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Wiest
ger; er bezog dasige Frühmesserey den 11 ten November 1766 und Menzinger die
Pfarre allhier. (II, 62.)
Ignaz Menzinger war von Tettnang gebürtig; er war ein ziemlich nachlässiger
Hauswirth, aber ein großer Liebhaber von Jagen oder Wildern, wozu sich sein
Meßmer Josef Schweikart und dessen noch lebender Bruder, Meßmerhannes
genant, als getreue Gehilfen gebrauchen ließen. Zu dieser Zeit gab es in unsern
Gegenden auch ungemein viel Gewild, als Hirsche, Sauen, Rehe, so daß man täglich
ganze Herden beysammen sehen konnte, welchen den Feldfrüchten großen
Schaden beybrachten. Sigmaringen hatte damals die Jagdbarkeit, so wie heute
noch immer. Herr Pfarrer Menzinger wurde als Wilderer angegeben samt seinen
beyden obengenannten Gehilfen und Geld gestraft, die beyden Mitwilderer aber
zog man nach Sigmaringen ein, und nachdem sie nach vielen Kerkerqualen eingestanden
, kamen beyde zur Strafe auf längere Zeit in das Zuchthaus nach Ravensburg
.
Auch hatte Herr Menzinger Streitigkeiten mit den Klosterfrauen, wie viele
seiner Herren Vorfahren, und man kann sich leicht vorstellen, daß bey einer solchen
Lage der Umstände die hiesige Pfarre sehr nachlässig pastoriert worden sey,
wie mehrere Leute noch sagen. Herr Menzinger mußte im 7 ten Jahre seiner
Pfarrverwendung permutieren, allein lange wollte niemand als Pfarrer hierher
als einem verschreyten Pfarrorte, in welchem wegen der Klosterfrauen man nie in
Frieden leben könne. Endlich entschloß auf vieles Bitten Herr Andreas Pfeiffer,
sein Beneficium in Ablach dem Herrn Menzinger zu cedieren [abzutreten] und
die hiesige Pfarre zu übernehmen. - Herr Pfarrer Menzinger kam 1784 in die
Gant [Zwangsversteigerung] und wieder von Ablach weg und auf keinen bestimmten
Platz mehr. Er hielt sich bald da, bald dort auf, z. B. auch zu Hippets-
weiler, lebte von Almosen und Meßstipendien und starb in der Gegend von
Tettnang. (II, 63 f.)
Pfarrer Andreas Pfeiffer war von Ablach gebürtig, seine Eltern waren daselbst
Bauersleute. Ehe er den 10 ten September 1773 hierher kam, war er durch
18 Jahre Kaplan in Ablach, das vor ihm nur ein Filial von Krauchenwies war;
erst unter Pfeiffer wurde es zu einem Beneficium curatum errichtet, wie er 1773
in dem hiesigen Taufbuch einschrieb: quod Beneficium sub me fuit errectum!
[welches Benefizium unter mir errichtet wurde.] Vom Jahre 1783 bis 1785 hatte
er auf Ansuchen des bischöflichen Generalvikars Grafen von Bissingen auch die
Pfarrey Dietershofen zu pastorieren, wobei er nicht binnierte, wie man heute Beispiele
sehen kann. Herr Pfarrer Andreas Pfeiffer war ein ehrwürdiger Priester,
der die hiesige Pfarei durch 21 Jahre mit aller Zufriedenheit verwaltete, und
dahier in einem hohen Alter den 8 ten July 1794 gottselig verschied. (II, 65 ff.)
Die engen Beziehungen zu der zweiten Pfarrei der Walder Klosterherrschaft,
Dietershofen, werden öfter vermerkt. So schien folgendes Ereignis aus dieser
Pfarrei dem Chronisten des Eintrags wert: Der Antecessor [Vorgänger] des jetzt
in Dietershofen lebenden Pfarrers Josef Anton Seeber, Ernestus de Kolb, hatte
vor ein paar Jahren die Pfarre Dietershofen zu Wien in die Hände des Kaisers
Josef II. resigniert und folgende Worte in sein Taufbuch geschrieben: Anno 1774
mense martio Josephus Ernestus Kolb, Exjesuita, actis in Societate Jesu usque ad
Extinctionem 33 annis, Canonicatum Überlinganum cessit Antecessori Dietershof
ensi - i. e. Domino Flacho —. Tot vexis monialium, cui Germana Soror
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