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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0068
Kallenberg

hingewiesen haben5. Mayenfisch war allerdings nicht so stark wie Laßberg an literarischen
Zeugnissen der Vergangenheit interessiert, er sammelte Bilder, Kunstgegenstände
und Antiquitäten aller Art. Damit hatte er schon zu einer Zeit angefangen, in der es noch
allenthalben Säkularisationsgut billig zu erwerben gab. Als er 1866 seine Sammlung an
den Fürsten Karl Anton für 46000 Gulden verkaufte, umfaßte sie hervorragende
Kunstgegenstände, eine große Zahl kirchlicher Geräte, eine Fülle von Waffen - allein 50
vollständige Rüstungen, 87 Hellebarden, 72 Schwerter, 90 Degen und Dolche - und
»über 1000 Stücke an Stein-, Bronze- und Eisengeräten, Bein- und Tonmanufakturen,
meist keltischen, etruskischen und römischen Ursprungs«6. Mayenfisch ist auch darin
mit dem alten Laßberg vergleichbar, daß er, noch weitgehend ohne wissenschaftliche
Voraussetzungen, »Kunstverstand« und »Spürsinn für Qualität« besaß7, oder, wie es
Karl Anton formulierte, daß er ihm auf dem Wege des Kunstsinnes und Instinkts, nicht
aber auf jenem geschulter Bildung, vorzügliche Dienste leistete8. In der Schweiz geboren
und zunächst in französischem Militärdienst, war Mayenfisch nach der Julirevolution
von 1830 als Kammerherr der Fürstin Amalie Zephyrine nach Sigmaringen gekommen9.
1846 wird ihm die offizielle Leitung der Sammlungen mit der Bezeichnung eines
Intendanten übertragen. In der Instruktion, die Karl Anton, damals noch als Erbprinz,
für ihn ausstellt, wird ihm außerdem zur Aufgabe gemacht, »sein Augenmerk auf
Fundgegenstände, welche inner Landes sich vorfinden oder entdeckt werden und
historischen, antiquarischen oder artistischen Werth haben, zu richten und darauf
bezügliche Anträge höchsten Orts zu stellen«10. Der Intendant hat viele Ausgrabungen
selber vorgenommen, er war »der eigentliche Totenerwecker und Auferstehungs-

5 Vgl. oben Kap. 2 mit Anm. 18-21 und Kaufhold (wie Anm. 2) S. 145. - Die unkritische
biographische Skizze von Anton Pfeffer, Baron Karl von Mayenfisch und das Sigmaringer
Museum, in: HJh. 10, 1950, S. 123-131 ist wenig ergiebig.

6 Knappe Beschreibung der Sammlung Mayenfischs bei Kaufhold (wie Anm. 2) S. 161.

7 Ebd. - Mayenfisch gehörte schon seit 1854 dem Gelehrtenausschuß des Germanischen Nationalmuseums
an. Vgl. Deneke/Kahsnitz (wie Kap. 2. Anm. 90) S. 1090. Über dessen Zusammensetzung
heißt es ebd. S. 1065, daß ihm »Fachgelehrte von Rang« etc. angehörten, aber auch
»Sammler, Fachleute von verschiedenen, damals ebenfalls erst im Auf- und Ausbau befindlichen
Museen und nicht zuletzt maßgebliche Vertreter der innerhalb der regionalen historischen Vereine
tätigen Provinzialhistoriker ... vielfach als Leiter und maßgebliche Mitarbeiter der regionalen
historischen Vereine, oftmals deren Initiatoren und Begründer, waren diese Mitglieder wichtige
Kontaktpersonen des Museums zu den Vereinen.«

8 Karl Anton an Lehner (wie Anm. 3).

' Einige bisher nicht bekannte Informationen über Mayenfisch finden sich in dem autobiographischen
Manuskript von Karl Theodor Zingeler, Lebenserinnerungen eines Prinzenerziehers,
S. 35ff., in der Hohenz. Heimatbibl. Hechingen, Ub 356 V, u.a. über dessen Tätigkeit als
Reisebegleiter der Prinzessin Stephanie und des Erbprinzen Leopold von Hohenzollern nach
Lissabon und des Prinzen Karl nach Rumänien. Nach dem Tod der Fürstin Amalie Zephyrine
(1841) soll Mayenfisch eine fast zweijährige Orientreise gemacht haben. »Auf seinen weiten
Reisen, aber auch im Lande selber«, so Zingeler S. 37, »hat Herr von Mayenfisch überall einen
offenen Blick für verborgene Kunstschätze gehabt und im Laufe der Jahre vieles erworben. Als er
alt geworden war, waren ihm seine Schätze lästig geworden, doch mochte er sich nicht davon
trennen. Daher bot er sie dem Fürsten Karl Anton zum Kaufe an, obwohl ihm von anderer Seite
ein höherer Preis dafür geboten worden war. Durch diese seine Anhänglichkeit an seinen Besitz ist
es denn ermöglicht worden, daß die Sammlungen dem Lande erhalten wurden.«

10 Zitat bei Kaufhold (wie Anm. 2) S. 146.

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