Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0037
Hohenzollerischer Geschichtsverein

Staate« handeln würde112. Auch wurde nicht versäumt, den Hohenzollern vorzurechnen
, daß es Württemberg ist, »das ihre leeren Kassen füllt«113. Insgesamt war der
Landtag bereit, »das Echte und Berechtigte des hohenzollerischen Traditionsgefühls« zu
respektieren, aber ohne die »Übertreibungen«, »die ihm in der Hitze des Kampfes um die
hohenzollerische Selbständigkeit angewachsen sind« m.

Das »Gesetz über die Selbstverwaltung der Hohenzollerischen Lande«115 vom 7.
September 1950 stellte den Landeskommunal verband wieder auf eine eindeutige rechtliche
Grundlage und gab ihm wieder gewählte Organe: den Kommunallandtag116, den
Landesausschuß, den Vorsitzenden des Landesausschusses und des Kommunallandtags,

112 Ebenda S. 1754 f.: Renner nannte als wichtigste Forderungen, die Konstituierung eines freien,
von allen Seiten unabhängigen Kommunallandtages, der seinerseits den Landeshauptmann in
freier Wahl bestimmt ... und der den Ministerien des Landes gleichgestellt und nur dem
Staatspräsidenten verantwortlich sein soll. Man wolle für Hohenzollern das Recht haben, nach
der Abstimmung über den Südweststaat bei dem Staatsministerium desjenigen Landes, dem es
sich anschließt, einen eigenen Personal- und Kulturreferenten zu verlangen, auch solle die
hohenzollerische Flagge bei Beflaggung staatlicher und kommunaler Gebäude neben der
Bundesflagge an erster Stelle geführt werden, also vor der Landesflagge, außerdem sollen für die
Kraftfahrzeuge in Hohenzollern besondere Nummernschilder verwendet werden. Vgl. auch das
undatierte Blatt »Forderungen des hohenzollerischen Volkes« (wie Anm. 97).

113 Es ist doch in Wahrheit nicht so, daß Opfer, die gebracht worden wären, kompensiert werden
müßten, sondern es ist doch so, daß wenn wir einmal die Angelegenheit vom nervus rerum, vom
Geld aus betrachten, die hohenzollerischen Lande von diesem Zusammensein mit dem alten
Württemberg nur profitieren. So Justizminister Carlo Schmid. Auch Staatspräsident Gebhard
Müller rechnete vor: Während auf den Kopf eines Württembergers im Jahr 1949 ein Defizit von
10,40 DM entfallen ist, entfällt auf den Kopf eines Hohenzollerns ein Defizit von 117,20 DM.
Verhandlungen (wie Anm. 111) S. 1756 u. 1757.

114 So der Abgeordnete Dr. Leuze (FDP/DVP), ebenda S. 1753. Von verschiedener Seite wurde
allerdings auch darauf hingewiesen, daß bei diesen ganzen Fragen nicht nur, wie es Viktor
Renner formulierte, sachliche Erwägungen maßgebend waren, sondern auch das Geltungsbedürfnis
bestimmter Personen, und Carlo Schmid meinte: Dieser ganze Patriotismus der
hohenzollerischen Lande', den man dort verkündet, ist doch ein Honorationen-Patriotismus, ist
der Patriotismus einiger Leute, die einige Pfründen winken sehen oder aber zumindest glauben,
so eine Bedeutung zu bekommen, die sich sonst zu erwerben ihnen offenbar zu schwierig
erscheint. Eines der vom Abgeordneten Gog sehr wirkungsvoll vertretenen hohenzollerischen
Anliegen, das allerdings nicht erfüllt wurde, war das Recht des Landeskommunalverbandes, bei
der Ernennung der Leiter der Oberschulen in Hechingen und Sigmaringen gehört zu werden.
Der CDU-Abgeordnete Josef Schneider verlangte die Ablehnung dieses Antrages, denn wenn in
Hohenzollern auf den Willen der hohenzollerischen Bevölkerung keine Rücksicht genommen
würde, so würde sich, wie man sich ausdenken kann, eine Stimme in Krauchenwies erheben, so
daß alle Bäume von Rangendingen bis ins Achbergische hinauf erzittern würden. Ihm schloß sich
der aus dem hohenzollerischen Glatt gebürtige SPD-Abgeordnete Karl Müller (Ravensburg),
der allerdings von hohenzollerischer Seite nie als Landsmann in Anspruch genommen wurde,
mit einem anderen Argument an: Wir wollen nicht den Grundstein legen für eine Vetterleswirtschaft
, denn darauf läuft das ja hinaus. Ebenda 1755f., 1759f.

115 Regierungsblatt für das Land wurttemberg-Hohenzollern 1950, S. 285ff.

116 Der Kommunallandtag geht allerdings, wie vor 1919, aus indirekter Wahl hervor. Der
Hechinger und der Sigmaringer Kreistag wählt je 10 Abgeordnete. Die beiden Landräte sind
Beratende Mitglieder. Vgl. Mühlebach (wie Anm. 57) S. 18, 97ff.

35


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0037