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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0100
Hans Speidel

einem festen Plan innerhalb von 40 Jahren amortisiert werden sollte. Audi sahen
alle Abgeordneten die Notwendigkeit ein, einige kleinere Beträge, darunter einen
Vorschuß von Salomon Kaulla mit rd. 2100 Gulden, der mit 6 °/o zu verzinsen
war77, sowie ein unverzinsliches Gefälligkeitsdarlehen des Hofagenten Bacher in
der laufenden Etatsperiode zurückzuzahlen. Einer heftigen Kritik wurden sodann
die Beamten, angefangen vom Präsidenten bis zum Kanzleisekretär und Kammerboten
, unterzogen, die neben ihrem Gehalt zusätzliche Diäten aus der Landessteuerkasse
bezögen. Diese würden, so wurde argumentiert, von der fürstlichen
Kanzleikasse besoldet und könnten nicht nebenher noch für sogenannte Nebentätigkeiten
besondere Vergütungen beziehen78. Auch die überhöhten Gesandtschaftskosten
wurden beanstandet. Aber hier sahen die Abgeordneten ein, daß die
gerügten Besoldungen „auf Dekreten und Bundesbeschlüssen" n beruhten und von
ihnen nicht abgeändert werden konnten. Nachdem die hohenzollerischen Fürstentümer
in die Reihe der souveränen Staaten eingetreten waren, ergab sich zwangsläufig
die Notwendigkeit, einen diplomatischen Verkehr zu unterhalteneo.

Einen breiten Raum in den Beratungen nahm auch die Aussprache über das „fürstliche
Kontingent" ein, die einen interessanten Einblick in die „Militärverhältnisse"
des Landes zu der damaligen Zeit vermittelt. Insgesamt sollten 11 027 Gulden hierfür
aufgebracht werden, und zwar 5146 Gulden für die Besoldung der Offiziere
und Mannschaften, 3459 Gulden für die „Monturgegenstände" und 1353 Gulden
für „Armaturen und Munition", um die wichtigsten Posten zu erwähnen u. Da sich
die Stärke des fürstlichen Kontingents damals auf 145 Mann belief, so überrascht
der verhältnismäßig niedrige Ansatz für deren Besoldung. Es muß aber berücksichtigt
werden, daß von dem Kontingent nur so viele Mannschaften „im Aktivstand"
waren, als für die Durchführung der Wachen und für die Sicherheitspolizei des
Landes erforderlich waren. Das erklärt auch die etwas abfällige Bemerkung des Abgeordneten
Seitz aus Hechingen, der sagte: „Ist es denn so etwas Schweres, Soldat
zu sein?... Unsere Militärs haben mit wenigen Ausnahmen - gedacht war wohl vor
allem an den Wachdienst - nichts zu tun, als vier Wochen zu exerzieren und dem
Lande einen Rock und zwei Paar Hosen zu zerreißen ö. Und der Vorstand des
Landtags, Dr. Koller, bemerkte, daß sich „der ganze Dienst der Kontingentsmannschaft
auf die Bestellung von zwei Wachposten" beschränkte**. Es ist daher nicht
verwunderlich, wenn die Abgeordneten die von der Regierung in Vorschlag gebrachten
Beträge für „Montur und Armaturgegenstände" beanstandeten. Der starke
Verschleiß der Uniformen, so führten mehrere aus, komme sicher nicht vom Tragen
in den paar Dienststunden her, sondern sei darauf zurückzuführen, daß die in Urlaub
befindlichen Soldaten ihre Militärkleidung bei landwirtschaftlichen Arbeiten

77 Blumenstetter bezeichnete den Zinsfuß als »unerhört", und Diebold meinte, ob Kaulla nicht einer
gesetzlichen Strafe verfallen sei, weil er Geld zu einem höheren als landesüblichen Zins ausleihe
(Verhandl. S. 70). Die sehr begüterte jüdische Familie Kaulla wurde im Jahre 1841 von dem
Fürsten Friedrich Wilhelm Konstantin geadelt (Chronik der Stadt Hechingen S. 249).

78 Verhandl. S. 72-76.

79 Verhandl. S. 78.

80 Der Bundestagsgesandte von Leonhardi bezog 1300 Gulden und der Gesandte von Erstenberg in
Wien 150 Gulden (Beilagen S. 28).

81 Beilagen S. 29.

8* Verhandl. S. 122.
»' Verhandl. S. 80.

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