Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0074
Kallenberg

von Karl Anton und Lehner zurecht der klerikalen Partei zugewiesen45. In
Hedingen waren in den Sechziger Jahren zwei katholische Geistliche als Professoren
tätig, deren Ausstrahlung weit über die Schule hinausreichte: der auch von wissenschaftlichen
Interessen bestimmte Dr. Theodor Dreher46 und Dr. Johann Evangelist Maier 47,
später langjähriger Reichstags- und Landtagsabgeordneter des Zentrums für Hohenzol-
lern.

Durch die Präsentation Karl Antons kam 1865 Silvester Miller als Stadtpfarrer nach
Sigmaringen, ein Geistlicher, der früher selber Religionslehrer am Hedinger Gymnasium
war und sich schon früh publizistisch und als Abgeordneter im Sigmaringer Landtag mit
den Wessenbergianern auseinandergesetzt hatte48. Er beschäftigte sich auch mit landesgeschichtlichen
Arbeiten: Die von mir vollzogene Ernennung des Stadtpfarrers Miller
von Trochtelfingen nach Sigmaringen, so läßt Karl Anton Lehner wissen49, führt uns ein
wissenschaftliches Element zu, welches nicht gering anzuschlagen ist. Miller ist ein
ungeschliffener Diamant, voll Geist und Begabung, aber roh und bäurisch. Daß sich das
klerikale oder »borromäische« Sigmaringen mit den hier genannten Männern erschöpft
hätte, ist nicht wahrscheinlich, aber es sind doch diejenigen, die von Lehner als die
einflußreichsten angesehen werden. Hinzu kommt auf jeden Fall noch Eugen Schnell,
der aber offenbar in der Gesellschaft wenig hervortritt50 und weitgehend seinen
schriftstellerischen Neigungen folgt, die stärker der volkstümlichen Unterhaltung gelten
als der Landesgeschichte51. Die Erwartung, Schnell jetzt, nachdem er durch das
Ausscheiden Roeßlers am Ziel seiner Wünsche war und das Archiv selbst leitete, in erster
Linie mit historischen Arbeiten beschäftigt zu sehen, bestätigt sich nicht. Schnells
»Geschichtliche Bilder und Erzählungen«52 veranlassen den Fürsten zu einem pointierten
Urteil gegenüber Lehner53: Die Schreibseligkeit des Autors concentriert sich in einem
ziemlich engen Kreis von kirchlichen Anschauungen mindern54 Werthes. Seine Erzählungen
riechen nach der Sakristei und passen ganz für die Pfarrhofluft auf dem Lande. Woher
nimmt er nur die Zeit ?/ Zur Katholikenpartei gehörte zweifellos auch Oberlehrer Anton

45 Stelzer (1822-1879) stammte aus Trillfingen; er stand als Rektor 25 Jahre an der Spitze des
Gymnasiums als er 1876 zum Ausscheiden aus dem Dienst gezwungen wurde. Ebd. S. 23-40;
Rösch (wie Kap. 1 Anm. 48) S. 85 ff.

46 Der aus Krauchenwies stammende Dreher (1836-1916) hat 1863 in Tübingen den philosophischen
, 1873 in Freiburg den theologischen Doktorgrad erworben. Er wirkte von 1866 bis zu
seiner Ernennung zum Domkapitular 1893 in Hedingen. Er trat auch mit landesgeschichtlichen
Arbeiten hervor. Ein biographischer Abriß von Adolf Rösch, FDA 44,1916, S. VII-XX; vgl.
ebd. 49, 1921, S. 2 ff.

47 Maier (1833-1899) aus Hörschwag, war seit 1858 am Gymnasium. Er wurde wegen einer Predigt
1875 suspendiert, 1876 entlassen. Rösch (wie Kap. 1 Anm. 48)S. 70f., 84,113;FDA28,1900, S.
298; Schwarz (wie Kap. 1 Anm. 55) S. 402.

48 Miller (1806-1869) aus Langenenslingen. Vgl. Eisele in: Mitt. Hohenz. 58,1924, S. 40 (sonst wie
Anm. 36); FDA 17, 1885, S. 83; Rösch (wie Kap. 1 Anm. 48) S. 6f.

49 Karl Anton an Lehner, 11.3. 1865 (wie Anm. 3).

50 »Hauptsächlich wegen seines chronischen nervösen Leidens und mancher unangenehmen
Erfahrungen hat sich Schnell schon seit mehreren Jahrzehnten vom gesellschaftlichen Verkehr
beinahe ganz zurückgezogen.« So Schnell über sich selber 1887, (wie Kap. 2. Anm. 29) S. 12.

51 Vgl. Seigel (wie Kap. 2 Anm. 2) S. 87: »Schnell ist im Grunde genommen - auch als Archivar -
immer Journalist gebheben.«

52 Eugen Schnell, Geschichtliche Bilder und Erzählungen. 2 Bde., Ravensburg 1866/67.

53 Karl Anton an Lehner, 30.1. 1867, wie Anm. 3.

54 Wort unterstrichen.

72


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0074