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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0049
Hohenzollerischer Geschichtsverein

zu einer dokumentarischen Genealogie des Hauses Hohenzollern auszuarbeiten und zu
veröffentlichen«34. Er legte das Schwergewicht auf die im eigentlichen Sinne landesgeschichtlichen
Arbeiten, einmal weil er dies bei einem »Organ für Vaterlandskunde« für
unerläßlich hielt, zum andern aber wegen der vom Freiherrn von Stillfried begonnenen
hausgeschichtlichen Studien, deren Bedeutung er auch deshalb hoch einschätzte, weil
Stillfried sich dafür nicht nur der besonderen Protektion, sondern auch der finanziellen
Unterstützung des Königs von Preußen erfreuen konnte35. Die Ursache dafür, daß
Eugen Schnells Einmannzeitschrift sich nicht über die dritte Lieferung hinaus behaupten
konnte, wird man weniger in der Erschöpfung des Stoffes36 suchen dürfen, als vielmehr
in dem abrupten Weggang Schnells von Sigmaringen. Eugen Schnell war Zeit seines
Lebens ein schwieriger und hochgradig reizbarer Mann, wozu gewiß ein »chronisches
nervöses Leiden«, von dem er selber spricht37, beigetragen haben mag. Da er sich in
seiner Verwendung in untergeordneten Stellungen zurückgesetzt fühlte, verließ er 1846
den fürstlichen Dienst und übernahm im folgenden Jahr in Freiburg die Redaktion der
kirchlich-konservativen Süddeutschen Zeitung38. Es versteht sich von selbst, daß er
unter diesen Umständen seine hohenzollerische Zeitschrift nicht mehr fortführen
konnte.

Eugen Schnell wollte mit seinem Organ39 »die historische Beschreibung einzelner
Parzellen unseres Vaterlandes« geben, und zwar nicht in selbstgenügsamer, auf das
Lokale beschränkter Betrachtung, sondern in dem Bemühen, darin »dem Bilde der
Gesammtverfassung Deutschlands, seiner früheren Institutionen und seiner Sitten zu
begegnen«. Umgekehrt forderte er, daß die Nachforschung gerade von den kleinsten
Parzellen des Vaterlandes ausgehen müßte, denn erst wenn die Arbeiten über das
Einzelne zu einem Ganzen vereinigt werden, »wird sich gewiß die genaueste und wahrste
Geschichte des gemeinsamen Vaterlandes ergeben«. In diesem Zusammenhang gehört
auch Schnells zustimmende Feststellung, die deutsche Gechichtsforschung habe nunmehr
einen neuen Ausgangspunkt gewiesen, »indem sie sich den früheren zerrissenen
Zustand Deutschlands zur richtigen Grundlage ihrer Thätigkeit gewählt hat«. Es geht
Schnell um die Einheit der deutschen Geschichte in ihrer Vielfalt, wie sie sich ihm in der
historischen Wirklichkeit zeigt. Dieser universale, in der ersten Hälfte des Jahrhunderts
von der einzelstaatlichen Geschichte schon schwer bedrohte historiographische Ansatz
ist bald durch die nationalpolitische Richtung, mit welcher der imponierende Aufstieg
der deutschen Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert unlösbar verbunden ist, für
lange Zeit verschüttet worden. Schnell hat an seinem umfassenden Geschichtsverständnis
und an der engen Verbindung von »Geschichte, Natur und Technik« im Geiste

34 So Eugen Schnell in der Erwiederung (vgl. unten Anm. 119) und ähnlich im »Prospectus« (Anm.
32).

35 Vgl. dazu unten S. 53 ff.

36 Dies behauptet Gustav Hebeisen in einem Schreiben an W. Pfleiderer v. 15.1. 1929. StA Sigm.,
Dep. FAS, Laufende Korrespondenz des Fürstl. Archivs 1928/29.

37 Gedenkblatt (Anm. 29) S. 11.

38 Uber die kirchliche und politische Tendenz dieses Organs gibt die Arbeit von Wilhelm Hubert
Ganser, Die Süddeutsche Zeitung für Kirche und Staat, Freiburg 1845-1848. Eine Studie über
die Anfänge des politischen Katholizismus in Baden. (= Histor. Studien 286), 1936, gute
Aufschlüsse, sie bringt aber über redaktionelle Organisation und Mitarbeiter, damit auch über
Eugen Schnell überhaupt nichts.

39 Die Zitate dieses Abschnitts entstammen dem Vorwon Schnells zu Heft 1 seiner Zeitschrift
(Anm. 33).

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