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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0130
Neues Schrifttum

Sie erhielt eine prächtige Orgel von Konrad Schott und als weiteren Zierat — vermutlich
aus Alpirsbadi — das romanische Lesepult und den Taufstein.

Herzog Friedrich legte 1596 die erste Kunstkammer im Herzogtum Württemberg an.
(Fleischhauer beabsichtigt, eine Geschichte dieser Kunstkammer zu schreiben. Als langjähriger
Direktor des Württembergischen Landesmuseums in Stuttgart kann er, wie kein anderer
, den Anfängen der großartigen Stuttgarter Sammlungen nachgehen.)

Die Bildhauer- und Steinmetzkunst hatte schon unter Herzog Christoph durch die
Grabmäler in den Grablegen der Grafen und Herzöge in Tübingen und Stuttgart einen beachtlichen
Aufschwung genommen. Die Arbeiten wurden oft noch zu Lebzeiten eines Herzogs
in Auftrag gegeben. Grabmäler und Tumben schufen Josef Schmid für Herzog Ulrich
und Eberhard im Barte, Leonhard Baumhauer für Herzog Christoph, Jakob Woller für
Graf Ludwig in Tübingen. Wohl der begabteste unter den Bildhauern, Sem Schlör, fertigte
neben den Grabmälern für Herzogin Sabine in Tübingen die Statuen für die Ahnenreihe,
das Grafenmonument der elf Alten, in der Stuttgarter Schloßkirche, sowie den Altar und
die Kanzel dieser Kirche. Christoph Jelin gestaltet die Grabtumba Herzog Ludwigs im
Geist des Manierismus mit kostbaren Reliefs in Marmor und Alabaster mit Darstellungen
aus der biblischen Geschichte. Die Stilmerkmale der einzelnen Bildhauer sind anschaulich
beachtet, ihr Leben und ihre Arbeiten sorgfältig zusammengestellt.

Fleischhauer ist es gelungen, die Kunstwerke und kunstgewerblichen Arbeiten zur Zeit
der Renaissance im Herzogtum Württemberg aufzuzeigen. Der kulturgeschichtliche Rahmen
vollendet das Zeitbild und erfüllt es mit Leben. Besonders ausführlich sind die verschiedenen
Zweige des Handwerks, wie Wandmaler, Kupferstecher, Schreiner, Gold- und Silberschmiede
erfaßt. Neben den Genannten waren auch Münzer, Siegelgräber, Wachsbossierer,
Uhrmacher und Seidensticker im Dienst der Herzöge tätig. Spezialisten (Plattner und
Büchsenmacher) fertigten Kriegs-, Turnier- und Jagdwaffen. Für den Guß der Feldschlangen
gewannen die Herzöge berühmte auswärtige Meister, zum Beispiel Meister Wolf Neidhardt
aus Augsburg und Meister Nikolaus Martin aus den Niederlanden. Die Ofenplatten
aus den herzoglichen Hütten im Brenztal und Christophstal sind heute noch kostbare
Sammlerobjekte. Zinngießer, Hafner, Glasschneider und -maier beschließen mit den Buchbindern
die lange Reihe der aufgeführten Handwerker. Etwa 2000 Namen sind im Personenregister
genannt. Die vielfältigen Handwerkszweige lassen die veränderten Lebensverhältnisse
in der Renaissance deutlich werden, so wie wir es ähnlich im Zeitalter der
Technik erleben.

Der Verfasser schildert sehr ausführlich und lebendig auch das Leben und die Feste
am herzoglichen Hofe mit Schauessen, Tafel- und Trinksitten und der vorgeschriebenen
Kleidung. Ritterspiele, Komödien und Umzüge mit prächtigen Schauwagen sollten die
Stellung des Herzogs betonen.

In dem in übersichtliche Kapitel gegliederten Buch kann sich der Leser anhand des
Inhaltsverzeichnisses rasch über jedes Bauwerk, jeden Baumeister und Bildhauer und die
vielfältigen Themen orientieren. Der Bildteil mit 241 Tafeln zeigt Erhaltenes in guten
Photographien, Verlorenes in Stichen, Grundrissen und alten Ansichten; er ergänzt damit
den anschaulichen Text auf vorzügliche Weise.

Auch heute noch kann es einem Einzelforscher in jahrzehntelanger, unermüdlicher Arbeit
gelingen, für verloren gehaltene Kunstschätze lebendig darzustellen. Dies hat auf dem Gebiet
der Kunstgeschichte Württembergs Werner Fleischhauer mit seinem Buch über den
Barock schon einmal überzeugend bewiesen. Auch mit seinem Renaissancebuch ist es ihm
nunmehr erneut sehr eindrucksvoll geglückt. Obwohl in Württemberg aus der Renaissancezeit
nur wenige Bauwerke und kunstgewerbliche Arbeiten erhalten geblieben sind, konnte
Fleischhauer dank seinen unermüdlichen Archivstudien die Zeit der Renaissance im Herzogtum
Württemberg nahezu erschöpfend darstellen. So möchte man im Hinblick auf die
Erforschung der württembergischen Kunstgeschichte dem Verfasser wünschen, daß seine
bewundernswerte Arbeitskraft noch lange erhalten bleiben möge.

Sigmaringen Walter Kaufhold

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