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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0089
Archive und Landesgeschichte

Vater aber, der ihn für den Sdinell'schen Familienclan in der fürstlichen Verwaltung
vorgesehen hatte, zwang ihn zum Studium der Kammeralistik. Schnell machte in
München sein kammeralistisches Examen und trat 1837 in die fürstliche Verwaltung
ein. Es gelang ihm dann doch noch, seinen Willen durchzusetzen. Er darf in
Schemnitz in Ungarn Bergwissenschaften studieren. Wieder zuhause, wird er im
fürstlichen Hüttenwerk Laucherthal, aber nicht wie er wollte, im technischen Bereich,
sondern in der von ihm als langweilig empfundenen Verwaltungsabteilung eingesetzt
. Deshalb entschließt er sich dann doch, in den Kammeraldienst zurückzukehren.
In dieser Zeit gab er die bereits genannte „Historisch-statistische Zeitschrift" heraus.
Für den jungen, begabten Schnell, der herumgekommen war, Ideen hatte, schreiben
konnte und nun in die Ochsentour der fürstlichen Verwaltung eingespannt war,
genügte ein dienstlicher Konflikt, das kleine und enge Sigmaringen zu verlassen,
um die Redaktion der kirchlich-konservativen „Süddeutschen Zeitung" in Freiburg
zu übernehmen. Damit hatte bereits im Jahr 1846 Schnells Zeitschrift mit dem
dritten Heft ihr Ende gefunden. Doch die Ereignisse der 48er Revolution in Baden,
die einer kirchlich-konservativen Zeitung nicht günstig waren, zwangen Schnell zur
Rückkehr in die fürstliche Verwaltung.

Wenn wir die Anfänge der landesgeschichtlichen Arbeit in Hohenzollern in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts überblicken, dann sehen wir hier wie in anderen
deutschen Bundesstaaten das Entstehen der typisch vormärzlichen konservativ-aufklärerischen
vaterländischen Studien **. Liberale Ansätze der Geschichtsschreibung
scheinen nur in dem jungen Studenten Baur einen Vertreter gefunden zu haben.
Wären die hohenzollerischen Fürstentümer nicht preußisch geworden, sondern an
einen der süddeutschen Staaten Baden oder Württemberg gekommen, oder - wie
einige der anderen kleinen Staaten - bis 1866 oder 1870 noch selbständig geblieben,
so würde sich auch hier die landesgeschichtliche Forschung ähnlich wie andernorts
entwickelt haben. Die Archive wären immer mehr der Öffentlichkeit zugänglich
gemacht worden. Es hätte ein historischer Verein für Vaterlandskunde entstehen
können, der in Hohenzollern schon 1843 im Gespräch gewesen war". Archivare
und geschichtsbeflissene Honoratioren hätten gemeinsam an der Erforschung der
Geschichte Hohenzollerns im Rahmen der deutschen und der südwestdeutschen
Geschichte weitergearbeitet. Doch der Ubergang an Preußen leitete in Hohenzollern
nicht nur im staatlichen Bereich eine Sonderentwicklung ein, sondern auch auf dem
Felde der Landesgeschichte. Daß schon beim Übergang Hohenzollerns an Preußen
eine bestimmte Geschichtsauffassung beteiligt und mitverantwortlich war, weiß man
durch die Arbeiten von Eberhard Gönner und Fritz Kallenberg18. Dieses Geschichtsverständnis
ist jedoch nicht auf dem Boden der hohenzollerischen Landesgeschichte
gewachsen; es entstand - wie Fritz Kallenberg nachwies - aus der Politisierung
dynastiegeschichtlicher Zusammenhänge. Schon 1833 war der in Diensten des Kronprinzen
Friedrich Wilhelm von Preußen stehende schlesische Freiherr Rudolf von
Stillfried beauftragt worden, die Geschichte des preußischen Königshauses zu er-

W Ebenda S. 46-52.

17 Kallenberg, Hundert Jahre Hohenzollerischer Geschichtsverein, S. 6.

18 Eberhard Gönner, Die Revolution von 1848/49 in den hohenzollerischen Fürstentümern und deren
Anschluß an Preußen (Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns 2), Hechingen 1952, S. 179—193.
— Fritz Kallenberg, »Vom Fels zum Meer", Die Politisierung der dynastischen Beziehungen der
schwäbischen zu den brandenburg-preußischen Hohenzollern, in: Gedenkschrift für Martin Göh-
ring, hrsg. v. Ernst Schulin, Wiesbaden 1968, S. 200-213.

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