rosamunde schon seit dem 1. Sept. 1635 auf Anordnung des Doktors Müller
Arzneien bezog, u. a. öfter Schweißtränklein, Laxiertränklein, verschiedene Pillen, Angelika, Laxierwein
, Salzpulver, Rauchpulver, Salben, Tabak, Nießwurz, Giftlatwerge, Zuckerweinbeeren,
Balsam, Hitz- und Durstzeltlin, Leberzucker, Baumöl, Terpentin, Weißwurz, Süßholz, Klistierkräuter
, Klistierbutter, Klistierlatwerge, Kraftmilch, Bezoarsteine, Defensin, Zimtwasser, Hitz-
und Durstpulver, Herzüberschläge, Herzwasser, Perlenwasser, Kandiszucker, Myrrhenöl, gebrannten
Aloe, Brustwasser u. a. für insgesamt 83 fl 49 kr.

M Archiv Weitenburg, Bestand Keller von Schieitheim, Bd. XII, S. 248.

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