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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1971-72/0136
Neues Schrifttum

Sekretär. Daneben gab es noch eine Unterverwaltungsstelle in Überlingen. Andere Dienstleute
(z. B. der Hofmeister, der im 18. Jahrhundert genannte Waldmeister, die Amtsdiener,
Boten u. a.) hatten genau bestimmte Aufgaben zu erfüllen. Dem Hofmeister oblag die Bewirtschaftung
der Klostergüter und der landwirtschaftlichen Nebenbetriebe. Sein Aufgabenkreis
nahm stets an Umfang zu. „Alle waldischen Bediensteten trugen eine Livree, die von
grüner Farbe war und gelbe Aufschläge hatte" (S. 377).

Am Schluß der Arbeit findet der interessierte Leser Urkundenregesten über die Herren
von Weckenstein und Namenslisten von Beamten und Bediensteten des Klosters Wald sowie
der Pfarrer der Patronatskirchen Walbertsweiler, Kappel, Dietershofen.

Wegen der schon genannten Ausführlichkeit und Vielzahl der hier zusammengetragenen
Informationen hätte eine listenförmige Aufstellung wichtiger Daten im Anhang (Entwicklung
der landwirtschaftlichen Nutzfläche, Anstieg der Bevölkerungszahl, Umsatz des
Klosters usw.) die Benutzung noch wesentlich erleichtert, wären die Ergebnisse eher in Beziehung
zu setzen gewesen mit anderen Institutionen und deren charakteristischen Daten.

Diese Arbeit zeigt, daß die soziale Basis historischer Prozesse sehr genau ermittelt
werden kann; sie zeigt ferner, daß die Erkenntnismöglichkeiten und Relevanzen landeshistorischer
Forschung noch längst nicht abgeschritten sind. Es wäre zu wünschen, daß noch
mehr Untersuchungen dieser Art vorgelegt werden, um schließlich fundiertere Aussagen über
sozialgeschichtliche Phänomene zu ermöglichen.

Tübingen Uwe Ziegler

Paul Wenzel: Der Freundeskreis um Anton Günther und die Gründung Beurons. Ein Beitrag
zur Geschichte des deutschen Katholizismus im 19. Jahrhundert. Essen: Ludgerus-
Verlag 1965. XVI, 531 Seiten.

Nicht selten stößt ein Buch ein zweites an. So wurde Paul Wenzel bei der Suche und
Sichtung des Materials zu seiner Arbeit über „Das wissenschaftliche Anliegen des Güntheria-
nismus" (erschienen Essen 1961) gewahr, daß zwischen den Güntherianern und deutschen
wie auch italienischen Benediktinern enge Beziehungen bestanden und — damit verknüpft —
in eben diesen Kreisen schon früh die Idee aufkam, in Deutschland bzw. Preußen den
Benediktinerorden neu aufleben zu lassen, eine Idee, die schließlich zur Gründung Beurons
führen sollte. Den Weg dahin schildert nun Wenzel in der weiteren Publikation „Der
Freundeskreis um Anton Günther und die Gründung Beurons". Die Darstellung überzeugt
durch das ebenso wertvolle wie ergiebige Material, das der Verfasser seiner Arbeit zugrundelegen
konnte. Im wesentlichen sind es Briefe, 847 allein aus der Benediktinerabtei
St. Paul vor der Stadtmauer Roms. Dieser reiche Vorrat an aktuellen und vorrangig persönlichen
Dokumenten mag Wenzel auch bewogen haben, die Briefe selber ausgiebig zu
Wort kommen zu lassen, indem er sie teils ganz, teils in wesentlichen Auszügen in die Darstellung
einarbeitete.

Das Buch gliedert sich in zwei Teile. Der erste stellt den Kreis um Anton Günther vor,
der zweite behandelt dann die Gründung Beurons, nachdem die Absicht schon längere Zeit
bestand. Teil 1 möchte man einen Beitrag zur nicht immer rühmlichen Auseinandersetzung
um das theologische und wissenschaftliche Selbstverständnis der katholischen Kirche im
19. Jahrhundert nennen. Wie bekannt, ist auch der Wiener Philosoph Anton Günther und
mit ihm sein weitverzweigter Freundeskreis in Bonn, Breslau, Braunsberg, Prag, Wien,
Augsburg in diese Mühle geraten. Der Kreis in Bonn, um den es hier im wesentlichen geht,
sammelte sich um den Pfarrer von St. Remigius, die milde und väterliche Persönlichkeit
Wilhelm Reinkens; der geistig führende Kopf war der Philosoph Franz Peter Knoodt, der
spätere Biograph Günthers. Dazu gesellte sich ein Zirkel frommer Frauen, das „Kreuzeskränzchen
". Gern verglich man sich mit Port Royal, jenem Kloster bei Versailles, das im
17. Jahrhundert der Mittelpunkt der jansenistischen Bewegung war. Man darf dies als
Zeichen werten, daß man sich im breiten Strom der Ultramontanisierung der Kirche in einer
Ausnahmestellung wußte, sich demgemäß mit einer Sendung betraut glaubte, und nicht

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