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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0103
Der erste Landtag zu Hohenzollern-Hechingen

Die Abgeordneten des „unteren Jagens" wandten demgegenüber ein, auch bei
ihnen würde man im Winter gern arbeiten, wenn eine Möglichkeit dazu vorhanden
wäre. Auch hätten die Unterländer eben nicht soviel Talent zum Geldverdienen
wie die Killertäler. Dazu bemerkte Diebold:

„Es fällt kein Gelehrter vom Himmel; auch den Killertälern ist die Arbeit
weder in den Schoß geflogen, noch hat ihnen die Herrschaft dafür gesorgt. Sie
mußten sie suchen und müssen es noch auf eine traurige, elende Weise. Wenn der
Vater sich den Sommer über die Hände wund und die Glieder lahm gearbeitet
hat, so muß er fort aus der Heimat, hinaus unter fremde Menschen, um dort
unter Kälte und Entbehrungen aller Art noch ein viel bittereres Tagewerk anzufangen
, als sein Feldgeschäft war; er muß fort, denn er war nicht imstande,
seinen wenigen und mageren Grundstücken soviel abzugewinnen, daß er damit
sich und seine Familie das ganze Jahr ernähren konnte; er geht und läßt
Weib und Kind allein und weiß nicht, ob er sie je wiedersehe. Auch der Sohn
geht und die Tochter; ja, ich darf sagen, das Mädchen und der Knabe; die
Mutter sogar geht und gibt ihren Säugling in fremde Hände. Sie weinen freilich
beim Abschied wie die Zurückbleibenden; aber das hilft nichts, sie müssen gehen
! - Sie sind aus dem Killertale und haben nur Berge, keine Güter. - Draußen
liegen sie auf dem Stroh, essen Schwarzbrot und tragen ihre zentnerschweren
Kisten. Sie müssen sich als Fremdlinge, als Bettler, nein, oft als Gesindel und
Landfahrer behandeln lassen und dürfen nicht murren, sonst jagt man sie aus
dem Lande. Indeß darbt auch das Weib mit ihren Kleinen zu Hause, um dem
Manne gleichsam sein Unglück tragen zu helfen und seine Leidensgenossin zu
sein und um seinen Schweiß nicht leichtsinnig zu vergeuden. Sehen Sie da, das
verhaßte Oberland und seine gepriesene Steuerfreiheit. Solche gequälten, leidenden
Gemeinden sollen also den Staatshaushalt fortwährend bestreiten, während
diejenigen, welche sich auf ihren eigenen Gütern ernähren können und bei ihrem
Ofen sitzenbleiben dürfen, Reste über Reste setzen und noch dabei klagen?" "

Mehrere Abgeordnete bedauerten die „feindseligen Spannungen zwischen Unter-
und Oberland", sie seien, so sagte der Abgeordnete Bosch aus Hechingen, beide
Leidensgenossen und sollten sich freundschaftlich begegnen98. In derselben Sitzung
wurde von vielen auch auf die Bedeutung einer genauen Vermessung des Landes
hingewiesen. Nur wenn diese durchgeführt sei, könne ein „gerecht regulierter
Steuerfuß" für alle Gemeinden gefunden werden. Damit wäre der ewige Unfriede,
die ewige Eifersucht und Zwietracht zwischen dem Unter- und Oberland und auch
das Mißtrauen gegen die Regierung aus der Welt geschafft

Noch weitere Vorschläge zur Verbesserung der Staatsfinanzen wurden dem
Landtag von verschiedenen Abgeordneten unterbreitet. So wurde die bereits im
Vorbericht aufgestellte Forderung, auch die Beamten, „unter welchen zum Teil die
reichsten Landeseinwohner sich befänden", mit einer Steuer zu belegen, wiederholt.
Auch müßte die erst vor einigen Jahren eingeführte Kapitalsteuer erhöht werden,

•7 Verhandl. S. 116 und 117.
»8 Verhandl. S. 117.
•» Verhandl. S. 100.

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