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Wiest
stellte denselben als Hofkavalier auf mit einer Jahresbesoldung von 400 fl, freyer
Kost, Logie, Holz und Licht mit einem meublierten Zimmer bei Hofesi.
Herr Jakob von Schmidsfeld verkaufte im May in zwey Licitationen [Versteigerung
] alles Vieh, Schiff und Geschirr, Meubles jeder Art von seinem sehr
gut eingerichteten Hauswesen und zog den 5 ten Juny 1830 nach Sigmaringen ab,
und so stehen nun Haus, Hütte, Kirchel, Scheuer, Ställe öde und leer da, nach
einem Zeitraum von 128 Jahren, da diese Hütte in dieser Zeit sehr wohlthätigen
Einfluß besonders auf die Laboranten und die ganze Nachbarschaft hatte, vielen
Leuten Brot und Verdienst gewährte. Das Glasmachen hat nun da für allezeit,
wie es scheint, ein Ende. Den Familien der Glasmacher wurden die Wiesen und
Felder des abgegangenen Herrn von Schmidsfeld ausgetheilet, so daß eine jede auf
6 bis 8 Morgen Wiesen- und Ackergründe zu stehen kommt, allein ihr ehevoriger
Wohlstand ist verloren und wird nicht mehr zurückkehren, obgleich sie besagte
Gründe als Erblehen nun besitzen.
Bald darauf wurde das Wohnhaus, Scheuer und Schweinställe mit etwa 20
Morgen Feldungen als Erblehen licitando [auf einer Versteigerung] verkauft, und
Herr Teufel, Sonnenwirth von Sigmaringen, gab dafür 4000 fl. Auf dem Haus
haftet eine Schankgerechtigkeit, und durch einen neuern Pacht des Herrn Teufel
setzte derselbe einen Wirth mit Frau dahin, die ihm darauf einen jährlichen Kanon
bezahlen müssen. Die Pachtzeit ist 6 Jahre. Die Glashütte hat ebenfalls Herr
Teufel auf den Abbruch an sich gekauft, und der Glasmacher Joseph Batsch die
Streckhütte. Herr von Schmidsfeld schenkte die Kapelle den Glashütten-Bewohnern
, und sie bleibt nun stehen. Nota: Der Ankauf der Glashütte von Herrn
Teufel und die bezweckte Tafernwirtschaft daselbst wurde anfangs Jahr 1831
rückgängig, und die alten Güter des Herrn von Schmidsfeld kamen mit den Neubrüchen
als Erblehengüter an die Glashütte-Bewohner, und Joseph Batsch bezog
das Wohnhaus, ist Schankwirth allda geworden ohne TaferngerechtigkeitS3. (II,
141.) - Im Herbst 1834 begann die Fabrikation von neuem wieder, da einige
Aktionäre Geld zusammenschössen und die Arbeiter Verdienst suchten. Hauptunternehmer
war Appronian Schob, Schmiedemeister aus Sigmaringendorf. (II,
141.165.)
Das Holz erfuhr wegen starken Betriebs der Glashütte, der zunehmenden
Dampfschiffahrt auf dem Bodensee und der umliegenden Bergwerke einen ziemlichen
Aufschlag. Ich erlöste aus Tannenholz per Klafter 5 fl 30 kr, Buchenholz
7fl [1836]. (11,171.)
Am 14. Juni [1837] wurde das neue große Haus der Herren Fabrikanten Schob
und Faller auf der Glashütte aufgerichtet. Ein großer Theil des Holzes und übrigen
Materials besteht aus der zu Waldbertsweiler gegenüber des Zollers Haus
rechts der Straße gestandenen herrschaftlichen Zehntscheuer. An dem Fabrikan-
Von Schmidsfeld wird als Hofkammerkassier bezeichnet (Staatsarchiv Sigmaringen,
Depositum Fürstlich Hohenzollernsches Haus- und Donanenarchiv, NVZA 24862).
Schwankwirte waren zum Ausschank von Getränken, vor allem Wein und Bier, berechtigt
; das Tafernrecht besaßen Schildwirtschaften, d. h. sie waren berechtigt und verpflichtet
, neben Getränken auch kalte und warme Speisen zu reichen und Gästen Herberge
zu gewähren.
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