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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0050
Kallenberg

Erzherzog Johanns auch später festgehalten40. In methodischer Hinsicht stellt sich
Schnell entschieden auf den Standpunkt der kritischen Forschung. Erst vor kurzer Zeit
habe man vielfach die deutsche Geschichte noch in fabelhaften Märchen und Fiktionen
gesucht, »jetzt aber fordert ein gegründeter Anspruch auf Glaubwürdigkeit und auf
Wissenschaftlichkeit, daß keine Behauptung ohne Beweis aufgestellt werde, überall
fordert man Nachweise aus zuverlässigen Quellen und Urkunden, geschehe es auch mit
dem Opfer, eine Reihe liebgewonnener Fabeln oder selbst geschaffner Namen einzubüßen
«. Freilich dürfe man auch die Schwierigkeiten eines solchen Vorgehens nicht
übersehen: »Wer je geschichtliche Quellen gesucht hat, der wird zugestehen, wie
undankbar und mühsam dieses Geschäft ist«. Schließlich schneidet Schnell noch
Probleme der Darstellungsform und der Themenwahl an, die sich umso mehr stellten, als
es gelte, »die Ansprüche eines verschiedenartigen Leserkreises zu befriedigen«, -
Probleme, die später auch dem Hohenzollerischen Geschichtsverein zu schaffen machen
sollten.

Eugen Schnells Zeitschrift enthält, wie im Subskriptionsprospekt angekündigt, die
»Kronik der Klöster Inzikofen (!), Laiz, Gorheim und Hedingen bei Sigmaringen«, eine
»Historisch-statistische Beschreibung des Fürstlichen Oberamts Ostrach« und eine
»Urkundliche Geschichte der Herrschaft Wehrstein«. Die in Aussicht gestellte urkundliche
Geschichte des Klosters Wald, die als druckfertig bezeichnete Beschreibung des
Oberamts Wald sowie die vorbereiteten sämtlichen Oberamtsbeschreibungen des
Fürstentums sind nicht erschienen; Schnell hat diese Arbeiten auch später, als er
zeitenweise eine hektische literarische Produktion entwickelte, nicht mehr publiziert41.
Dagegen enthält seine Zeitschrift eine Abhandlung über den Heiligen Meinrad, in der er
die Vita Sancti Meginradi Bernos von Reichenau im lateinischen Text und deutscher
Übersetzung folgen läßt. Ein kürzerer Artikel über die Grenzen der Grafschaft
Sigmaringen, wie sie in der Belehnungsurkunde Kaiser Friedrichs III. von 1460 für die
Grafen von Werdenberg beschrieben waren, zeigt Schnells Gespür für den kritischen
Punkt in der Entwicklung der Grafschaft Sigmaringen. Erst mehr als ein Jahrhundert
später konnte Dieter-Wilhelm Mayer - angeregt von Franz Herberhold - nachweisen,
daß die Grafschaft Sigmaringen als solche erst 1460 durch Ausdehnung auf die alten
Grenzen des Sigmaringer Forsts entstand42. Eugen Schnell hat aber immerhin seinerzeit
schon erkannt, daß die damalige Jagdgrenze noch weitgehend mit der Grafschaftsgrenze
von 1460 übereinstimmte. Endlich enthielt die Zeitschrift auch noch einen Beitrag
aktuellen Gepräges: »Das Lehenswesen und die Allodifikationen im Fürstenthum
Hohenzollern-Sigmaringen«. Darin hat Eugen Schnell offensichtlich seine eigenen
Beobachtungen bei der Landesvermessung mit den von seinem Vater als Hofkammerdirektor
gemachten Erfahrungen zusammengefaßt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß
Schnells historisch-statistische Zeitschrift ein auch qualitativ durchaus hoffnungsvoller
Ansatz für die hohenzollerische Landesgeschichte war, um den sich von der Sache her
mit der Zeit wohl eine Gesellschaft von Geschichtsfreunden in Hohenzollern hätte
bilden können, zumal sich Schnell nicht nur an einen esoterischen Zirkel Geschichtskun-
diger zu wenden suchte, sondern in offenbar volksbildnerischer Absicht an ein breiteres

*° Heimpel, Geschichtsvereine S. 47.

41 In Gedenkblatt (Anm. 29) S. 29 nennt Schnell davon unter »Vorräthiges« nur noch die
Geschichte des Klosters Wald und bezeichnet sie als »zum größten Theile vollendet«.

42 Dieter-Wilhelm Mayer, Die Grafschaft Sigmaringen und ihre Grenzen im 16. Jahrhundert.
Die Rolle des Forsts beim Ausbau der Landeshoheit. (= Arbeiten zur Landeskunde Hohenzol-
lerns 4) Sigm. 1959.

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