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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0072
Siegfried Krezdorn

Der Tod der Gräfin

Nachdem die Gräfin mit zitternder Hand ihren letzten Willen unterschrieben
hatte, ließen ihre körperlichen Kräfte spürbar nach. Nur mit großer Mühe vermochte
sie noch Wünsche zu äußern. Ein Augustinerpater spendete ihr die Sterbesakramente
. Am 10. Oktober 1636 schlössen sich ihre Augen für immer. Ein sorgenvolles
Leben war zu Ende gegangen. Zweimal hatte die Verstorbene das harte Los
einer Witwe erdulden und jeweils üble Erbstreitigkeiten ausfechten müssen. Ihr
einziger Sohn Freiherr Froben von Freyberg, ein leichtsinniger Lebemann, verschmähte
ihre mütterlichen Gefühle und ihre Zuneigung. Die erst vor einer Woche
geschlossene Ehe mit dem Obristen Keller hatte ihr zwar neuen Lebensmut geschenkt
, aber ihr von langer Krankheit und vielen Entbehrungen ausgezehrter Körper
war nicht mehr widerstandsfähig genug, um das plötzlich aufgetretene Fieber
zu überwinden.

Obrist Keller durfte in seinem Leid nur vom Grafen Georg zu Ottenburg Trost
erhoffen. Ihm schrieb er deshalb einen ausführlichen Brief. Gräfin Rosamunde sei
nach einer schweren dreiwöchigen Krankheit „zwar bei guetem Verstand und fester
Hoffnung" auf baldige Genesung verstorben. Sie habe sich jedoch, als ihr Leiden
schlimmer wurde, „durch des geweihten Priesters Hand" in Beisein „ansehnlicher
Gezeugen" mit ihm noch ehelich verbunden, aber sechs Tage danach, am Freitag
Vormittag um 10 Uhr, „mit gueter löblicher Vorbereitung und starkem Vertrauen
zu Gott" ihr Leben beendet.

Obrist Keller bekundete in jeder Hinsicht aufrichtige Trauer. In allen Gotteshäusern
der Stadt ließ er durch Läuten der Glocken das Hinscheiden der Gräfin vermelden
, wofür er 27 fl 9 kr bezahlte M.

Nach Dettensee brachte ein reitender Bote die Todesnachricht mit einer Ladung
zur Feier des „siebenden" an den Sekretär Johann Konrad Hiemer und den dortigen
Schultheißen, deren Reiseunkosten von 9 fl 34 kr der Obrist ersetzte25. Ein
anderer Bote begab sich mit dem Abschiedsbrief der Gräfin Rosamunde an die Erzherzogin
Claudia zu Österreich auf den Weg nach Innsbruck, wofür der Bote 8 fl
erhielt. Seinen Diener beauftragte er, den Bruder der Gräfin in Rorschach zum
„Dreißigsten" abzuholen.

Die Beisetzung fand in einem besonders feierlichen Rahmen stattS6. Bis dahin

84 Nadi altem Brauch läuteten Mesner sowie Meister mit ihren Gesellen die 5 Glocken der Domkirche
für 2 fl; diejenigen, welche die große Glocke läuteten, bekamen 4 fl und eine Kanne Wein mit
einem Brot. Für das Läuten aller Glocken im Dom während der Beerdigung bezahlte Keller 15 fl.
Das Läuten der Glocken in der Pfarrkirche St. Paul kostete 1 fl, in St. Stephan 2 lb 5 ß, bei den
Karmelitern 1 fl und in der Johanneskirche 10 Batzen.

s5 Beide waren am 17. Okt. abgereist, hatten zu Balingen für 27 kr 3 h zu Mittag gegessen und für
1 fl 32 kr in Lautlingen übernachtet. Am 18. Okt. aßen sie für 18 kr in Schwenningen zu Mittag
und tranken in Honstetten (=Kreenheinstetten) für 9 kr ein Maß Wein; in Meßkirch bezahlten sie
für Nachtessen und Übernachten 1 fl 4 kr 4 h, aßen am Sonntag, dem 19. Okt., in Überlingen für
44 kr zu Mittag, fuhren dann für 4 kr über den See, aßen und übernachteten im „Stern" zu Konstanz
für 1 fl 4 kr. Zur Heimreise gab ihnen Obrist Keller 1 Dukaten = 3 fl 12 kr, also insgesamt
8 fl 34Vs kr.

26 Am 7. Nov. 1636 bezahlte Keller beim Prior der Augustiner Michael Dehler für die Beisetzungsfeierlichkeiten
, die am 13. Okt. stattgefunden hatten, insgesamt 83 fl 4 kr 6 h, und zwar für 182
Seelenmessen 60 fl 10 kr, für die Sänger Hfl, für die Vigil an der Gruft 4 fl 7 kr 4 h, für die
Beteiligung der Diakone und Subdiakone sowie der 2 Bürger, die Kreuz und Fahne zum Begräbnis-

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