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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0054
Kallenberg

höchsten Herrschaften geknüpft gewesen. Auch hinsichtlich der vorgeschlagenen Vereinspublikation
erweist sich Schwarzmann als wenig originell, denn er empfahl die
Herausgabe von Hohenzollerischen Jahrbüchern, die auch im Untertitel von den
Württembergischen Jahrbüchern nur leicht abweichen. So ist sein Vereinsprojekt, mit
dem er sich so forsch über den erhaltenen Auftrag hinwegsetzte, bei näherer Prüfung eine
schwach retuschierte Kopie einer betont vormärzlichen, etatistisch gelenkten Societät
und steht auch von daher in Widerspruch zu der freien bürgerlichen Vereinsform, die
sich der Württembergische Altertumsverein 1843 gegeben hatte, - und die diesen nicht
gehindert hatte, dem König das Protektorat anzutragen und den Grafen Wilhelm von
Württemberg, den Erbauer des Lichtenstein, zum Vorsitzenden zu wählen.

Dies, und nicht nur die eigenwillige Überschreitung seines Auftrags, dürfte der
Hauptgrund gewesen sein, warum Schwarzmann seinen Entwurf am 5. Juli 1844 von der
Geheimen Konferenz mit der erneuten Aufforderung zurückerhielt, alsbald Statuten für
die Bildung eines Hilfsvereins zum Württembergischen Altertumsverein vorzulegen55.
Diesen Auftrag erfüllte er am 16. Juli, und noch klarer, als das württembergische Modell,
an das er nun gefesselt war, sagt Schwarzmann in § 1: Der Zweck des Vereins ist die
Aufsuchung, Sammlung und Erhaltung der Denkmäler der Vorzeit, welche geschichtlichen
oder Kunstwert haben. Bei einer solch engen Zielsetzung war nun allerdings -
obgleich jetzt eine freie Vereinigung entstehen sollte, in die jeder Interessent ein- und
wieder austreten konnte - in Hohenzollern nicht mit besonderem Zulauf zu rechnen.
Römische Niederlassungen von Bedeutung, wie in Rottweil oder Rottenburg, hatte es in
Hohenzollern nicht gegeben, und der Limes, dem so viele Altertumsvereine ihre
Entstehung verdanken56, liegt weit entfernt. Auch hatte man von den Schätzen, welche
die Bohnerzlager und Höhlen des Schwäbischen Jura für die Erhellung der Ur- und
Vorgeschichte bargen, noch kaum eine Ahnung57. Von da her ist es verständlich, daß
dieses so spezifisch archäologische Projekt im Sande verlief. Jedenfalls ist uns keine
Nachricht überliefert von einer weiteren Initiative der Geheimen Konferenz oder gar von
einem privaten Versuch einer Vereinsgründung, die mit den hier geschilderten Bemühungen
in unmittelbarem Zusammenhang gestanden hätten.

Bei unserer bisherigen Betrachtung ist uns nur wenig begegnet vom Geist der
Romantik, in dem man oft ausschließlich den Ausgangspunkt des erwachenden
geschichtlichen Sinnes in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts sehen wollte58.
Wenn Johler Kenntnisse erweitern und Vergnügen bereiten wollte, wenn Fidelis Baur
sein Konzept einer Landesgeschichte an der nüchtern-kritischen Erhellung der Vergangenheit
ausrichtete, wenn Friedrich Laßberg die romantisch-schwärmerische
Geschichtsbegeisterung seines Vaters zu überwinden suchte, wenn Eugen Schnell ein
Organ zur Sammlung und Verbreitung eines gesicherten geschichtlichen Wissens schuf,
wenn schließlich Eduard Schwarzmann im ganzen Land die Resultate der Gegenwart
festhalten und konservieren wollte, so können wir in keiner dieser Bemühungen einen

55 Das Dekret der Geheimen Konferenz und Schwarzmanns neuer »Entwurf von Statuten eines zu
dem Königl. Württ. Alterthums Verein zu gründenden Hülfs Vereins für das Fürstenthum
Hohenzollern-Sigmaringen« v. 16. Juli 1844 im Nachlaß Schwarzmann (wie Anm. 44).

54 Heimpel, Geschichtsvereine S. 51, 63 f.

57 Dazu K. Th. Zingeler, Die vor- und frühgeschichtliche Forschung in Hohenzollern. MH. 27,
1893/94; Eduard Peters/Oscar Paret, Die vor- und frühgeschichtlichen Kunst- und Kulturdenkmäler
in Hohenzollern. In: Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns Bd. 2, Stuttg. 1948, S.
475-495;

58 Vgl. dazu Heimpel, Organisationsformen S. 189 ff.

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