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Fidelitas Coronata
15. Bild: Der Mord, Martyrium B. Fidelis
Am Weg vom Gotteshaus geschieht der Überfall. Einige verhetzte Bauern schlagen mit
Schwert und Prügeln den Ordensmann nieder und töten ihn, der zu seiner Opferung
kniet und die Hände ausbreitet. Der Haß gebiert das Verbrechen. Doch der scheinbare
Untergang ist ein Sieg; der Engel bringt vom Himmel den Kranz und die Palme. Die
»Alchymia« ist als symbolhafte Zeichnung beigefügt, die zwei Alchimisten beim
Goldsieden am Herde sehen läßt und behauptet: Ex minera Soli - minera Solis. Dazu
heißt die vierzeilige Inschrift:
Is, qui cuncta lutum reputavit amore, fit aurum,
Tortura insontem mille liquante modis20.
Incipit ä ferro sancti aurea Martyris aetas,
Quöque coronetur, fit diadema sibi.
Verwandt, aus Liebe Jesu Christ,
Mit Schwerdter, Spies und Prigel,
Fidel in gold verkehret ist,
Geschmeltzt im Marter-Tigel.
16. Bild: Die Wunderblume, Innocentia
Soldaten und Mönche öffnen das Grab des Märtyrers. Sie finden den Leichnam des
ermordeten Fidelis und entdecken eine sonderbare Blume, die aus dem toten Herzen
wuchs. Ein Staunen erregt die Männer in Kutten und Uniform, denn sie glauben an ein
Wunder. Die zugehörige Bildszene drückt die unerwartete Freude aus, die einen
Naturfreund bewegt, der bei der Wanderung durch eine herrliche Landschaft eine seltene
Blüte antrifft: »Botanica« macht verständlich: Similium ä Similibus ortus.
Usqu' ad materiam primam resolutio numsit
Quaeritur? affirmas Scote, Thomista negas
Prima placet: primi sunt posthuma lilia testes
Candoris; flos est pulvere flore satus.
Die Bluemen dir auf deinem grab
Dir wahre Zeügnus geben,
Das deine Tugend nie schabab,
In Todt, dan noch bey Leben.
17. Bild: Zeichen des Himmels, Miracula B. Fidelis
Der Himmel gab seine Zeichen zum Beweis der Heiligkeit des Märtyrers Fidelis. Sein
Bild ist über die Wolken gesetzt als Ausweis seiner Macht, und darunter ist ein Kranz von
Wunderdarstellungen auf Erden aufgereiht, die man seiner Fürbitte zuschreibt. Votivbil-
dern ähnlich demonstrieren sie: Abwendung der Feuersbrunst, Erweckung von Toten,
Krankenheilungen und Errettung aus Gefahren, exstinxit impetum ignis; puella non est
mortua sed dormit; parturiens liberatur; muti loquntur; daemones eiciuntur; claudi
20 Probat, p. 2 c. 9.
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