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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0108
Hans Speidel

erlassenen Schulordnung gerecht geworden. Die Lehrer seien als „Staatsdiener" anerkannt
. Das müsse aber auch in ihrer „bürgerlichen Stellung" zum Ausdruck kommen
, und ihr Gehalt müsse dem eines Staatsdieners angemessen sein. Es sei eines
Lehrers unwürdig, wenn er in der Ernte die sogenannten „Meßnergarben von allen
Äckern zusammentragen, seinen Laib und seine Schüssel voll Mehl bei den Leuten
holen und noch andere Verrichtungen vornehmen müsse, die aus der Zeit stammten
, wo der Dorfschütze, Rinderhin und Schullehrer in die gleiche Kategorie" eingereiht
worden seien 125. Blumenstetter führte dann einige Beispiele von Lehrergehältern
in einzelnen Gemeinden an. So beziehe der Lehrer von Weilheim nur
45 Gulden und der Unterlehrer von Grosselfingen sogar nur 25 Gulden im Jahr.
Das Ziel müsse sein, daß kein Lehrer weniger als 300 Gulden und kein Provisor
weniger als 150 Gulden jährlich erhalte. Solange es aber um die Staatsfinanzen so
schlecht wie zur Zeit bestellt sei, wolle die Landtagskommission für den Lehrer nur
ein Mindestgehalt von 140 Gulden und für den Provisor von 70 Gulden in Vorschlag
bringen m.

Die Petition der Lehrer wurde vor allem auch von dem Vorsitzenden Dr. Koller
und dem Pfarrer Diebold nachdrücklich unterstützt. Letzterer sprach in einer weitausholenden
und etwas pathetischen Art von Kirche und Staat als dem „uralten, .
ehrwürdigen und zugleich ewig jungen und neuen Elternpaar, dem die Vorsehung
die Erziehung des Menschengeschlechts anvertraut" habe m. Überall in den Nachbarländern
seien die Schullehrer besser gestellt als im Fürstentum. „Auch unsere
Lehrer", so fuhr er fort, „sollen in Zukunft nicht mehr die trockenen Brotrinden mit
dem Schweiß ihres Angesichts benetzen müssen,... sie sollen von nun an nicht
mehr mit Seufzen, sondern mit Freuden die schweren Obliegenheiten ihres Berufs
erfüllen" "8. Der Abgeordnete Münch aus Wilflingen, der einzige Lehrer im Landtag
, schilderte das Leben des Dorfschulmeisters, das so ganz anders aussehe, als die
Poesie es auszuschmücken pflege. Er nennt den Lehrer einen „Jammermann", der
täglich fünf bis sechs Stunden in stinkender Luft unter „schmutzigen, übelriechenden
, oft an Leib und Seele verkümmerten Kindern" aushalten müsse. Dabei begegne
er bei all seiner Mühe und Anstrengung keinem einzigen dankbaren Gesicht und sei
sogar oft „der gehaßteste Bürger der Gemeinde" 12*. Einige Abgeordnete stellten
die Frage, wer denn bei einer Besserstellung der Lehrer deren Gehälter in Zukunft
zahlen solle. Neben dem Staat und den Gemeinden wurden von einigen auch kirchliche
Stellen genannt, die hierfür herangezogen werden sollten. So gab der Abgeordnete
Diebold zu bedenken, ob nicht auch die Geistlichen „schon vermöge ihres
Amtes und ihrer Stellung moralisch genötigt" seien, die Schulen und damit auch die
Lehrer zu unterstützen. In den Nachbarländern verwende man auch das in der
Säkularisation eingezogene Kirchenvermögen zu solchen Zwecken180. Der Abgeordnete
Baur schlug vor, daß die Gratialien und Entschädigungen, die manche
Pfarrherrn für Predigten, Messelesen und andere kirchliche Verrichtungen bezögen,
diesem Zweck zugeführt werden sollten. Hierfür besonders entlohnt zu werden, sei

125 Beilagen Nr. 33, S. 39.
128 Beilagen Nr. 33, S. 41.

127 Verhandl. S. 151.

128 Verhandl. S. 153.

128 Verhandl. S. 153, 154.
130 Verhandl. S. 157.

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