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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1979/0077
Hohenzollerischer Geschichtsverein

Die Statuten des Vereins zeigen eine unüberbietbare Nüchternheit6'. »Material für
eine Geschichte Hohenzollerns in umfassendem Sinn zu sammeln und zu publizieren«,
das ist die ganze Zielsetzung des Vereins. Von den weitschweifigen, hochgestochenen
Aufgabenbeschreibungen von Schwarzmann und Maercker ist nichts mehr geblieben,
auch nichts von der von Schwarzmann gesuchten Mitwirkung des Staates oder von
Maerckers jährlichen Versammlungen »auf der ehrwürdigen Stammburg des erlauchten
Fürstenhauses«. Mit keinem Wort wird des Königs gedacht, der im selben Jahr das Land
zur Einweihung des Hohenzollern-Neubaus besuchen wird, mit keinem Wort der
preußische Staat erwähnt, ja nicht einmal das fürstliche Haus. Die Einheit des Landes, in
dessen Rahmen der Verein wirken soll, wird als etwas ganz Selbstverständliches
vorausgesetzt. Die Vereinsgründung ist ein freier gesellschaftlicher Zusammenschluß,
ohne obrigkeitliche Einflußnahme. Für die Mitgliedschaft werden keine Bedingungen
gestellt.

Der Verein für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern verdankt seine
Gründung einem klerikal-liberalen Kompromiß, an dessen Entstehen indirekt
auch Fürst Karl Anton beteiligt war. Er kann sich Mayenfisch nicht als Vereinsvorstand
vorstellen, denn aus der wilden Ehe zwischen Kunst und Fidelishaus wird niemals ein
legitimes Geschöpf hervorgehen70. Nach der Vereinsgründung stellt er trocken fest:
Statuten des Vereins haben mich interessiert - kann aber noch nicht an absolute
Lebensfähigkeit glauben71. Auch Lehner hatte seine Zweifel. Er war es, der angesichts
der wissenschaftlichen Möglichkeiten den Vereinszweck auf den älteren Sammlergedanken
zurückgeschraubt hat72; aber er war ja schließlich von Profession Museumsdirektor.
Ob der Verein auch Bestand haben werde, war für Lehner noch offen. Wenn sein Name
dazu dienen soll, bloße lokale Mittelmäßigkeiten zu decken, will er sich hübsch kleinweis
zurückziehen71. Aber auch von kirchlicher Seite werden Bedenken angemeldet. Im
Freiburger Katholischen Kirchenblatt74 wird »vom kirchlichen Standpuncte« darauf
hingewiesen, daß die Gründung des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in
Hohenzollern auch von Geistlichen angeregt worden sei und daß ein großer Teil des
Klerus von Hohenzollern seine Mitglieder stelle. »Nach unserer Ansicht hätte es nicht
blos einen kirchlichen Charakter, sondern auch vom wissenschaftlichen Standtpuncte
aus einen größeren Werth gehabt, wenn der neu gegründete Verein als eine Filiale des
kirchlich-historischen Vereins der Erzdiözese Freiburg sich etabliert hätte«.

Uber die Haltbarkeit des Kompromisses von 1867, der sich auf das hohenzollerische
Selbstbewußtsein und auf das Interesse an der Geschichte und an ihren Zeugnissen
gründete, war noch nicht entschieden.

69 Mitt. Hohenz. 1, 1867/68, S.Xf., als Anhang Nr. IV dieser Arbeit wiedergegeben.

70 Karl Anton an Lehner, 2.4. 1867, wie Anm. 3.

71 Karl Anton an Lehner, 4.5. 1867, ebd.

72 Lehner an Karl Anton, wie Anm. 68: Ich denke, der klar formulierte Hauptzweck - Publikation
historischen Materials - ist allein im Stande, einen kleinen Localverein, der nicht über übermäßige
gelehrte Kräfte disponirt, eine Zeit lang am Leben zu erhalten, und zugleich der nach Entbindung
ringenden geistigen Hypertrophie besonders in gewissen Kreisen die richtige Bahn anzuweisen.

73 Wie Anm. 61.

74 Freiburger Katholisches Kirchenblatt, 1868, Nr. 23, S. 183.

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