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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0029
Hohenzollerischer Geschichtsverein

Fürsten schwer, ein Verhältnis zum republikanischen Staat und seinen Repräsentanten
zu finden. Das beweist nicht nur ein publik gewordenes äußerst abschätziges
politisches Urteil des Fürsten Wilhelm über den Sigmaringer Regierungspräsidenten Dr.
Beizer, einen angesehenen langjährigen Zentrumspolitiker des Landes70, sondern auch
nach 1926 die Auseinandersetzung mit dessen Nachfolger Alfons Maria Scherer, der für
sich in Anspruch nahm, »die Belange der republikanischen Staatsform und Staatsregierung
« zu betonen gegenüber dem vom Fürsten Wilhelm und seit Ende 1927 insbesondere
vom Fürsten Friedrich von Hohenzollern geforderten Vortritt bei öffentlichen kommunalen
und kirchlichen Veranstaltungen sowie dem Anspruch auf Titel und Anreden, die
mit der Reichsverfassung und der preußischen Gesetzgebung nicht vereinbar waren71.
Für die dem Zentrum zugehörigen Regierungspräsidenten erschwerte die wachsende
Gereiztheit der ganzen rechtsstehenden Beamtenschaft, besonders aber die Nichtbeachtung
der Rechtslage durch kirchliche Behörden71 die Durchsetzung der gesetzlichen
Bestimmungen. Die Drohung des Fürsten Friedrich, seinen Wohnsitz und seine gesamte
Verwaltung vom preußischen Sigmaringen nach München zu verlegen, was für die Stadt
und das Land beträchtliche wirtschaftliche Nachteile und Steuerverluste bedeutet hätte,
setzten die politischen Vertreter im Kommunallandtag und in der Stadt Sigmaringen
einem schweren Loyalitätskonflikt aus. Mit dieser von antirepublikanischer Seite als
»Operettenkrieg« verharmlosten Auseinandersetzung mußte sich die preußische
Staatsregierung wiederholt befassen. Dem 1931 für Scherer nach Sigmaringen versetzten
langjährigen Personalreferenten und Vertrauensmann des Zentrums im preußischen
Innenministerium, Dr. Heinrich Brand74, gelang es zwar, dem Standpunkt der Staatsautorität
Geltung zu verschaffen75, doch wurde er bereits am 22. Februar 1933, als erstes
Opfer der nationalsozialistischen Personalpolitik in Hohenzollern, seines Amtes entho-

70 Ein Brief des Fürsten Wilhelm von Hohenzollern an seinen Bruder, König Ferdinand von
Rumänien, der durch einen Vertrauensbruch in der »Roten Fahne« in Berlin veröffentlicht
wurde, enhielt folgenden Passus: »Hier in Sigmaringen ist die Stimmung eine ganz zufriedenstellende
, hätten wir nicht in Sigmaringen einen höchst widerwärtigen Regierungspräsidenten. Der
schwarze Mann mit der roten Weste ist eine ganz vertrauenswürdige Person, ein Anhänger des
heiligen Mathias von Biberach, Erzberger, und ganz im Fahrwasser der beiden Reichskanzler
.. .Fehrenbach und Wirth, also Erfüllungspolitiker nach innen und außen«. Eine von Dr. Beizer
geforderte Entschuldigung des Fürsten erfolgte nicht. Vgl. dazu Sauerland (wie Anm. 56) S.
41-52, der Brief in Hohenz. Blätter Nr. 151 v. 5.7. 1923.

71 Vgl. die Berichte und Demarchen Scherers: Geh. StA Berlin-Dahlem, Preuß. Staatsministerium
Rep. 90/465 sowie StA Sigm., Ho 235, Preuß. Reg. Sigm. P I Nr. 36.

72 Ebenda, Abschrift Bericht Scherers an den preuß. Minister des Innern, 17.1. 1930, Betr.
»Verhalten der kirchlichen Behörden in der Prinz von Hohenzollern'schen Frage«, S. 4. Auf S. 6
heißt es unterstrichen, es unterliege keinem Zweifel, »daß Erzbischof, Ordinariat und Stadtpfarrer
Herrn Prinz von Hohenzollern im dienstlichen wie ausserdienstlichen Verkehr mit ihm als
Fürst und Hoheit behandeln, ihm dadurch in der Bevölkerung den denkbar stärksten Trumpf in
die Hand geben und ihm zugleich in bedauerlichem Masse den Rücken gesteift haben«.

73 »Die kleine Residenz«, Düsseldorfer Nachrichten Nr. 220 v. 2.5. 1927, Ausschnitt in Geh. StA
Berlin-Dahlem (Anm. 71).

74 Zur Personalpolitik des Zentrums in der preußischen Koalitionsregierung vgl. Hans-Peter
Ehni, Bollwerk Preußen? Preußen-Regierung, Reich-Länder-Problem und Sozialdemokratie
1928-1932. Bonn-Bad Godesberg 1975, S. 38ff., 51 f.

75 So im Privatdienstschreiben des Reg. Präs. Dr. Brand an Innenminister Severing v. 21.4. 1932,
Durchschlag StA Sigm. (wie Anm. 71).

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