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Schell
4. Bild: Die Reise, Itineratio B. Fidelis
Die Vorbereitungen für die Bildungsreise mit einer Studentengruppe sind getroffen. Mit
zwei Gefährten steht Markus Roy reisefertig zu einer letzten Verständigung vor der
Landkarte. Durch einen offenen Torbogen sieht man das wartende gesattelte Pferd und
den durch die Landschaft nach Süden führenden Weg. Die »Geometria« ist damit in
Verbindung gebracht, und Metiorne mentiatur wird dazu empfohlen. Eine Frau mit dem
Globus und ein Engel mit Reiseausrüstungen stehen als Symbole dafür. Und die Verse
lauten:
Dum modo longinquae Spectator es Urbis et orbis
Spectaculum deinceps Urbis et orbis eris.
Regna peragrando peregrina, Geometra factus,
Regnaq' Spemendo Rex Ganymeden ages.
Ein guetes Zihl dich hat bewegt,
Die Welt-theill abzumeßen;
Doch hast dich mehr auf dis verlegt:
Gott niemahl zu vergeßen.
'■ .1 , ;
5. Bild: Sprachkundig, Genera Linguarum
Die Reisefreunde Roy's berichteten, daß ihr Marschall mit Leichtigkeit die fremden
Sprachen lernte und sie ohne Schwierigkeiten gebrauchtelc. Im Bild steht Markus Roy im
Gespräch mit Wissenschaftlern der besuchten Länder, an deren hohen Schulen er sich an
öffentlichen Dispuationen beteiligte11. Die »Polilogia« ist als betroffenes Fach erwähnt,
und Fidelis damit als Meister in Fremdsprachen gepriesen. Auch das Symbolbild eines
Rhetors erinnert an seine Sprachenbegabung.
Eine weitere Beschriftung fehlt auf dieser Darstellung. Die Annahme, daß sie vom
Künstler als Ergänzung in die Reihe eingefügt wurde, ist denkbar, läßt sich aber nicht
belegen.
6. Bild: In Versuchung
Tentatio b. Fidelis muß das titellose Bild bezeichnet werden. Markus steht am Gestade
des Meeres im Kampf mit dem Satan und den Leidenschaften. Er hat einen Fuß auf die
Gestalt des Teufels gesetzt und mit dem anderen die am Boden liegende Personifizierung
der Sinnlichkeit getreten. Auch der Stolz liegt bereits niedergerungen am Boden, doch
trägt er noch hoffärtig die Krone und wagt es, den Jungmann am Mantelende
festzuhalten. In diesem Augenblick braucht der Studiosus höheren Beistand. Er findet
ihn im Kreuz des Herrn, das er fest umfaßt, und in der Liebe zum Gekreuzigten, den er
anruft amore. Er weiß sich auch gestärkt durch die heilige Jungfrau, die ihm als Stella
Maris am Himmel erscheint und ihm zuruft hac Stella, mit diesem Stern wirst du siegen!
10 Johann Wilhelm Freiherr von Stotzingen, in: Prozessakten Konstanz, Seite 250 ff.
" Ebda.
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