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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1973/0099
Archive und Landesgeschichte

diese Archivare gerade in Hohenzollern das Berufsbild des fürstlichen Archivars
bis in unsere Tage festgelegt. Ich konnte dies insbesondere bei manchen unserer
Heimatforscher erfahren, vor allem bei denen, die sich jede Stunde ihres Archivaufenthalts
von ihrer Freizeit stehlen müssen, um ihrer Neigung nachgehen zu können,
- während doch der Archivar, wie sie meinen, tagaus tagein nichts anderes zu tun
braucht, als sein Hobby zu betreiben und obendrein dafür noch bezahlt wird.

Fürst Wilhelm hat sich an den Rat seines Hofkammerpräsidenten, Archiv und
Bibliothek in eine Hand zu geben, zunächst nicht gehalten und dem von Zingeler
empfohlenen, aus Veringendorf stammenden Gustav Hebeisen nur die Leitung des
Archivs übertragen. Hebeisen war, wie Zingeler, ein Mann des zweiten Bildungsweges
5e. Zuerst Bildhauer und Maler, studierte er dann Geschichte und Kunstgeschichte
in Freiburg, wo er 1909 in den Dienst der Universitätsbibliothek trat.
Von dort kam er mit Empfehlungen seiner Lehrer Finke und Meinecke nach Sigmaringen
. Hebeisen hatte über „Die politischen Parteien in Baden am Vorabend des
Frühjahrsaufstandes von 1848" promoviert, und mit ihm wurde das Archiv zum
erstenmal mit einem Fachhistoriker besetzt. Das lassen schon die ersten Veröffentlichungen
erkennen. Seine an Wirtschafts-, Sozial- und Verfassungsgeschichte orientierte
Arbeitsweise hebt sich wohltuend von der Hofhistoriographie seines Vorgängers
ab An Hebeisens sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Arbeiten 58 und
seinen Editionen vor allem von Rechtsquellen59 werden nun auch in Hohenzollern
Ziele und Methoden der modernen Landesgeschichte, die sich von der einseitigen
Beschränkung auf die Regenten- und Territorialgeschichte befreit hat, sichtbar; auch
in den wenigen hausgeschichtlichen Beiträgen geht es Hebeisen mehr als seinen Vor-

5* Fürstl. Hohenz. Hofkammer Sigmaringen, Altregistratur (Personalakten Gustav Hebeisen) Nr. 154.
Vergl. Nachruf in „Verbo Sigmaringen" vom 23. 9. 1940, Nr. 223. - Seigel, Das Fürstl. Hohenz.
Haus- und Domänenarchiv, S. 252.

57 In seinem panegyrischen Jubiläumsbeitrag zum 50jährigen Bestehen des Geschichtsvereins (Mitt.
Hohenz. 50, 1916/17) charakterisiert Hebeisen die Häupter der Geschichtsforschung in Hohenzollern
. Bei Eugen Schnell stellt er fest, daß es ihm „vor allem ... an gründlicher historischer
Schulung (fehlte) .. . Seine Art darzustellen neigt mehr dem Volkstümlichen als der wissenschaftlichen
Methode zu", wobei Hebeisen den speziellen Ansatz Schnells übersehen hatte. Die Art
aber, wie Hebeisen die Altmeister Lichtschlag und Locher gegenüber Zingeler (der damals als
Pensionär in Wiesbaden lebte) herausstreicht, läßt die Distanz spüren. Hebeisen sieht mit Recht
Zingelers Verdienste in erster Linie in dessen Arbeiten zur Hausgeschichte.

58 Zur Geschichte des Klosters St. Luzen bei Hechingen, Mitt. Hohenz. 53 (1919) — Beiträge zur
Rechts- und Wirtschaftsgeschichte des hohenzollerischen Bauernstandes, Mitt. Hohenz. 58 (1924). —
Ein Gutachten über die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Herrschaft Straßberg im
Jahre 1753, Mitt. Hohenz 59 (1925). — Urkunden und Akten zu den abgegangenen Orten und
Weilern der heutigen Gemarkungen Veringenstadt, Veringendorf, Benzingen und Jungnau, Mitt.
Hohenz. 60 (1926). — Aus der Verwaltungs- und Verfassungsgeschichte der Stadt Sigmaringen, in:
Festschrift anläßlich der Einweihung des Rathauses zu Sigmaringen am 9. Januar 1927, Sigmaringen
1927, S. 37-51.

5' Die Stadtordnung von Sigmaringen, Mitt. Hohenz. 47/49 (1913/16). — Eine unbekannte Handschrift
über die Königserhebung Maximilians I. im Jahre 1486, Mitt. Hohenz. 51 (1917/18). —
Brief eines Augenzeugen über den Durchmarsch der Franzosen durch Vilsingen, Ebenda. — Ein
wiederaufgefundener Rodel des Habsburger Urbars über das Amt Sigmaringen, Mitt. Hohenz. 59
(1925). — Die Stadtverordnung von Veringen, Mitt. Hohenz. 60 (1926). — Schützenordnung der
Stadt Veringen aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, Ebenda. — Die Chronik des ehem. Frauenklosters
Gorheim, Mitt. Hohenz. 61 (1930).

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