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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1978/0240
Neues Schrifttum

gemäß noch zu manchem Streit führte, bis dann auch hier 1848 der Zopf fiel. Eckardt
hat seine Arbeit übersichtlich gegliedert, flüssig geschrieben, die nicht gerade zahlreichen
und meist parteiischen Quellen kritisch verarbeitet und so überzeugende Ergebnisse vorgelegt
. Verzichtet hat er auf eine detaillierte Beschreibung einzelner Revolten und vor
allem auf die Auswertung der mit der ganzen Materie verknüpften Prozesse zwischen
Herrschaft und Untertan. Trotzdem handelt es sich um eine für eine Dissertation überdurchschnittliche
Leistung.

Mainz Hugo Lacher

Bernd Wunder: Privilegierung und Disziplinierung. Die Entstehung des Berufsbeamtentums
in Bayern und Württemberg (1780-1825). München, Wien: Oldenbourg 1978.
349 S. (Studien zur modernen Geschichte 21.)

Eine der wichtigsten Errungenschaften des modernen Staates ist das Beamtentum. Mit
seiner Habilschrift hat ihm nun Bernd Wunder die von sehen eines Historikers bisher
wohl intensivste Untersuchung gewidmet. Wunder beschäftigt sich mit der Transformation
der alten Dienerschaft aus den Zeiten des Absolutismus in jenes moderne Berufsbeamtentum
, das in seinen Grundzügen bis heute existiert. Vorgenommen hat er sich Bayern und
Württemberg, insofern ein glücklicher Griff, als trotz unterschiedlicher Voraussetzungen
im wesentlichen dasselbe entstand, in Bayern gleichsam aus der Retorte aufgeklärten
Staatsdenkens und zugleich unter der Direktive eines überragenden Staatsmannes, des
Grafen Montgelas, in Württemberg unter entschiedener Mitwirkung der Stände. Die Berichtszeit
1780 bis 1825, beteiligt am Umbildungsprozeß somit der aufgeklärte Absolutismus
, die französische Revolution mit ihren territorialen Auswirkungen auf Mitteleuropa,
der Rheinbund bzw. das Eindringen französischer Rechtsvorstellungen und schließlich
der bürgerlich-liberale Konstitutionalismus. Wunders Ziel, die Entstehung des modernen
Berufsbeamtentums aus den Erfordnerissen der Zeit wie der Modernisierung des Staates,
der Steigerung seiner Effektivität durch die Zentralisation der Verwaltung, außenpolitischen
Notwendigkeiten und der Erstarkung des Bürgertums zu erklären. Seine Methode
eine analytisch-kritische Auswertung der beamtenrechtlichen Literatur, der zahlreichen
Denkschriften, Erlasse, Dienstpragmatiken und verfassungsrechtlichen Festlegungen wie
auch der Auseinandersetzungen zwischen Fürsten, Regierungen, Dienerschaft und in
Württemberg den Ständen, diese stellvertretend für ein Bürgertum, das sich als neue
Rekrutierungsbasis für den Dienst am Staat anbot. Das Ergebnis schließlich der geglückte
Versuch, dem Leser das Werden jenes ausgeklügelten Systems einsichtig zu machen, das
den Beamten vielfach privilegierte, damit zu einer neuen Elite machte, zugleich aber auch
rigoros disziplinierte, beides zweckbestimmt, denn der Beamte sollte nicht nur etwas leisten
, sondern auch das ergebene Werkzeug seines Herrn, des Fürsten, sein. Und dies denn
auch das Erstaunliche, daß es den süddeutschen Fürsten in einer Zeit, die - wenigstens in
Westeuropa - die Macht der Fürsten einengte oder gar beseitigte, gelang, sich im Beamtentum
ein neues, nahezu vollständig in ihrer Verfügungsgewalt stehendes Machtinstrument
zu schaffen. Mit diesem Befund hat Wunder zugleich ein Stück von jenem deutschen
Sonderweg freigelegt, der einmal zu Obrigkeitsstaat und Untertanengesinnung führen
sollte. Hervorzuheben ist ferner der hohe Informationsgehalt der Arbeit, so wenn man
u. a. erfährt, daß die Auflassung von Klosterseminaren in den von Bayern annektierten
katholischen Herrschaften nicht einfach eine Maßnahme der Säkularisation war, sondern
auch und zumal die höhere soziale Mobilität dieser Gebiete - zu viele Bauernjungen an
den höheren Schulen - treffen sollte, um „ein geschlossenes, bürgerliches Rekrutierungspotential
für den Staatsdienerstand zu schaffen". Wollte man Einwände erheben, dann
vielleicht die, daß der historische Hintergrund gelegentlich schärfer gezeichnet sein
könnte, etwa jener für die süddeutschen Staaten so wichtige Vorgang ihrer Vergrößerung

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