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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0073
Hohenzollerischer Geschichtsverein

Fürstentümern herrschenden strengen Staatskirchentum35. Die katholische Erneuerungsbewegung
hat dem kirchlichen Vereinswesen neue Impulse gegeben. Auf dem
Gebiet der katholischen Volksbildung hat sich auch in Sigmaringen, wenigstens seit
185556, eine Gruppe des Borromäusvereins gebildet, der sowohl eine literarische
Seite, die Verbreitung des katholischen Buches, wie auch eine politisch-propagandistische
im kirchlichen Sinne hatte37. Nach den Anspielungen auf die borromäiscbe
Gesellschaft zu schließen, hat auch die feucht-fröhliche Geselligkeit zum Vereinsleben
gehört38.

Ein weiterer Mittelpunkt kirchlichen Lebens war das Fidelishaus.Im Geburtshaus
des Heiligen Fidelis von Sigmaringen39 war 1857, wesentlich auf Initiative des Pfarrers
Thomas Geiselhan, ein erzbischöfliches Knabenkonvikt entstanden, das »Seminarium
Fidelianum«, das unter Geiselharts gestrenger Leitung stand und für künftige Theologen
bestimmt war, die das Hedinger Gymnasium besuchten40. Das Fidelishaus dürfte als
klerikale Hochburg nicht allein wegen seiner Räumlichkeiten, die dem kirchlichen und
geselligen Leben zur Verfügung standen, in dieser Zeit erhöhte Bedeutung gehabt haben,
sondern vor allem durch die Persönlichkeiten Geiselharts41. Lehner, für den das
Fidelishaus die Firma Geiselhart ist, charakterisiert ihn gegenüber Karl Anton: Diesen
Mann - ganz objektiv betrachtet - hab ich eigentlich nicht ungern. Seine Vierschrötigkeit,
seine Energie, seine Courage, seine plumpe Schlauheit und bärenhafte Geschmeidigkeit
componieren eine Originalität, die, als solche, mich immer anzieht. Er ist eine meiner
Lieblingsfiguren*2. Unter Geiselhart war in den Jahren 1866-1870 im Fidelianum auch
der junge gelehrte Präfekt Dr. Schäfer43 tätig, der später als Theologieprofessor in
Münster und Wien wirkte.

Natürlicherweise bestand zwischen dem Fidelishaus und dem Gymnasium eine
enge Verbindung. Diese 1818 im aufgehobenen Franziskanerkloster in Hedingen, am
Sigmaringer Stadtrand, gegründete Anstalt war mit kirchlichen Pfründen dotiert worden
und galt auch in preußischer Zeit als katholisches Gymnasium44. Sein Direktor, Dr.
Roman Stelzer, stammte aus Hohenzollern, hatte selbst das Hedinger Gymnasium
besucht und wurde, wie auch sein trauriges Schicksal während des Kulturkampfs zeigt,

55 Dazu Rösch, (wie Kap. 1 Anm. 48) S. 6f.

36 Ein bescheidener Hinweis bei Friedrich Eisele, Zur Geschichte der katholischen Stadtpfarrei
Sigmaringen. In: Mitt. Hohenz. 59, 1925, S. 121.

37 Wilhelm Spael, Das Buch im Geisteskampf. 100 Jahre Borromäusverein. Bonn 1950, S. 115ff.;
Alexander Schnütgen, Der Verein vom Hl. Karl Borromäus geschichtlich gewürdigt. In:
Zentralblatt für Bibliothekswesen 41/1924, S. 273-291, 327-337. An der Spitze des Borromäusvereins
stand von 1846 bis zu seinem Rücktritt 1871 der aus Hohenzollern stammende bekannte
katholische Dogmatiker Franz Xaver Dieringer. Vgl. Kap. 1 mit Anm. 53.

38 Lehner an Karl Anton, 8.12. 1867, FürstL Hofbibl. Sigm., Registratur, Betr. Bibl. u.
Sammlungen: Korresp. Karl Anton 1860-1871.

39 Wolfgang Müller, Fidelis von Sigmaringen. In: ZHG 7/8, 1972, S. 39-46.

40 Thomas Geiselhart, Das St. Fidelishaus und die Studienstiftungen in Hohenzollern. Sigm.
1868.

41 Thomas Geiselhan (1811-1891) war in Sigmaringen nicht nur der Begründer des Fidelishauses,
sondern auch der Waisenanstalt »Haus Nazareth«. Franz Dor, Thomas Geiselhart, der
Waisenvater von Hohenzollern. In: HH 8/1958, S. 8f., 23ff.; FDA 28, 1900, S. 240.

42 Lehner an Karl Anton, 11.12. 1867, wie Anm. 38.

43 Justinus Uttenweiler OSB, Universitätsprofessor Dr. Bernhard Schäfer von Stetten u. H.
(geb. 26. Januar 1841, gest. 15. Juni 1926). In: HJh 10, 1950, S. 67-106, hier bes. S. 76ff.

44 Ernst Wagner, Das Gymnasium von Sigmaringen 1818-1861. Sigm. (1961) S. 29ff.

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