Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0114
Hans Speidel

Auch die im Anschluß daran behandelte Petition um Ablehnung des Freiburger
Rituals und Verwendung der deutschen Sprache bei der heiligen Messe gab Anlaß
zu einer eingehenden Diskussion. Der erste Teil des Antrags hatte schon zuvor seine
Erledigung gefunden, da der Fürst dem Freiburger Ritual, wie von einem Abgeordneten
bemerkt wurde, sein Plazet verweigert hatte. Bezüglich des Gebrauchs der
deutschen Sprache bei der heiligen Messe erklärte der Abgeordnete Diebold, auch er
sei für die Muttersprache im Gottesdienst, aber das sei nichts Neues. Für ihn sei
es viel wichtiger, daß die heilige Messe wieder das werde, was sie einmal gewesen
sei und nach dem Willen ihres Stifters sein soll: „Ein Mahl der Liebe und der Erinnerung
aller Christen an ihren Christ"14S. Er beanstandete, daß diese hochheiligste
Handlung des Christentums von einem Priester am einsamen Altar, „vermummt
in orientalischem Putz" mit „tausenderlei ungereimten Zeremonien" und einem
„ganzen Plunder von hohlen, nichtssagenden Äußerlichkeiten" gefeiert werde. Die
heilige Messe müsse wieder auf ihren ursprünglichen, einfachen Charakter zurückgeführt
werden, wie dies bei den Aposteln und den ersten Christen gewesen sei,
ohne allen unnötigen Pomp, ohne alles mosaische Zeremoniell und alle alttestamentarische
Maske. Auch die Altardiener müßten verschwinden und an ihre Stelle
die Gläubigen treten. Solange das nicht der Fall sei, nütze auch die Übersetzung
des Meßbuches nichts, und es sei gleichgültig, ob der Priester bei der jetzigen Feier
der Messe „gloria in excelsis Deo" oder „Ehre sei Gott in der Höhe" singe Blu-
menstetter, der den Antrag der zwölf Gemeinden eingebracht und befürwortet
hatte, erwiderte dagegen, wenn man alles nicht auf einmal erreichen könne, dann
solle man mit dem Besseren wenigstens anfangen. Es sei unvernünftig und unchristlich
zugleich, vor deutschen Leuten lateinisch zu beten, nur weil der Papst ein Lateiner
sei. Es gäbe griechische, slawische und koptische Messen, warum nicht auch
deutsche? Von den anwesenden elf Abgeordneten stimmten darauf neun für die
Petition und zwei dagegen, darunter neben Pfarrer Diebold der Abgeordnete
Fecker150. Die deutsche Sprache verschwand aber trotzdem bald wieder aus dem
Ritus der heiligen Messe, zumal auch der spätere Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin
dem Freiburger Ritual auf Drängen der erzbischöflichen Behörde das „Plazet"
erteilte m.

d) Petition der Juden

Auch die Juden der Stadt Hechingen hatten eine Petition an den Landtag eingereicht
, in der sie „um Feststellung ihrer bürgerlichen Verhältnisse" baten. Eine
bürgerliche Verbesserung der Bekenner des jüdischen Glaubens war bereits in

148 Verhandl. S. 189.
Verhandl. S. 189.

150 Verhandl. S. 192.

151 Rösch: Das religiöse Leben in Hohenzollern, S. 73.

112


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0114