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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0051
Hohenzoilerischer Geschichtsverein

Publikum, demzuliebe er den abgedruckten lateinischen Urkunden vom zweiten Heft ab
auch deutsche Übersetzungen beigab. Bemerkenswert sind Schnells vielseitige Kenntnisse
, sein unabhängiges Urteil und sein völlig selbständiges Vorgehen, dagegen dürfte
der dauerhafte Erfolg seines Unternehmens am ehesten und schon von vorne herein
durch seine Empfindlichkeit und seine Verquickung in die vielfältigen Rivalitäten
bedroht gewesen sein, die damals in der fürstlichen Verwaltung und hinter der
biedermeierlichen Fassade der kleinen Residenzstadt herrschten.

Zu gleicher Zeit wie Fidelis Baur und Eugen Schnell befaßte sich ein weiterer
Angehöriger der fürstlichen Verwaltung in Sigmaringen, Eduard Schwarzmann
(1815-1869), mit Fragen der hohenzollerischen Geschichte. Schwarzmann, ein gebürtiger
Stuttgarter und Sohn eines Archivkanzlisten, kam aus der württembergischen
Schreiberlaufbahn und wurde 1838 als Registraturkommissär, 1841 als Regierungsregi-
strator in Sigmaringen angestellt43. Er wurde zwar von Anfang an zu Archivarbeiten
herangezogen, doch konnte ihm die Betreuung des Archivs erst 1849 übertragen werden,
da die von ihm angestrebte Stelle des Haus- und Landesarchivars mit einem Oberbeamten
aus der Kameralverwaltung besetzt war. Wie stark Schwarzmann von archivarischen,
konservatorischen und auch von statistischen Vorstellungen bestimmt war, zeigt ein
Antrag, den er am 6. März 1843 an die Geheime Konferenz richtete44. Um die Resultate
der Gegenwart im Lichte der Wahrheit und der Unpartheilichkeit der Zukunft zu
erhalten, schlug er vor, daß in jeder Gemeinde des Fürstentums eine Ortschronik
angelegt werde, deren Führung auf Anordnung der Staatsregierung durch die Geistlichen
geschehen sollte. Die Pfarrer sollten unverzüglich alle bis jetzt bekannten ortsgeschichtlichen
Fakten festhalten und vom Jahr 1844 an jeweils am Jahresschluß »unter Zugrundelegung
der von ihnen gesammelten Notizen den Eintrag in die Bücher vornehmen. Dabei
wollte es Schwarzmann aber nicht bewenden lassen: Diese Jahreszusammenträge von
sämtlichen Gemeinden des Fürstenthums sollten einer aufzustellenden Commission oder
einem zu gründenden Verein für Vaterlandskunde45 zur Zusammenstellung
mitgetheilt, die Originalbücher aber in den betreffenden Gemeinden recht wohl verwahrt
werden ... Alle 3 Jahre, oder je nach dem zu bildenden Geschäftskreise des Vereins
alle Jahre, wären die Resultate in zweckmäßiger Bearbeitung unter amtlicher Authorität
durch den Druck bekannt zu machen. Aus den von Schwarzmann vorher angestellten
Erkundigungen ist klar erkennbar, daß es ihm primär um die Ortschroniken ging und der
Vorschlag einer Vereinsgründung diesem Zwecke untergeordnet war. Anders wurde
jedoch Schwarzmanns Antrag bei der Regierung aufgenommen. Die liberalen Oberbeamten
gingen wohl von einer anderen Geschichtsvorstellung aus als der Antragsteller46,
ihnen stach mehr die gemeinnützige und zeitgemäße Bedeutung eines vaterländischen

43 Vgl. dazu Franz Herberhold, Die Bildung der Sigmaringer Archive. Archival. Zeitschr. 50/
51, 1955 passim, bes. S. 71-74; Herbert Natale/Eugen Stemmler/Rudolf Seigel, Hundert
Jahre Staatsarchiv und Fürstliches Archiv Sigmaringen. ZHG 1,1965 S. 242, 246 f.; Bernhardt
(wie Anm. 7) S. 24, 26-31. - Auch das Bild Schwarzmanns entstammt dem Tafelwerk der
Museumsgesellschaft von 1845 (Anm. 12).

44 »Gründung eines Vereins für Geschichte und Altertum in Hohenz. (Schriftwechsel mit
Satzungsentwürfen aus dem Nachlaß Ed. Schwarzmann) 1842-1846.« StA Sigm., Dep. FAS,
Archiv des Hohenz. Geschichtsvereins.

45 Unterstreichung in der Vorlage.

46 Zur Begründung seines Antrags schreibt Schwarzmann einleitend: Das sogenannte Licht der
Aufklärung hat seit mehreren Jahrhunderten manche der wohlthätigsten und weisesten Gebräuche
und Einrichtungen der Vorzeit zerstört. So auch die Führung der Chroniken undA nnalen.

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