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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0036
Kallenberg

führenden Vertreter des Landeskommunalverbandes darauf bedacht sein mußten, in
Übereinstimmung mit der Landespartei zu bleiben .

Die Tübinger Regierung zog aus dieser Situation insofern die Konsequenzen, als sie
nun das von der Verfassung geforderte Gesetz über die Selbstverwaltung in Hohenzol-
lern in Angriff nahm110. Seiner parlamentarischen Behandlung gingen die verschiedensten
Auseinandersetzungen voraus, die am ehesten als Parallelerscheinungen zu den
zeitgenössischen Emotionen mancher Altbadener in der Südweststaatsfrage einzuordnen
sind. Dies führte bei der 2. Lesung des sogenannten Hohenzollerngesetzes im
Landtag von Bebenhausen am 1. September 1950 zu teils ironischen, teils offen
polemischen Auslassungen gegen bestimmte hohenzollerische Sonderwünsche111.
Innenminister Renner setzte sich mit den Forderungen auseinander, »die ein in
Hohenzollern sehr maßgeblicher Mann - ich möchte ihn den eigentlich maßgeblichen
Mann nennen, wenn er sich auch im Hintergrund hält - erhoben hat«, Forderungen, bei
denen es sich nicht um eine Selbstverwaltungsorganisation, sondern »um einen Staat im

109 Staatspräsident Dr. Gebhard Müller, zugleich Landesvorsitzender der CDU in Württemberg-
Hohenzollern, war ein entschiedener Verfechter des Südweststaates, hatte sich aber um einen
fairen Ausgleich mit dessen Gegnern bemüht. Er fühlte sich durch die heimlichen Angebote
Wohlebs besonders brüskiert und protestierte entsprechend scharf dagegen. Bei einer Besprechung
, am 24.2. 1949 in Tübingen, warnte er die Vertreter des Landeskommunalverbandes
(Landeshauptmann Moser, Stv. Landeshauptmann Müller, Dr. Haug) vor einer abweichenden
Neugliederungspolitik, versprach aber zugleich, sich im Kabinett für die hohenzollerischen
Belange einzusetzen. Das scharfe Urteil der Presse in der »Altwindeck-Affäre«, besonders auch
die heftige Reaktion der Schwäbischen Zeitung, dem führenden CDU-Organ des Landes, dürfte
die Gefahr der Isolierung deutlich gemacht haben. Konstanzer (wie Anm. 89) S. 157f.

110 Am 14. März 1950 fand eine erste Besprechung mit Vertretern Hohenzollerns (Landeskommu-
nalverband, Kreistage, Parteien) in Bebenhausen statt, denen dann auch der erste Regierungsentwurf
zur Stellungnahme vorgelegt wurde.

111 Der geschäftsführende Landeshauptmann Leonhard Stiegler, Diplom-Handelslehrer und Steuerberater
in Sigmaringen, veröffentlichte im Frühjahr 1950 eine diffuse Schrift mit dem Titel:
»Die Selbstverwaltung in Hohenzollern - ein Stück Vergangenheit oder ein wesendicher
Baustein für die Zukunft?« Im Zuge der Vorbereitung des Gesetzes über die hohenzollerische
Selbstverwaltung trat er am 10. Mai 1950 von seinem Ehrenamt zurück, weil »von bestimmter
Seite« - worunter man zweifellos auch die CDU-Fraktion im Landtag von Bebenhausen, deren
Vorsitzender der Sigmaringer Abgeordnete Franz Gog war, verstehen muß - »die Wahrung der
Interessen Hohenzollerns hinsichtlich seines zukünftigen Geschickes nicht mehr in traditionellem
Sinne der Hohenzollerischen Lande angestrebt wird«. Sein Rücktritt hat Stiegler nicht
gehindert, weiter die »Selbstbestimmung« Hohenzollerns zu fordern und unmittelbar vor
Behandlung des »Hohenzollerngesetzes« im Landtag den Bundesminister des Innern um Hilfe
gegen die Vergewaltigung Hohenzollerns durch Württemberg zu bitten. Gebhard Müller, der
die Gesetzesvorlage vor dem Landtag selbst begründete und einen geschichtlichen Abriß der
hohenzollerischen Sonderentwicklung gab, zeigte hier die Grenzen seiner Konzilianz: »Denn
wenige von Ihnen wissen, in welchem Trommelfeuer der Verdächtigung und der Hinterhältigkeit
und der Unehrlichkeit in der Frage der hohenzollerischen Selbstverwaltung und ihrer
Wahrung der Staatspräsident dieses Landes in den letzten Monaten gestanden ist.« Der
hohenzollerische CDU-Abgeordnete Jakob Hermann, Landwirt aus Rangendingen, sprach sein
Bedauern aus »über die ungeschickten, unqualifizierten Angriffe und Äußerungen, die von einer
bestimmten Seite gefallen sind ... Ich möchte bei dieser Gelegenheit feststellen, daß die
Abgeordneten von Hohenzollern sich von dieser Clique - wenn ich so sagen darf - absolut
distanzieren. Wir haben mit dieser Sache nichts zu tun«. Verhandlungen des Landtags für
Württemberg-Hohenzollern, Protokollband 4, Sitzung v. 1.9. 1950, S. 1748ff., 1756ff.

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