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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0027
Hohenzollerischer Geschichtsverein

Preußen zerschnitten. Wir Hohenzollern müssen beim Neuaufbau des Reiches Anschluß
an süddeutsche Verhältnisse, an unser schwäbisches Volkstum finden. Denn wir gehören
nicht zum Norden, wir gehören zum Süden Deutschlands. Solange aber ein solches Chaos
herrscht, ... ist es für uns unmöglich, etwas anderes zu tun, als die Hohenzollerischen
Lande zusammenzuhalten in der selbständigen Form, wie sie sich heute in der Hohenzollerischen
Selbstverwaltung darstellt. In einer weiteren Entschließung wurde gefordert,
daß dem Volke die Entscheidung über die künftige Stellung Hohenzollerns überlassen
werde. Dazu kam es allerdings nicht, denn eine Besprechung zwischen Vertretern des
Landesausschusses, einiger Interessenverbände, der Regierung und einem vom preußischen
Innenministerium entsandten Referenten am 17. April 1919 führte zu dem
Ergebnis, daß keine Veranlassung besteht, sich von Preußen loszusagen. Nachdrücklich
wird die Unteilbarkeit des Landes gefordert und zugleich zugestanden, daß Hohenzollern
, falls es zur Bildung einer Republik Großschwaben kommt, sich nicht dem Beitritt
entziehen kann*"1. Dieser Auffassung schloß sich wenige Tage später der Kommunallandtag
an. Sie wurde im November 1919 vom neuen, nach Beseitigung der ständischen
Bestandteile der Kommunalverfassung aus allgemeinen und unmittelbaren Wahlen
hervorgegangenen Kommunallandtag bestätigt.

Damit trat an die Stelle der Hohenzollemfrage faktisch die Großschwabenfrage,
deren Lösung jedoch primär kein preußisch-hohenzollerisches sondern ein württembergisch
-badisches Problem war63. Sowohl 1920 gegenüber der Zentralstelle für die
Gliederung des Reiches wie ab 1928 im Rahmen der Länderkonferenz64, lehnte die
preußische Regierung - in Ubereinstimmung mit der Auffassung des Kommunallandtags
, der sich seit 1918 in Hohenzollern als »das Sprachrohr des Volkes« verstand65 -

62 Vgl. ebenda S. 26 f. und Josef Grom, Hohenzollern im Rahmen des südwestdeutschen
Wirtschaftsgebietes. Ein Beitrag zu den Untersuchungen über die Neugliederung des Deutschen
Reiches. Wirtschafts- u. Sozialwiss. Diss. Köln, 1931, S. 89.

63 Vgl. dazu neuerdings den Aufsatz von Günther Bradler, Eine Vorstufe zur Entstehung des
Bundeslandes Baden-Württemberg: Der »Großschwaben-Plan« des preußischen Regierungspräsidenten
Dr. Emil Beizer innerhalb der Diskussion um die »Reichsreform« in den Jahren 1920 bis
1922. In: ZHG 100, 1977, S. 91-118. Es scheint mir nicht glücklich, vom Großschwaben-Plan
Beizers zu sprechen, denn es handelt sich dabei um ein nichtöffentliches Gutachten, das er im
Auftrag einer Unterkommission der Zentralstelle zur Gliederung des Deutschen Reiches mit
Datum vom 15.12. 1920 vorgelegt hat. Er trägt darin die auch vom Landeskommunalverband
vertretene Auffassung vor: »Unstreitig die beste Lösung der Hohenzollernschen Frage wäre die
Bildung eines Großschwabens«. Bedeutsam ist jedoch, daß Beizer als gebürtiger Badener
und als langjähriges Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses und der Verfassungsgebenden
Preußischen Landesversammlung von 1919 den Anschluß Hohenzollerns an Württemberg
befürwortet, falls Großschwaben nicht zustandekommt.

64 Vgl. Gerhard Schulz, Zwischen Demokratie und Diktatur. Verfassungspolitik und Reichsreform
in der Weimarer Republik. Bd. 1, Berlin 1963, S. 302ff., 309, 577ff.; Helmut H.F.
Wagner, Die territoriale Gliederung Deutschlands in Länder seit 1871. Ein Beitrag zum
Problem des Förderalismus. Diss. phil.,Tübingen 1961 [Masch.] S. 117ff.

65 Sauerland, (wie Anm. 56) S. 19. - Daß der Kommunallandtag in Überschätzung seiner
verfassungsrechtlichen Stellung als politische Repräsentation der hohenzollerischen Bevölkerung
angesehen wurde, geht auch aus einer anonymen Zuschrift an die Germania, das führende
Zentrumsorgan, hervor (Nr. 376 v. 26. 8. 1920). Darin wird gegen die Ersetzung des verstorbenen
katholischen Oberamtmanns von Sigmaringen durch einen Protestanten polemisiert. »Es
dürfte aber die weitere Öffentlichkeit und die maßgebenden Autoritäten interessieren, daß die
Entrüstung, ja Erbitterung der katholischen Bevölkerung ob dieser Präsentation ganz außeror-

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