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Bradler
Nachspiel in der 53. Sitzung des Hohenzollernschen Kommunallandtages am
5. Mai 1922 51. Wallishauser ließ in seiner Tageszeitung „Hohenzollerische Blätter"
am 23. März 1922 im Anhang zu der im abgedruckten Beizer-Gutachten enthaltenen
persönlichen Auffassung des Regierungspräsidenten die Redaktion bemerken:
„ .. . behalten uns aber vor, auf die Einzelheiten und schiefen Gesichtspunkte, die
der Regierungspräsident in diesem Gutachten den oberen Instanzen hat vermitteln
wollen, zurückzukommen. Das allgemeine Urteil über diese Begutachtung wird
lauten, daß es eine gescheite Arbeit ist, aber auch nur eine Arbeit des politischen
Verstandes. ... Eine historische Einfühlung in die hiesigen Verhältnisse wenigstens
hätte man auch von dem Nichthohenzoller Dr. Beizer eigentlich erwarten müssen,
da er schon dreißig Jahre im Lande zugebracht hat." Auf derselben Titelseite 62
gelangte dann auch die „Rede eines badischen Sozialdemokraten" über „Die Frage
Baden-Württemberg vor dem Reichstag" 58 zum Abdruck: Unter Bezugnahme auf
seinen Vorredner Koenen und auf Zwischenrufe des aus Hechingen stammenden
Dr. Paul Levi 54 von der KPD kritisierte der sozialdemokratische Abgeordnete
Oscar Geck während der 1. und 2. Beratung des Gesetzentwurfs über die „Vereinigung
von Pyrmont mit Preußen" am 15. März 1922 mit seiner Wortmeldung im
Reichstagsplenum die mangelnde Initiative der „Zentralstelle für die Gliederung
des Deutschen Reiches". Geck schilderte darin die Schwierigkeiten für die Durchsetzung
der „Württemberg-Baden-" bzw. „Groß-Schwaben-Frage" in Baden und
in den Hohenzollernschen Landen. Er macht dabei auf die wohlwollende Bereitschaft
Württembergs und der badischen Sozialdemokraten, die Bildung eines wirtschaftlich
starken südwestdeutschen Landes anzustreben, aufmerksam. Die Redaktion
der Hohenzollerischen Blätter konnte sich bissige Bemerkungen über diese
parlamentarischen Ausführungen nicht verkneifen bei gleichzeitiger Bemängelung
des Stillhaltens des einzigen hohenzollernschen Reichstagesabgeordneten Eger.
Wegen der ablehnenden Haltung des Zentrums mußte Wallishauser seine gegen
Beizer gerichteten Anträge im Hohenzollernschen Kommunallandtag am 5. Mai
1922 zurückziehen 55:
„Nachdem der hohenzollerische Regierungspräsident, Herr Dr. Beizer, in seinem
unlängst an die Öffentlichkeit gezogenen Gutachten die Auffassung vertreten
hat, daß ganz Hohenzollern nicht länger bei Preußen bleiben könne und daß die
Frage der Regelung der staatlichen Zukunft Hohenzollerns nicht länger zurückgestellt
werden dürfe, daß ferner die Selbstverwaltung Hohenzollerns -schwer lebensfähig
und deshalb der Anschluß an einen Nachbarstaat, d. h. unter den gegenwärtigen
Verhältnissen an Württemberg, wünschenswert sei, wolle der Kommunal-
51 St AS, Ho 310, Kommunallandtag, Sitzungsprotokoll Band 62. - Tageszeitungen: Lau-
chert-Zeitung 1922 Nr. 38 ff, 58. - Der Zoller 1922 Nr. 65 ff., Nr. 108 und Nr. 115.
- Haigerlocher Bote 1922 Nr. 46 ff. - Hohenzollerische Blätter 1922 Nr. 64 ff., Nr. 94
und 105. - Hohenzollerische Volkszeitung 1922 Nr. 62 ff., und Nr. 107 f.
52 Hohenzollerische Blätter 1922 Nr. 69.
53 Wie Anm. 52 und Verhandlungen des Reichstags, I. Wahlperiode 1920, Band 353, Stenographische
Berichte, 186. Sitzung, 15. März 1922, S. 6262 f. und besonders S. 6265 f.
54 Zu den beteiligten Reichstagsabgeordneten: Oscar Geck siehe oben Anm. 23, Wilhelm
Koenen (1886-1963) vgl. M. Schwarz, 1. c, S. 692 f., Dr. jur. Paul Levi (1883-1930)
vgl. M. Schwarz, 1. c, S. 704 und W. Bernhardt/R. Seigel (wie Anm. 3), S. 557 f.
55 Vgl. oben Anm. 6, 15, 16, 40, 51.
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