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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0035
Hohenzollerischer Geschichtsverein

gegenwärtigen Stand der Hohenzollerischen Frage, zu der Fürst Friedrich eine Anzahl
heimatlich interessierter Männer aus allen Berufszweigen Hohenzollerns Anfang September
1948 ins Alte Fidelishaus in Sigmaringen eingeladen hatte. Diese Zusammenkunft
gab den Anlaß zu heftigen Pressepolemiken, in denen separatistische und monarchistische
Bestrebungen in Hohenzollern gewittert wurden105.

Eine politische Dimension erlangte die Hohenzollernfrage erst dadurch, daß der
Staatspräsident von Baden, Leo Wohleb, das hohenzollerische Sonderinteresse in den
Dienst seiner Verschleppungs- und Verhinderungspolitik zu stellen versuchte, mit der er
das Entstehen des Südweststaats jahrelang sabotieren konnte. Wohleb schlug vor,
Hohenzollern ebenso wie den früheren Ländern Baden und Württemberg die »Selbstbestimmung
« und demgemäß den Status eines eigenen Abstimmungsbezirks zu gewähren.
Wenn es zu einer Wiederherstellung der alten Länder komme, sollte sich Hohenzollern
entscheiden können, ob es sich Baden oder Württemberg anschließen wolle. Er stellte
Hohenzollern für den Fall, daß es sich für den Anschluß an Baden entscheiden sollte,
nicht nur Autonomie, »Freiheit« (Wohleb), in Aussicht, sondern auch die Übernahme
der einst von Preußen dem Landeskommunalverband gewährten Dotationen, zu deren
Fortzahlung die Tübinger Regierung nicht bereit und, nach gutachterlicher Äußerung
des Verwaltungsgerichtshofs von Württemberg-Hohenzollern vom 13. Januar 1949,
auch nicht verpflichtet war106. Es liegt auf der Hand, daß diese zunächst hinter dem
Rücken der Tübinger Regierung107 ventilierten Angebote bei manchem Verfechter einer
hohenzollerischen Sonderstellung Hoffnungen weckte108. Aber der Köder Wohlebs
wurde im Kreis der heimattreuen Hohenzollern nicht einheitlich beurteilt; ausschlaggebend
dürfte gewesen sein, daß die der CDU angehörenden oder nahestehenden

aus den Akten gearbeitete Darstellung bei Konstanzer (wie Anm. 89) S. 106ff. 152ff., 177. -
Vgl. auch den zeitgenössischen Aufriß der Gesamtproblematik von Theodor Eschenburg,
Das Problem der Neugliederung der Deutschen Bundesrepublik, dargestellt am Beispiel des
Südweststaates. Frankfurt a. M. 1950, sowie dessen zusammenfassenden Überblick: Die
Entstehung Baden-Württembergs. In: Baden-Württemberg. Eine politische Landeskunde,
hrsgeg. v. Hans-Georg Wehling, Stuttg. 1975, S. 41-63 und den essayistischen Beitrag:
Bilanz zur silbernen Hochzeit. In: Republik im Stauferland (wie Anm. 90) S. 10-28.
Wie Anm. 97.

Vgl. Konstanzer (wie Anm. 89), S. 155ff.; Abschrift des Rechtsgutachtens mit handschriftl.
Notiz des Fürsten Friedrich von Hohenzollern: Baden will diese Verpflichtung übernehmen und
Hohenzollern die Autonomie innerhalb Badens gewähren (wie Anm. 97).
Durch einen falsch adressierten Brief vom 1.2. 1949 an den Stellvertretenden Landeshauptmann
Egon Müller - »Herrn Regierungspräsidenten Dr. Müller« -, der von der Post in Sigmaringen an
den Staatspräsidenten Dr. Müller in Tübingen umadressiert wurde, bekam dieser Kenntnis von
einer vertraulichen Besprechung, zu der »ausgewählte Persönlichkeiten« aus Baden, Hohenzollern
und der Pfalz von Wohleb nach Altwindeck bei Bühl (Baden) eingeladen wurden.
Ausführlich darüber bei Konstanzer (wie Anm. 89) S. 155 ff. Das Einladungsschreiben findet
sich in: Der Kampf um den Südweststaat, (Veröff. des Inst. f. Staatslehre u. Politik e. V. in
Mainz) München 1952, S. 23.

So konnte Landesverwaltungsrat Dr. Haug am 15.2. 1949 gegenüber einem Beamten der
Tübinger Staatskanzlei damit auftrumpfen, daß sich Hohenzollern in dieser Situation »etwas in
der Rolle des Umworbenen« fühlte. Konstanzer (wie Anm. 89) S. 156.

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