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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0025
Hohenzollerischer Geschichtsverein

Zudem gab es einen innerhalb Hohenzollerns zwischen den beiden Fürstentümern
historisch erwachsenen Gegensatz. Er trat jedoch in preußischer Zeit schnell zurück und
machte einer Rivalität zwischen Unter- und Oberland, zwischen Hechingen und
Sigmaringen Platz. Diese Konkurrenz hat zeitweise auch im Hohenzollerischen
Geschichtsverein eine gewisse Rolle gespielt.

Eine echte und schwere Vertrauenskrise in Hohenzollern hat allerdings der Kulturkampf
heraufbeschworen. Hier stieß die preußische Kirchenpolitik auf den im früher
ausgebrochenen badischen Kulturkampf bereits streitbar erprobten Widerstand der
Freiburger Kurie, zu der das fast rein katholische Hohenzollern seit der Errichtung der
oberrheinischen Kirchenprovinz gehörte48. Die Austreibung der Sigmaringer Jesuiten,
die Verurteilung zahlreicher Pfarrer zu Gefängnis- und Geldstrafen, die Auflösung des
Fideliskonvikts in Sigmaringen, die Zwangsmaßnahmen am Hedinger Gymnasium
(Sigmaringen)49, dessen Schülerzahl daraufhin von 198 im Jahr 1871 auf 83 im Jahr 1884
zurückging, vor allem auch die erzwungene Exilierung der seit 1863 zu großer
Bedeutung für die innerkirchliche und monastische Erneuerung aufsteigenden Benediktinerabtei
Beuron50, sowie eine Fülle kleinlicher Bedrückungen stießen überwiegend auf
Ablehnung. Im Kulturkampf verlor sich auch die für Hohenzollern so charakteristische
Spannung innerhalb der Geistlichkeit. Wessenbergianer und im Zusammenhang des
Vatikanums mit ihrem Ordinariat in Konflikt geratene Geistliche stellten sich jetzt, wie
der gesamte hohenzollerische Klerus, einmütig an die Seite ihres Bischofs51. Auch
Interventionen des Fürsten Karl Anton, hauptsächlich zugunsten der Beuroner, nützten
nichts. Karl Anton, dem Zeit seines Lebens der politisch sich äußernde Katholizismus
suspekt war, verwendete sich als Patronatsherr52 ebenso für vom Staat behinderte
Pfarrer, wie er vorher den aus Hohenzollern stammenden bekannten Dogmatiker Franz
Xaver Dieringer durch die Präsentation auf die Pfarrei Veringendorf aus der Verlegenheit
gezogen hatte, in die er als Bonner Universitätslehrer und Kölner Domherr im
Infallibilitätsstreit geraten war53.

Der politische Umschwung, der sich während des Kulturkampfes in Hohenzollern
vollzog, kommt deutlich in den Ergebnissen der Parlamentswahlen zum Ausdruck,
wobei allerdings die Frage offenbleiben muß, ob primär die kultur- und kirchenpolitischen
Forderungen des Zentrums oder das Mißvergnügen der überwiegend bäuerlichen
Bevölkerung mit der sozialen und wirtschafdichen Programmatik des damaligen Liberalismus
die Ergebnisse bestimmten54. Hohenzollern, das bis dahin im preußischen

48 Vgl. Adolf Rösch, Der Kulturkampf in Hohenzollern. FDA 43, 1915, S. 1-128; Lothar
Gall, Die partei- und sozialgeschichtliche Problematik des badischen Kulturkampfes. ZGO
113, 1965, bes. S. 154ff., 166ff.

49 Rösch (wie Anm. 48) S. 80-91; Ernst Wagner, Das Gymnasium in Sigmaringen. 1818-1961.
Sigm. (1961) S. 37ff.

50 Virgil Fiala, Ein Jahrhundert Beuroner Geschichte. In: Beuron, 1863-1963. Festschrift zum
hundertjährigen Bestehen der Erzabtei St. Martin. Beuron (1963), S. 90ff.

51 Rösch (wie Anm. 48) S. 43

52 Vgl. Hansjörg Krezdorn, Das Kirchenpatronat über katholische Pfarreien in Hohenzollern.
HJ16, 1956, S. 5-109; Zingeler, (wie Anm. 23) S. 82ff. Karl Antons weitsichtige Beurteilung
des Kulturkampfes wird in einem eindrucksvollen Brief deutlich, den Fiala (wie Anm. 50) S. 91
wiedergibt.

53 NDB 3 (1957) S. 657; Johann Wetzel, Franz Xaver Dieringer von Rangendingen. FDA 72,
1952 S. 203 ff.

54 Auf diese bisher übersehene Problematik weist jedenfalls für Baden Gall (wie Anm. 48) mit
Nachdruck hin.

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